Eishockey Rezept gegen die Flaute - So will die DEG mehr Tore schießen

Düsseldorf · Die DEG trifft das Tor zu selten. Trainer Kreis fordert deswegen ein Umdenken bei der Mannschaft und gibt eine Parole aus.

DEG-Stürmer Tobias Eder ist diese Saison noch ohne Tor. Zuletzt ließ er in Ingolstadt eine große Chance liegen.

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Harold Kreis hatte seine Hausaufgaben gemacht. Minutiös listete er diese Woche bei der Pressekonferenz vor den Heimspielen der Düsseldorfer EG gegen Nürnberg (Freitag, 19.30 Uhr) und Straubing (Sonntag, 16.30 Uhr) die Schuss- und Torstatistiken der drei Topteams aus der Deutschen Eishockey Liga auf. Das sollte nicht etwa ein Beweis für sein ausgezeichnetes Zahlengedächtnis sein, vielmehr stellte der DEG-Trainer die Daten des Führungstrios denen seiner eigenen Mannschaft gegenüber. Und dabei kam das heraus, was die meisten Beobachter mindestens im Gefühl haben: Dass die DEG seit Wochen zu wenige Tore schießt, liegt vor allem daran, dass sie es zu selten versucht. Also bemühte Kreis seine Version des alten Spruchs, den NHL-Legende Wayne Gretzky einst berühmt machte: „Jede Scheibe, die nicht zum Tor geht, hat keine Chance reinzugehen.“

Dass sich solche Weisheiten nicht nur klug anhören, sondern der Wahrheit entsprechen, beweisen die Zahlen: München, Mannheim und Straubing haben nach rund drei Vierteln der Hauptrunde jeweils deutlich mehr als 1100 Mal aufs Tor geschossen, die DEG dagegen nur 962 Mal — seltener versucht es kein anderes Team. Und so kann es wenig überraschen, dass München (127 Tore), Mannheim (126) und Straubing (124) am häufigsten jubeln dürfen, die Düsseldorfer mit 87 Saisontreffern aber nur auf Platz zwölf der Rangliste stehen.

Das liege allerdings nicht daran, dass sie zu selten in passende Gelegenheiten kämen, sie würden diese schlichtweg nicht nutzen. Das sei erst am vergangenen Wochenende zu sehen gewesen: Beim 2:1 gegen Berlin habe Leon Niederberger bei einem Konter „nicht eine Sekunde daran gedacht, die Scheibe zu Tobi zu passen“, stattdessen selbst geschossen und den Puck im Tor untergebracht. Zwei Tage später, beim 2:3 in Ingolstadt, wählte der angesprochene Tobias Eder in einer ähnlichen Situation den anderen Weg: Er passte, die Chance war dahin. Da gehe es gar nicht mal darum, dass der erste Schuss zwingend drin sein müsse, man könne „so auch eine defensive Formation aus der Position bringen und Nachschüsse bekommen“. Und so forderte der Coach ein Umdenken bei seiner Mannschaft: „Wir brauchen eine Shot-First-Mentalität.“ Soll heißen: Der Torschuss soll ab jetzt stets die erste Alternative sein.

Gegner Nürnberg gewann von zuletzt zehn Spielen nur eines

Inwiefern sein Team das verinnerlicht hat, wird sich bereits heute Abend gegen Nürnberg zeigen. Ein enorm wichtiges Spiel, was nicht nur an der Tatsache liegt, dass mehr als 5000 Schülerinnen und Schüler in der Halle sein werden, die sicher wiederkommen wollen, wenn sie ein aufregendes Spiel mit vielen Toren zu sehen bekommen. Das liegt vor allem an der Tabelle: Ein Sieg würde den Vorsprung auf Platz elf auf 13 Punkte steigern. Und bei allen Ambitionen, noch unter die ersten Sechs und damit direkt ins Viertelfinale zu kommen, darf ja nicht vergessen werden, dass die DEG (derzeit Siebte) noch auf Rang elf abrutschen und die Play-offs verpassen könnte.

Da kommt es der DEG entgegen, dass sie auf ein Team trifft, das mächtig neben der Spur ist. Monatelang schien es den Nürnbergern nichts auszumachen, dass ihr langjähriger Haupt- und Namenssponsor Thomas Sabo zum Saisonende seinen Abschied angekündigt hat. Ob es ohne die millionenschwere Unterstützung des Schmuckunternehmers künftig noch DEL-Eishockey in Nürnberg zu sehen gibt, steht in den Sternen. Doch auf dem Eis war nichts von Existenzsorgen zu sehen. Nach 27 Spieltagen standen die Franken auf Rang fünf. Aber seitdem klappt kaum noch etwas: Aus den vergangenen zehn Spielen gab es nur einen Sieg, ein 1:0 gegen die ebenfalls von Zukunftsängsten geplagten Krefeld Pinguine. Prompt fielen die Ice Tigers aus den Play-off-Rängen.

Die Hoffnung haben sie in Nürnberg dennoch nicht aufgegeben. Auch, weil sie heute zwei neue US-Amerikaner mitbringen, die für den Umschwung sorgen sollen. Der eine ist allerdings gar nicht wirklich neu: Jim O‘Brien, eigentlich als einer der Topspieler eingeplant, war monatelang verletzt und wird sein erstes Saisonspiel machen. Der andere, Jack Skille, wurde dieser Tage nachverpflichtet. So soll das Spiel für beide Seiten eine Art Neuanfang werden: Für die einen personell, für die anderen taktisch.