Gladbach probt für den Ernstfall
Rottach-Egern (dpa) - Maximale Erwartungen, minimale Zielsetzungen: Borussia Mönchengladbach muss in der Vorbereitung auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga einen Spagat vollziehen.
Nach den Galaleistungen in der Vorsaison mit der Entwicklung vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Qualifikanten, sind die Gladbacher im Trainingslager in Rottach-Egern bemüht, die Euphorie im Umfeld zu dämpfen. „Wir müssen uns als Mannschaft neu finden“, sagte Keeper Marc-André ter Stegen dem „Kicker“.
Ter Stegen geht konform mit Sportdirektor Max Eberl, der als Saisonziel „Platz sechs oder besser als Sensation“ bezeichnet hatte. „Jetzt müssen wir die neuen Spieler integrieren und benötigen dafür Zeit. Das macht die Aufgabe so schwierig“, meinte der 20 Jahre alte Torwart. In Rottach-Egern feilt Coach Lucien Favre daher am Feinschliff.
Kilometerlange Waldläufe bei Sonnenaufgang? Fehlanzeige. Auch den Kraftraum des luxuriösen „Seehotel Überfahrt“ haben die Gladbacher Profis im Trainingslager am Tegernsee, das bis diesen Freitag dauert, kaum von innen gesehen. „Wir haben bereits zu Beginn der Vorbereitung sehr hart gearbeitet und die Grundlagen gelegt. Es stehen nun taktische Übungen im Vordergrund“, erklärte Favre.
Der Ball ist stets im Spiel. Tumbes Konditionsbolzen zählt nicht zu Favres Methoden. Über allem schwebt sein Credo: Schnelles und präzises Kurzpassspiel, Ballbesitz, Ballkontrolle, Fehlerquote minimieren. „Er verlangt sehr viel, arbeitet mit sehr viel Weitsicht. Jedes Detail ist wichtig“, sagt Routinier Martin Stranzl.
Gladbach, der Sensationsvierte der vergangenen Spielzeit, hat die heiße Phase der Vorbereitung eingeläutet und probt für den Ernstfall. Erstmals in ihrer Clubgeschichte klopfen die „Fohlen“ in den Playoff-Spielen an die Tür zur Champions League, die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League ist bereits gesichert. „Europa elektrisiert uns alle“, sagte Eberl, „aber die Bundesliga ist unser tägliches Brot. Dort wollen wir unseren Weg weitergehen.“
Zuvor startet Gladbach im DFB-Pokal mit beim Drittligisten Alemannia Aachen (18. August) in die Pflichtspielsaison. Bis dahin will Favre die Star-Einkäufe Luuk de Jong, Granit Xhaka, Alvaro Dominguez, Peniel Mlapa sowie die schwedische Nachwuchshoffnung Branimir Hrgota so gut wie möglich integriert haben. „Wir müssen Geduld haben mit den neuen Spielern. Sie kommen aus anderen Ligen, müssen sich erst an das Niveau und hohe Tempo in der Bundesliga gewöhnen“, sagt Favre, der am Tegernsee auf Abwehrchef Dominguez verzichten muss. Der Innenverteidiger tritt für Spanien beim olympischen Fußballturnier in London an.