Cortinas Argumente zählen nicht - DEB-Coach vor dem Aus

Prag (dpa) - Pat Cortina hat als Eishockey-Bundestrainer keine Zukunft mehr. Nur gesagt hat ihm das nach der eigentlich respektablen WM in Tschechien mit einem Schönheitsfehler am Ende noch keiner.

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„Ich habe immer gesagt, wir setzen uns nach der WM zusammen. Wir werden es vermutlich schon nächste Woche tun. Danach werden wir ein Statement abgeben“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl nach dem letzten deutschen WM-Spiel beim 2:3 nach Penaltyschießen gegen Absteiger Österreich.

Zum Abschluss hatte Cortina in Prag noch einmal eine Todsünde für deutsche Sportler zu verantworten: gegen Österreich zu verlieren. Als Verteidigung führte Cortina alle Argumente auf, die tatsächlich für ihn sprechen. „Wir waren das einzige Team in unserer Gruppe, das sieben Spiele in zehn Tagen spielen musste. Das hat uns vielleicht heute den Sieg gekostet“, sagte Cortina nicht ganz zu unrecht. Sein Vertrag wird nach drei Jahren nun wohl dennoch nicht verlängert.

Auch die mehr als 20 Spieler-Absagen für die WM führte der 50-Jährige auf: „Christian Ehrhoff, Dennis Seidenberg und Korbinian Holzer hätten uns sehr geholfen“, sagte Cortina über die aus verschiedenen Gründen nicht zur Verfügung gestandenen NHL-Verteidiger. „Auch mit Frank Hördler, Denis Reul und Sinan Akdag aus der DEL hätte es sicher anders ausgesehen“, meinte Cortina. Alles richtig.

Reindl scheint dem Italo-Kanadier allerdings die Absagenflut auch zur Last zu legen. Nicht alle Absagen waren verletzungsbedingt. „Man muss die Spieler emotional wieder mehr an das Nationalteam binden. Das ist in den letzten Jahren zu wenig geschehen“, meinte Reindl vielsagend.

Wegen etlicher Leistungsträger, die nicht dabei waren, ist das Abschneiden als WM-Zehnter beachtlich. Der erste Einzug in ein WM-Viertelfinale seit 2011 wäre beinahe gelungen. Gegen die Titelaspiranten Schweden (3:4) und Gastgeber Tschechien (2:4) stand die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) vor der Sensation. „Wir haben besser gespielt, als uns das viele zugetraut haben“, meinte Stürmer Kai Hospelt.

„Die WM war auf jeden Fall besser als die letzte“, sagte auch Reindl. 2014 hatte Cortina mit Platz 14 die schlechteste WM seit 2009 zu verantworten, als das Team unter Bundestrainer Uwe Krupp sportlich abgestiegen war und nur wegen der Heim-WM 2010 erstklassig blieb. 2013 verpasste das Team mit Cortina zudem erstmals überhaupt die Olympia-Qualifikation. Es ist eine Mischung dieser Misserfolge, der von Reindl beim DEB verbreiteten Aufbruchstimmung und der nächsten Heim-WM 2017, die zum Abschied Cortinas führen.

2014 löste Reindl Vorgänger Uwe Harnos als DEB-Präsident ab, setzte seitdem Reformen in Gang und will das deutsche Eishockey bis 2026 in die Weltspitze führen. Auf die Frage, ob zu dem Neuanfang nicht auch ein neuer Coach gehöre, sagte Reindl: „Da ist schon was dran, klar. Aber dafür muss man erst die notwendigen Gespräche führen.“

Wohl auch mit Krupp. Denn Reindl scheint vom Gedanken beseelt, den Eisbären-Berlin-Coach zurück zum DEB zu holen. „Die Krupp-Ära zu beenden, war ein Fehler ohne Not“, sagte Reindl zu der Entscheidung unter Harnos, sich 2011 von Krupp zu trennen, weil der einen Vertrag in Köln unterschrieben hatte. „Das kann funktionieren“, sagte Angreifer Patrick Reimer zu einer möglichen Doppelfunktion nun.

Im NHL-Veteran und Stanley-Cup-Sieger Krupp sieht Reindl die ideale Möglichkeit, der Heim-WM 2017 ein deutsches Gesicht zur bestmöglichen Vermarktung zu geben. „Es ist immer angenehm, wenn man einen im eigenen Land hat, der Deutsch spricht - klare Sache. Man muss dann aber auch jemanden finden, der hilft. Nur das Deutsch-sprechen kann nicht das Kriterium sein“, meinte Reimer und sprach einen wunden Punkt an. In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass Krupp immer nur dann Erfolg hatte, wenn er einen starken Co-Trainer hatte. So auch 2010, als nach dem eigentlichen Abstieg 2009 das DEB-Team sensationell Vierter wurde und Harold Kreis als Assistent half.