DEB-Team will Revanche gegen Russen-Stars
München (dpa) - Das soll es erstmal gewesen sein mit Ehrfurcht und Scheu: Nach dem russischen Weckruf durch Alexander Owetschkin und Co. wollen sich Deutschlands Eishockeyspieler im Testschlusssprint zur WM nicht mehr den Schneid abkaufen lassen.
Zwei Tage nach dem kuriosen 2:4 (0:4, 1:0, 1:0) von München, das sich Pat Cortinas Team in eineinhalb Minuten Tiefschlaf eingebrockt hatte, soll dem Rekordweltmeister in Landshut ein anderes Gesicht gezeigt werden. „Am Samstag müssen wir den Respekt gleich von Beginn an ablegen“, forderte Kapitän Frank Hördler vor dem zweiten Vorbereitungsmatch gegen die „Sbornaja“.
In knapp zwei Wochen gehen die Titelkämpfe in Minsk los, und bis dahin wird Cortina noch viel tüfteln müssen. Aus einem Kader ohne die ganz großen Stars, dafür mit auffallend vielen Youngstern, gilt es eine WM-reife Mannschaft zu formen. Gegen die Russen wirkten die Spieler des Deutschen Eishockey-Bundes zu Beginn wie Schlittschuh-Bambinis.
„Wir waren 22 Zuschauer“, brachte es Cortina auf den Punkt. Die dritte Niederlage nacheinander brachte den Italo-Kanadier aber nicht aus dem Konzept, im Gegenteil: Sein immer wieder durchblitzendes Grinsen bei der Analyse zum Spiel deutet an, dass ihm der Warnschuss gar nicht so ungelegen kommt. Reagieren statt zu agieren sei das falsche Mittel, betonte der Coach nach der Niederlage in München, die Ilja Nikulin (5.), Sergei Plotnikow (5.), Wiktor Tichonow (6.) und Anton Glinkin (14.) mit ihren Treffern besiegelten. Matthias Plachta (31.) und Felix Schütz (44.) sorgten später für die deutschen Tore.
Mit zynischem Unterton erzählte Cortina über die ersten 20 Minuten: „Es hat Spaß gemacht zuzusehen.“ Aber bei manch einem lässt eben die Konzentration mal kurz nach, wenn NHL-Multimillionär Owetschkin seine Aufwartung macht. „Das war überragend“, erzählte Debütant Tobias Rieder, dem bei seinem ersten Auftritt im ersten Länderspiel sogleich der russische Puck-Held höchstpersönlich gegenüberstand. Selbst Routinier Felix Schütz schwärmte über Owetschkin: „Wir sind alle gute Eishockeyspieler, aber bei ihm ist das schon noch was anderes.“
Bis zum Eröffnungsspiel der WM gegen Kasachstan am 10. Mai gilt es nun vor allem, den jungen Spielern die Angst vor den großen Namen zu nehmen. Youngster gibt es genug: In Rieder, Leon Draisaitl und Dominik Kahun standen drei Nordamerika-Rookies auf dem Eis, in Landshut dürfte laut Cortina dann auch Marcel Noebels spielen.
„Das ist nur Vorbereitung hier, wir wollen uns verbessern und haben ja noch Spiele vor uns“, sagte Schütz. Personelle Verbesserungen könnten gerade noch rechtzeitig zur WM aus Köln und Ingolstadt, den beiden Liga-Finalisten, kommen. Fünf bis acht Spieler der Teams kommen für den A-Kader infrage, wie der Bundestrainer am Donnerstagabend aufzählte. Nach dem übernächsten Testspiel in rund einer Woche in Mannheim könnten diese zur Mannschaft stoßen.
Von den Neulingen habe Draisaitl bislang die größeren Chancen als etwa Dominik Kahun auf das WM-Ticket, berichtete der Trainer. Schon mit Blick in die Zukunft will Cortina unbedingt mehr Youngster auf internationales Eis schicken. „Die wollen ihre Chance haben“, meinte er. Die nächste bietet sich in Landshut - und dann soll der Name Alexander Owetschkin schon weit weniger erschrecken als in München.