Ein sportlicher Dreikampf mit Seltenheitswert

Schalkes Torhüter liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Nummer eins.

Gelsenkirchen. Es war schon fast skurril, wie sehr Huub Stevens versuchte, mit vielen Worten wenig zu sagen. Der Trainer des FC Schalke versuchte, nach dem Testspiel gegen den AC Mailand (0:1) so unverbindlich wie möglich zu sein, um sich ja keine Tendenz in der Torwartfrage entlocken zu lassen. „Wenn sie die ganzen Spiele sehen, dann hat — glaube ich — im ersten Spiel Ralf Fährmann im Tor begonnen, in der zweiten Halbzeit kam dann Timo Hildebrand. Im zweiten Spiel erst Timo und dann Ralf“, sagte Stevens. Und so weiter, und so weiter.

Stevens hat eine Debatte zu moderieren, die selbst für den so erfahrenen Holländer Neuland ist. Denn die Schalker verfügen über die kuriose Situation, dass sie mit Timo Hildebrand, Ralf Fährmann sowie Lars Unnerstall über drei Torhüter verfügen, die Stevens beim ersten Pflichtspiel allesamt bedenkenlos ins Tor stellen könnte.

Die sonst bei den Bundesligaklubs übliche Verfahrensweise, bereits frühzeitig vor Vorbereitungsbeginn eine eindeutige Nummer eins zu benennen, ist vor dieser Saison bei den Königsblauen außer Kraft gesetzt.

Die Schalker haben sich dieses Luxusproblem geradezu selbst eingebrockt, weil sie in der vergangenen Saison einen zuvor nicht vorstellbaren Verschleiß an Torleuten hatten. Alle drei mussten und konnten aufgrund von Verletzungen des jeweiligen Kollegen zeigen, dass sie der Aufgabe gewachsen sind. Dass allerdings am Ende sogar der nun in Sportler-Rente gegangene vierte Torhüter Mathias Schober auch noch ins Tor musste, passte zu dieser schier unendlichen Verletzungsgeschichte der Schalker Torhüter.

Es ist ein harter Dreikampf entbrannt, bei dem Lars Unnerstall zuletzt einen kleinen Dämpfer hinnehmen musste, weil er Probleme mit der Achillessehne hatte. „Er ist noch nicht spielfit“, wie es Stevens formuliert.

Aber sowohl Ralf Fährmann als auch Timo Hildebrand haben sich in den vergangenen Tagen überaus selbstbewusst dazu bekannt, sich der Aufgabe bedenkenlos stellen zu wollen. Der 33 Jahre alte Hildebrand verwies auf sein fortgeschrittenes Alter und die damit verbundene Erfahrung. Fährmann auf die Tatsache, dass er seinen Kreuzbandriss vollständig auskuriert habe und nun die ihm im vergangenen Jahr bereits zugedachte Aufgabe auf der Torlinie ohne Einschränkungen ausüben könne.

„Das ist eine ganz spezielle Situation. Das ist für die Jungs, aber auch für mich eine Herausforderung“, sagt Holger Gehrke, der zu Vorbereitungsbeginn das Torwarttraining der Schalker Profis übernommen hat. „So eine Situation habe ich auch noch nicht erlebt.“ Doch bei aller Rivalität scheinen die Kontrahenten einen guten Umgang miteinander zu pflegen. „Die Jungs sind charakterlich in Ordnung“, sagt Gehrke.

Erst im anstehenden Trainingslager (4. bis 11. August) der Schalker im österreichischen Klagenfurt dürfte die Entscheidung um die Nummer eins fallen. Und erst dann wird Trainer Huub Stevens eine eindeutige Meinung äußern.