Eishockey-WM 18.688 Zuschauer und 21 Spieler feiern WM-Auftaktsieg

Deutschland gewinnt sein erstes WM-Spiel in Köln mit 2:1 gegen die USA. Und durch die Kölnarena weht ein bisschen der Geist von der letzten Heim-Weltmeisterschaft im Jahr 2010.

Felix Schütz (l-r), Dennis Seidenberg und Philip Gogulla jubeln nach dem Siegtreffer zum 1:2.

Foto: Marius Becker

Köln. Als Tobias Rieder nach 10 Minuten und 50 Sekunden den Puck an Jimmy Howard vorbei drückte, wehte erstmals ein Hauch von „Schalke 2010“ durch die Kölnarena. 18 688 Zuschauer staunten nicht schlecht, als die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft in ihrem Auftaktspiel der Heim-WM gegen die USA mit 1:0 in Führung ging. Und nachdem es bis dahin doch etwas verhalten auf den Rängen zugegangen war, wandelte sich die Atmosphäre durch den Treffer des in Diensten der Arizona Coyotes stehenden Angreifers binnen eines Moments von Anspannung in Ekstase.

Deutsche Fans jubeln während des Spiels.

Foto: Monika Skolimowska

Es war vor sieben Jahren, als die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes ihr kleines Märchen mit einem 2:1-Sieg gegen die US-Boys einleitete — vor mehr als 77 000 Zuschauern in der Gelsenkirchener Fußball-Arena. Seinerzeit trug es die Mannschaft des damaligen Bundestrainers Uwe Krupp gar bis ins Halbfinale. Anno 2017 einen ähnlichen Erfolg zu erwarten, würde den Druck auf das Team von Marco Sturm bei dieser Weltmeisterschaft jedoch weiter erhöhen.

Das 2:1 (1:0, 0:0, 1:1) gegen die favorisierten Amerikaner liefert auf dem Weg in ein mögliches Viertelfinale allerdings so etwas wie drei Bonuspunkte für den Gastgeber, geht es heute und am Montag mit Schweden und Russland doch gleich mit den Duellen gegen die schlittschuhtechnischen Feingeister der Gruppe A weiter.

Der kurzen aber wenig inspirierenden offiziellen Eröffnungsfeier mit einer musikalischen Pop-Nummer der einstigen deutschen Eurovision-Song-Contest-Teilnehmerin Cascada („Playground“) folgte beinahe ein richtiger Stimmungsdämpfer. Denn es dauerte nur wenige Sekunden, ehe Johnny Gaudreau beinahe für ein Entweichen der knisternden Luft aus der Arena gelassen hätte. Der Stürmer der Calgary Flames tauchte frei vor Thomas Greiss auf, scheiterte aber nicht nur in dieser Szene am glänzend aufgelegten deutschen Torhüter.

Gaudreau gegen Greiss — es war so etwas wie die Geschichte der ersten beiden Drittel. Immer wieder tänzelte sich der 23-Jährige durch die DEB-Defensive. Immer wieder fand er im Schlussmann der New York Islanders seinen Meister, der mit einer bemerkenswerten Ausstrahlung der notwendige Ruhepol war.

Trotz der Vorteile der USA versteckte sich Deutschland keineswegs, zeigte sich immer wieder vor Jimmy Howard, vor und nach dem Führungstreffer des agilen Tobias Rieder. Auch spielerisch wusste der Weltranglistenzehnte, der auf den angeschlagenen Kapitän Christin Ehrhoff verzichten musste, durchaus zu gefallen. Die beherzte Vorstellung wurde kurz vor Ende des zweiten Spielabschnitts von den Zuschauern mit der La-Ola-Welle honoriert, unterstützt von den zahlreichen schwedischen Fans, deren Mannschaft im ersten Turnierspiel trotz Führung am Ende Russland mit 1:2 nach Penaltyschießen unterlegen war.

Neun Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit gelang US-Kapitän Connor Murphy dann doch das, was seine Mitspieler zuvor zweieinhalb Drittel nicht imstande zu leisten waren: Deutschlands Torhüter Greiss zu überwinden. Aber die Mannschaft von Marco Sturm behielt die Ruhe. Kurz nachdem Danny DeKeyser bei der USA auf die Strafbank wanderte, fälschte Patrick Hager (54.) einen Schuss von Interimskapitän Dennis Seidenberg zum 2:1 ab — und plötzlich war der Geist von 2010 wieder zurück in der Domstadt.

Jetzt trugen die Zuschauer ihre DEB-Auswahl unter stehenden Ovationen durch die Schlussminuten. Die Amerikaner erhöhten noch einmal den Druck, nahmen Torhüter Howard zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Doch Thomas Greiss und seine Vorderleute wehrten auch die letzte Angriffswelle der USA ab und durften sich unter ohrenbetäubendem Jubel über den Auftaktsieg freuen.