Düsseldorf EG DEG-Rückkehr? Der Brehmstraße-Geist ist aus der Flasche

Am Samstag feierten 9000 DEG-Fans ihren Daniel Kreutzer und ihre geliebte Eishalle. Manche träumen von einer Rückkehr, doch die ist unrealistisch.

Foto: Horstmüller

Düsseldorf. Es waren nur drei Worte, aber die reichten. Mitte August hatten die Eishockey-Profis der DEG zur Saisoneröffnung in die Altstadt geladen und eine Bühne vor das Rathaus gestellt. Auf der erzählte ihr langjähriger Kapitän Daniel Kreutzer von seinem Abschiedsspiel. Und als Pressesprecher Frieder Feldmann die entscheidende Frage stellte, sorgte Kreutzers kurze Antwort für Freudeschreie: „An der Brehmstraße.“

Am Samstag war der große Tag nun gekommen. Und er verlief so, wie sich ihn alle vorgestellt hatten: Vor dem Spiel, weil das Zoo-Viertel rot-gelb war. Währendessen, weil auf den ausverkauften Tribünen geschunkelt und gesungen wurde. Danach, weil alle Beteiligten mit leuchtenden Augen von ihrer persönlichen Zeitreise erzählten. DEG-Legende Walter Köberle hatte „Gänsehaut beim Schneewalzer“.

Es dauerte nicht lange, da kam die Debatte in die Gänge, ob die Rückkehr vom Dome an die Brehmstraße wirklich bloß einmalig war. Ginge das nicht auch für ein Pflichtspiel in der Deutschen Eishockey Liga? Vielleicht gar als jährliches Event, wie sie es in München in der großen Olympiahalle machen? So wurde die Brehmstraße mal wieder zum Symbol für die Gretchenfrage im Profisport: Geld oder Liebe?

Die Frage ist natürlich nicht absolut zu beantworten, im Idealfall bedingen sich die vermeintlichen Gegensätze. Bei der DEG ist die Situation allerdings verzwickt. Weil die Brehmstraße nicht nur architektonisch besonders ist, sondern auch Heimat der acht Meisterschaften, während es im Dome zuletzt nicht mal für die Play-offs reichte. Nicht zu Unrecht heißt es, dass die Debatte eine andere wäre, wenn die DEG mal einen Titel im Dome feiern dürfte. Wenn neue Jubelbilder die alten vielleicht nicht verdrängen, aber zumindest ergänzen.

(Stunden vor dem Spiel warteten hunderte Fans vor der Halle.)

Um das zu schaffen, braucht es aber mehr Geld als aktuell. So geht es für das DEG-Management einerseits darum, das Andenken in Ehren zu halten, um Fans und Wirtschaft trotz der sportlichen Durststrecke von der Relevanz des Clubs zu überzeugen. Gleichzeitig darf die Gegenwart vor all den schönen Geschichten nicht verblassen. Geld verdient man in der DEL, die kaum TV-Einnahmen generiert, nicht mit Anekdoten, sondern mit Werbung und Tickets. Und zwar für bequeme Polstersessel mit Armlehnen, nicht für kalte Holzbänke mit einer Eisenstange im Rücken.

Das weiß auch Daniel Kreutzer, der mittlerweile Co-Trainer ist. Sein Abschiedsspiel sei eine „einmalige Sache“ gewesen. Kreutzer hat mehrfach betont, dass es 2006 ein Fehler war, den symbolischen Fußweg von der alten zur neuen Halle als Trauermarsch zu inszenieren. Deswegen will er es diesmal besser machen, positiver: „Wir nehmen den Geist von der Brehmstraße jetzt mit in den Dome“, sagte er am Samstag, „wir haben so viel Potenzial in Düsseldorf, das Eishockey wieder an die Spitze zu bringen.“

Das war ganz nach dem Geschmack von Stefan Adam, dem Geschäftsführer der DEG. Natürlich hatte auch er „den Flashback in die 90er genossen“, wie er sagte, „aber ein Ligaspiel an der Brehmstraße ist nicht realistisch“. Von zehn Kriterien erfülle das Stadion neun nicht. „Man sollte nicht glauben, dass wir das mit der Liga nicht schon besprochen hätten. Wenn man so einen Traditionsstandort in der Stadt hat, kann man den natürlich auch mal nutzen“, sagt Adam, aber eben nicht ohne Investitionen. Und wer soll die übernehmen? Die Stadt als Eigentümerin? Obwohl es eine mit Steuergeldern finanzierte neue Arena gibt?

An der Brehmstraße müsste hingegen so gut wie alles neu konzipiert werden: Einlassbereiche, Kabinen, sanitäre Anlagen, Imbiss- und Fanartikel-Stände, Videowände, Tonanlage, Kameraplätze, Medienbereich, Verkehrskonzept. Für Kreutzers Abschiedsspiel brauchte es davon nicht alles, manches war durch immensen Aufwand provisorisch angekarrt worden. „Ich habe ja im Hintergrund verfolgt, was da an Organisation und Logistik auf die Beine gestellt wurde. Das war schon enorm, da haben mehrere Leute monatelang für gearbeitet. Und wir reden hier über ein Juxspiel, bei dem die Wettkampfkriterien der DEL irrelevant waren“, sagt Adam und nennt dann erst den wohl entscheidenden Punkt: das Thema Sicherheit.

Es darf davon ausgegangen werden, dass im Rathaus diverse Augen zugedrückt wurden, um Daniel Kreutzer den Abschied in „seinem“ Stadion zu ermöglichen. Und es darf davon ausgegangen werden, dass viele Fans wegen der nostalgischen Stimmung über lange Wartezeiten an den Ständen und den fehlenden Komfort hinwegsahen. Dass das Wetter mitspielte, es weder schneite noch regnete und kein eisiger Wind durch die offene Halle pfiff, war ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Ganz ausschließen will Adam eine temporäre Rückkehr an die Brehmstraße dennoch nicht. Zwar hätten die Person Daniel Kreutzer, die vielen Legenden und „Einmaligkeit der Veranstaltung“ den Tag so besonders gemacht, ein Testspiel in der alten Halle kann er sich aber dennoch vorstellen: „Wir haben in der Vorbereitung keine Heimspiele, weil wir im Dome immer erst spät Eis haben. Vielleicht finden wir dafür ja mal eine Lösung an der Brehmstraße.“