Tony Jantschke geht gelassen in die neue Saison
Gladbachs Abwehrspieler Tony Jantschke spürt trotz Doppelbelastung keinen Druck.
Mönchengladbach. Tony Jantschke formuliert souverän und wirkt ruhig beim Termin mit der WZ im Trainingslager in Rottach-Egern. Von Nervosität bei Interviews ist bei ihm schon lange keine Spur mehr. Der Rechtsverteidiger von Borussia Mönchengladbach ist zwar erst 22 Jahre alt, geht aber bereits in seine vierte Saison beim Fußball-Bundesligisten. Und so souverän, wie der Abwehrspieler in der vergangenen Saison Stars wie Franck Ribery den Ball abgeluchst hat, meistert er inzwischen auch Gespräche mit Journalisten.
Jantschke hat sich unter Trainer Lucien Favre zum unumstrittenen Stammspieler entwickelt. Die Messlatte liegt inzwischen hoch, auch für ihn persönlich. „Die vergangene Saison war nahezu perfekt. Ich habe enorm viele Spiele gemacht (32, d.Red.), habe mich auch in der U 21-Nationalelf endgültig durchgesetzt. In der Bundesliga Platz vier, im Pokal-Halbfinale — was will man mehr“, sagt Jantschke, der seit 2006 in Gladbach spielt.
Stammspieler in einer Abwehr zu sein, die zeitweise Europas beste Defensive war, ehre ihn. Unter Druck setzen lasse er sich davon nicht. „Keiner darf davon ausgehen, dass wir eine so erfolgreiche Saison jedes Jahr schaffen. Wichtig ist ein einstelliger Platz in der Bundesliga“, sagt er gelassen.
Auch die hohen Investitionen, die für die namhaften Zugänge wie de Jong, Xhaka oder Dominguez gezahlt wurden, bringen sein Blut nicht wirklich in Wallung. „Der Verein hat viel investiert, aber auch viel verloren“, sagt Jantschke.
Mit der Teilnahme am Europapokal geht für ihn ein Traum in Erfüllung. „Dass ich das bereits mit 22 Jahren erleben darf, ist phänomenal“, sagt der gebürtige Hoyerswerdaer. Dass die Doppelbelastung nicht einfach ist, durfte der Verteidiger bereits in der vergangenen Saison erleben. „Ich hatte mehrfach unter der Woche U 21-Länderspiele. Das war nicht ohne. Durch die vielen Reisen im Europapokal wird es noch heftiger“, meint Jantschke. Alle Spieler im Kader seien gefordert, auf sich zu achten. „Ernährung, Schlaf — alles wird wichtiger. Das wird etwas neues, anderes als der Alltag in der Bundesliga. Ich freue mich auf dieser Herausforderung“, sagt der 22-Jährige.
2014 endet sein derzeitiger Vertrag, Gesprächen über eine vorzeitige Verlängerung würde der Abwehrspieler nicht aus dem Weg geben. „Wenn Sportdirektor Max Eberl, der mich 2006 nach Gladbach geholt hat, darüber reden möchte, werden wir das tun“, sagt Jantschke. Er fühle sich am Niederrhein pudelwohl, obwohl die Familie in Hoyerswerda, fast 700 Kilometer entfernt von Mönchengladbach, lebt.
Ende Mai war er auf Heimatbesuch in der Region zwischen Dresden und Cottbus. Zum zweiten Mal nach 2011 veranstaltete er dabei ein viertägiges Fußballcamp für 25 Kinder, trainierte mit DFB-Stützpunkttrainern den Fußballnachwuchs. „Ich bin inzwischen in einer Lage, Erfahrungen weiter geben zu können. In Hoyerswerda steht höherklassiger Fußball nicht so im Vordergrund. Mir ist wichtig, mir regelmäßig bewusst zu machen, wo ich herkomme“, begründet Jantschke das ehrenamtliche Engagement.
Langeweile kommt in seiner Single-Wohnung weit ab der Heimat sowieso nie auf. Mehr als 400 Filme besitzt der Kino-Junkie, „2004 mit dem Film ,Sieben’ von David Fincher fing alles an“, berichtet Jantschke. Drei bis vier Filme sieht er sich in der Woche an, quer durch alle Genres.