Situation in der 3. Liga und KFC Uerdingen DFB-Vizepräsident Frymuth: „Wichtig ist, nachhaltig zu investieren“

Interview | Düsseldorf · DFB-Vizepräsident Peter Frymuth spricht über die Situation in der 3. Liga und das Engagement von Investoren wie Mikhail Ponomarev beim KFC Uerdingen.

Peter Frymuth ist Vizepräsident des DFB und in der 3. Liga zuständig für Spielbetrieb und Fußballentwicklung.

Foto: ja/Ralf Schilberg

Wie gestaltet sich die aktuelle Situation in der 3. Liga? Was sagt der DFB zum Fall KFC Uerdingen, wie steht der Liga-Träger zum Thema Geldgeber? Peter Frymuth ist als DFB-Vizepräsident für Spielbetrieb und Fußballentwicklung zuständig für die 3. Liga und bezieht  Stellung.

Die Entwicklung von Türkgücü München stand nach dem kurzzeitig angekündigten Rückzug von Investor Kivran auf der Kippe. Uerdingen befindet sich nach dem Rückzug von Investor Ponomarev in einem Insolvenzverfahren. Wie blickt der DFB auf diese Entwicklung in seinem Premiumprodukt 3. Liga?

Frymuth: In ihrer Gesamtheit hat sich die 3. Liga seit ihrer Einführung als eingleisige Profispielklasse bewährt und sehr gut entwickelt. Dies zeigen auch viele Zahlen aus dem Saisonreport 2019/2020, unter anderem wurde trotz der Corona-Krise ein neuer Höchststand bei den Gesamterträgen erreicht, auch die Reichweiten und die öffentliche Aufmerksamkeit sind stetig gestiegen. Der Report zeigt darüber hinaus, dass die 3. Liga sowohl im internationalen Vergleich als auch im Vergleich zu den Bundesligen anderer Sportarten wie Handball, Basketball und Eishockey hervorragend abschneidet. Allerdings sind die Ausgaben der Klubs ebenfalls weiter gestiegen. Die wirtschaftliche Stabilität bleibt also die größte Herausforderung der 3. Liga, daran arbeiten wir intensiv. Dafür ist unter anderem die Task Force 3. Liga eingerichtet worden, der Vertreterinnen und Vertreter vieler Interessengruppen, nicht nur der Klubs, angehören und in der die verschiedenen Perspektiven zusammengeführt werden. Natürlich schauen wir immer mit Sorge auf Klubs, bei denen sich größere wirtschaftliche Schwierigkeiten abzeichnen. Zunächst ist jeder Klub für seine Entscheidungen und seine Außendarstellung verantwortlich – im Rahmen des vom DFB vorgegebenen Regelwerks. Wir dürfen dabei auch nicht die aktuelle Gesamtsituation verkennen, die Lage ist aufgrund der Pandemie für alle Klubs nicht einfacher geworden.

Wie wirken sich Fälle wie Uerdingen auf das öffentliche Bild der 3. Liga aus?

Frymuth: Der Fokus richtet sich hier sicherlich in erster Linie auf den Klub selbst. Aber natürlich sind öffentliche Diskussionen, wie in einem solchen Fall, nicht förderlich für die 3. Liga.

Wie verfolgt der DFB die aktuellen Entwicklungen in Uerdingen inklusive Stadionfrage?

Frymuth: Der DFB sucht den regelmäßigen Kontakt mit dem Klub. Auch bezüglich der Stadionfrage stehen wir in Austausch mit allen relevanten Beteiligten.

Wie steht der DFB allgemein zu Geldgebern wie Ponomarev und Kivran?

Frymuth: Wenn in die Entwicklung des Fußballs investiert wird, ist das vom Grundsatz her erst einmal positiv. Damit ist nicht nur das Profiteam gemeint, sondern auch Nachwuchs oder Infrastruktur. Es sollte dabei immer die oberste Prämisse sein, dass dies verantwortungsvoll und nachhaltig geschieht. Und natürlich sind die hierfür vorgesehenen Statuten einzuhalten.

Können sich entwickelnde TV-Einnahmen dazu führen, dass sich die finanzielle Lage der Drittligisten bessert oder ist das im aktuellen Umfeld utopisch?

Frymuth: Der aktuelle TV-Vertrag hat sich gerade um ein Jahr bis Sommer 2023 verlängert, nachdem seitens der TV-Partner eine entsprechende Option gezogen wurde. Das ist ein starkes Signal in der aktuellen Situation, sorgt für Verlässlichkeit und Planbarkeit in schwierigen Zeiten und unterstreicht die Attraktivität der 3. Liga. Die Ausschreibung für den nächsten TV-Zyklus ab der Saison 2023/2024 ist im Sommer 2022 geplant, da wäre es noch viel zu früh, um zu spekulieren. Hier ist die Marktlage abzuwarten. Unser Ziel ist immer eine Verbesserung. Die Attraktivität der 3. Liga und ihre gestiegenen Quoten im Free- und Pay-TV machen da durchaus Hoffnung. Die TV-Gelder sind ein wichtiger, allerdings bei weitem nicht der einzige Baustein für die wirtschaftliche Stabilität. Dazu gehören auch die Optimierung anderer Ertragsquellen sowie eine höhere Sensibilität in der Liga, die Ausgaben an der Einnahmensituation auszurichten. Darüber hinaus ist das Zulassungsverfahren ein wichtiger Hebel, der immer wieder auf mögliche Optimierungen zu prüfen ist. All das sind Themen, die in der Task Force mitbehandelt werden.