DEB-Spieler Dietrich stirbt bei Flugzeugabsturz
Hannover (dpa) - Eishockey-Nationalspieler Robert Dietrich ist bei einem tragischen Flugzeugabsturz in Russland gestorben. Der 25-Jährige war am Mittwoch mit seinem Team Lokomotive Jaroslawl auf dem Weg nach Minsk.
Die weltweite Eishockey-Szene ist geschockt.
Bangen Stunden voll verzweifelter Hoffnung folgte am frühen Mittwochabend die schreckliche Gewissheit: Das deutsche Eishockey trauert um Nationalspieler Robert Dietrich. Der Leistungsträger der Nationalmannschaft ist am späten Mittag als einer von mehr als 40 Menschen bei einem tragischen Flugzeugabsturz in Russland im Alter von nur 25 Jahren gestorben. Das bestätigte das Zivilschutzministerium in Moskau. „Das ist eine tiefe Tragödie für das gesamte deutsche Eishockey“, sagte Franz Reindl, Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), nachdem er über den Tod des 38-maligen Nationalspielers informiert worden war.
Der gesamte Kader von Dietrichs Team Lokomotive Jaroslawl soll ebenfalls an Bord gewesen sein. Stundenlang hatte der DEB nach Bekanntwerden der Flugzeug-Tragödie am späten Mittag versucht, über die Familie Dietrichs an Informationen zu kommen. Reindl stand in engem Kontakt zu den Angehörigen des im kasachischen Ordschonikidse geborenen Spielers. „Wir konnten dann nur noch unser tiefes Mitgefühl aussprechen“, sagte Reindl der Nachrichtenagentur dpa.
„Es tut weh, Robert zu verlieren“, ergänzte Reindl bei Sport1. Ex-Bundestrainer Uwe Krupp sagte dem TV-Sender: „Ich finde dafür einfach keine Worte. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“
„Ich habe es gerade gehört, eine schreckliche Nachricht“, sagte Nationalspieler Dennis Seidenberg von Meister Boston Bruins. Er selbst habe Dietrich nicht gekannt, aber mit dem Tschechen Josef Vasicek 2007 zusammen bei den Carolina Hurricanes gespielt, so der 30-Jährige.
Der Ex-Spieler der Adler Mannheim und DEG Metro Stars aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) war im Sommer zum dreimaligen russischen Meister gewechselt. Sein neues Team war auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel nach Minsk. Die Mannschaft aus der weißrussischen Hauptstadt spielt wie Jaroslawl in der russischen Profiliga KHL, die hinter der nordamerikanischen Profiliga NHL als zweitstärkste Liga der Welt gilt.
„Das ist der schwärzeste Tag in der Geschichte unseres Sports“, sagte Weltverbandspräsident Rene Fasel. Harold Kreis, bis zum Sommer Dietrichs Trainer in Mannheim und dessen aktueller Co-Trainer der Nationalmannschaft, war fassungslos. „Das sind schockierende Neuigkeiten“, sagte er. Dietrichs Nationalmannschaftskollege Simon Danner von der DEG twitterte unmittelbar nach Bekanntwerden des Unglücks: „Mir ist total schlecht!!! Ein russisches Flugzeug ist abgestürzt, mit einer Eishockey Mannschaft, in der Robert Dietrich spielt.“
Der überaus beliebte, weil bescheidene Dietrich, zählte zu den absoluten Leistungsträgern im deutschen Nationalteam. Die DEB-Auswahl war in diesem Jahr bei der WM Siebter und 2010 bei der Heim-WM sensationell Vierter geworden. „Ich habe das DEB-Trainerteam und Ex-Nationaltrainer Uwe Krupp bereits informiert. Alle waren völlig bestürzt“, berichtete Reindl.
In Russland sorgte die Tragödie für Trauer und Verzweiflung. In einer ersten Reaktion regte die Trainerlegende Viktor Tichonow an, dass alle KHL-Vereine Spieler an Lokomotive abgeben sollten, um den Club wieder aufzubauen.
Das Eröffnungsspiel zwischen Titelverteidiger Ufa und Vizemeister Mytischtschi wurde nach 14 Minuten abgebrochen, auf den Rängen beweinten Fans eine der größten Katastrophen des russischen Sports. Vor der Arena in Jaroslawl versammelten sich trauernde Menschen, Fans des dreifachen russischen Meisters legten an der Geschäftsstelle Blumen nieder.
Zu Jaroslawls Team zählen auch einige ehemalige NHL-Spieler. Karel Rachunek, Vasicek (beide Tschechien), Ruslan Salei (Weißrussland), Karlis Skrastins (Lettland), Pavol Demitra (Slowakei) und Alexander Wasjunow (Russland) standen zusammen rund 3000 Mal in der NHL auf dem Eis.
„Das ist ein Schock“, sagte Tschechiens Eishockey-Präsident Tomas Kral. „Sie waren nicht nur exzellente Eishockeyspieler, sondern auch gute Freunde und Menschen.“ Der slowakische NHL-Star Lubomir Visnovsky meinte: „Das ist eine große Tragödie. Diesen Tag möchte ich aus meinem Leben streichen.“
Trauer auch in der NHL: „Auch wenn diese Tragödie tausende Kilometer von unseren Arenen entfernt passiert ist, ist sie ein katastrophaler Verlust für die Eishockeywelt, inklusive unserer NHL-Familie, die so viele Väter, Söhne, Mitspieler und Freunde verloren hat“, sagte NHL-Commissioner Gary Bettman in einer Presseerklärung.
Auch bei der Basketball-EM in Litauen wurde den Opfern der Flugzeugkatastrophe gedacht. Vor dem Spiel der Gastgeber gegen Serbien in der Siemens Arena von Vilnius gab es eine Schweigeminute. In der später während der Partie ohrenbetäubend lauten Halle war es absolut still, als an die mehr als 40 Toten erinnert wurde.