Eishockey Die Krefeld Pinguine und der stete Kampf gegen alle Altlasten

Beim Tabellenletzten haben sie aufgeräumt — im Kader und im Trainerteam. Ob das für neue Ambitionen reicht, zeigt das erste Saisondrittel.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Das gesellige Treffen am Abend in einem Restaurant zwei Tage vor dem heutigen Saisonstart gegen den Meister aus München diente der Sponsorenpflege. Es verbreitete Symbolkraft. Seht her: Wir wollen wieder besser sein. Besser als in den vergangenen drei Jahren. Denn seither läuft die Musik in der DEL, ohne dass die Krefelder nur einen Ton dazu beitragen. Letzter, Vorletzter waren sie. Davor reichte es gerade noch für die Pre-Play-offs. Dann war schnell Feierabend.

Als Co-Kapitän Martin Schymainski in launiger Runde nach vorne gerufen wurde, packte sich Rick Adduono einen Kinderstuhl und postierte ihn vor Schymainski. Die Lacher hatte der Cheftrainer auf seiner Seite, schob den Stuhl dann aber schnell zur Seite und herzte Schymainski ausdrücklich. Schymainski ist Ur-Krefelder, ein Kraftpaket, 1,68 Meter groß. Die Pinguine feiern sich gerne als Familie, vergessen dabei aber allzu oft, wie Profisport erfolgreich präsentiert wird. Und sie haben in Adduono einen Cheftrainer, von dem viele sagen, die Hälfte des Gehalts beziehe er als Entertainer. Das freilich nicht in der Öffentlichkeit, obwohl man sich dem Charme und der Wärme, die der Kanadier ausstrahlt, nur schwer entziehen kann.

Das ist auch ein Grund, warum Aufsichtsratchef Wolfgang Schulz die Trennung von Adduono vor zwei Jahren als großen Fehler bezeichnete. So, als wäre er dazu gedrängt worden — was man sich nur schwer vorstellen kann. Zwölf Monate später holte er Adduono aus dem Ruhestand zurück. Das war Weihnachten 2016. Zu retten gab es nichts mehr. Deshalb wurde jetzt das Aufräumen zum Prinzip erhoben. Ob sich sportlicher Erfolg wieder einstellt, wird schon im ersten Drittel der Saison entschieden.

Mit 13 Spielern haben die Pinguine die meisten Transfers alle Clubs getätigt. Sie haben jetzt die jüngste Mannschaft der Liga. Einen Irrtum haben sie zwei Tage vor dem Saisonstart schon eingestanden. Antonin Manavian, französischer Nationalspieler und als Nummer-1-Verteidiger vorgesehen, wird nicht lizenziert, weggeschickt. Er hat die Erwartungen nicht erfüllt.

Adduono war Stürmer, sein aus Berlin gekommener Assistent Marian Bazany Verteidiger. Diese Konstellation gab es über ein Jahrzehnt nicht beiden Pinguinen. Sie gilt als beste Lösung für die tägliche Arbeit im Training und fürs Coaching im Spiel. Unter Adduono erreichte das Team seit 2009 zweimal das Halbfinale. 2013/14 führte er die Pinguine auf Platz zwei der Hauptrunde, wurde zum Trainer des Jahres in der DEL gewählt.

Adrian Grygiel, Mitglied der Meistermannschaft von 2003, ist nach elf Jahren in der DEL zurück in Krefeld und beerbt Herberts Vasiljevs als Kapitän. Ihm hat Adduono gleich vier Stellvertreter zur Seite gesellt in Daniel Pietta, Zugang Kurt Davis, Marcel Müller und Martin Schymainski. Ziel: Die Verantwortung einer renovierten Mannschaft auf mehrere Schultern zu verteilen. Das auch, weil in der Analyse des Misserfolgs des vergangenen Jahres die Stimmung in der Kabine als wesentliche Ursache ausgemacht wurde. Grygiel, neuer Chef in Kabine und auf dem Eis, ist unbelastet von diesen Grabenkämpfen der Vergangenheit.