Düsseldorfer EG DEG: Streit zwischen Stadt und Gesellschafter spitzt sich zu
Ändert der Verein seine Strukturen nicht, könnte die Stadt den Geldhahn zudrehen. Dann droht der DEG die Insolvenz.
Düsseldorf. Überrascht sei er gewesen, der Mikhail Ponomarev, war am Samstag zu lesen. Der Gesellschafter der DEG Eishockey GmbH hatte ein Interview gegeben, um zu den Enthüllungen unserer Zeitung Stellung zu nehmen. Ponomarevs Problem ist allerdings, dass er keinen Vorwurf entkräften konnte. Vielmehr bestätigte er unseren Artikel, nachdem es zwischen seiner Firma Energy Consulting und der DEG keinen schriftlichen Vertrag gibt, obwohl das Logo des Unternehmens die komplette Saison als Hauptsponsor auf dem Trikot des Eishockey-Erstligisten zu sehen war.
Auch, dass die Firma ihren Verpflichtungen nicht komplett nachgekommen ist und der DEG noch 153 000 der ausgehandelten 330 000 Euro schuldet, dementierte Ponomarev nicht: „Alle finanziellen Absprachen betreffen nur die Gesellschafter. Es gibt keine vertraglichen Vereinbarungen und damit auch keine Verpflichtungen gegenüber dem Club“, sagt Ponomarev in dem Interview.
Das bringt vor allem DEG-Geschäftsführer Paul Specht unter Druck, hatte der gegenüber dieser Zeitung und dem gewohnt gut informierten „Halbangst Blog“ doch gesagt, dass es sehr wohl einen Vertrag mit dem Hauptsponsor geben würde. Am Sonntag war Specht trotz mehrmaliger Anrufe nicht für eine erneute Stellungnahme zu erreichen.
Der Geschäftsführer genießt bei der Stadt Düsseldorf ohnehin nicht mehr den besten Ruf — längst bevor der fehlenden schriftliche Vertrag mit dem Hauptsponsor ans Licht kam. Zwar vermied es Oberbürgermeister Thomas Geisel, ins Detail zu gehen oder konkrete Personen zu kritisieren, sagte aber grundsätzlich: „Es ist sehr schade, dass sich der sportliche Aufschwung der DEG nicht in ähnlichem Maße auf der wirtschaftlichen Seite widerspiegelt.“
Im Verhältnis zur Zuschauerzahl soll die DEG mit die kleinsten Sponsoring-Einnahmen der Deutschen Eishockey Liga haben. Trotz guter Voraussetzungen durch den sportlichen Erfolg und die Wirtschaftskraft der Region. Die Stadt forderte schon häufiger, dass die DEG neben Specht einen zusätzlichen Geschäftsführer einstellt, der sich um Sponsoren kümmert, doch das ist nicht passiert.
Dass das Wort der Politiker bei dem Eishockey-Verein so großes Gewicht hat, liegt an der Abhängigkeit der DEG. Seit Jahren spielt und trainiert sie in städtischen Gebäuden ohne wirklich Miete zu zahlen. Zudem vermittelt die Stadt Sponsoren oder macht es über ihre Tochterunternehmen gleich selbst. Mit rund drei Millionen Euro steht die DEG mittlerweile bei der Stadt in der Kreide.
Zusätzlich schuldete ihr auch DEG-Gesellschafter Pomonarev selbst die Miete für die von ihm genutzte VIP-Loge im Rather Dome. Zwar ließ er unserer Redaktion mitteilen, dass er die Rechnung beglichen hätte, nach unseren Informationen aber erst nach Erscheinen unseres Artikels.
Das Verhältnis zur Stadt ist also extrem belastet. Was nicht nur daran liegt, dass Ponomarev weit weniger Geld in den Verein steckt als bei seinen Einstieg erwartet und die Hauptlast von Mitgesellschafter Peter Hoberg sowie der Stadtkasse getragen wird. Auch das Auftreten des russchischen Geschäftsmannes stößt vielen sauer auf.
Ponomarev sieht das genau andersrum. In dem Zeitungsinterview sagt er, er werde unter Druck gesetzt — und fordert weiteres Steuergeld für den Verein. Das wird es unter den jetzigen Voraussetzungen aber nicht geben. Da auch im reichen Düsseldorf das Geld knapp geworden ist, musste die Stadt jüngst wieder Kredite aufnehmen. Millionen in einen (wenn auch prominenten) Randsportverein zu stecken, kann für den OB zum Problem werden, wenn dann woanders gespart werden muss.
So könnte es sein, dass die Stadt nicht nur kein neues Geld mehr gibt oder weiter auf Mieten verzichtet, sie könnte gar ihr altes Geld zurückhaben wollen. Dann müsste die DEG schleunigst drei Millionen Euro auftreiben — die sie nicht hat. Gesellschafter Peter Hoberg, seit Jahren Hauptfinancier des Clubs, soll das nicht mehr stemmen können und wollen. Zwar hat Ponomarev bei der Gesellschafter-Sitzung in der vergangenen Woche angekündigt, dieser Tage Gespräche mit potenziellen Investoren zu führen, wenn er aber mehr Geld auf den Tisch legt, verlangt er dafür auch mehr Macht. Insider berichten, dass er das „alleinige Sagen“ im Verein anstrebe. Darauf dürften sich die Mitgesellschafter (Hoberg, Völkel GmbH und der Stammverein) wohl nicht einlassen wollen.
So steht der Verein vor einer vertrackten Situation: Unter den jetzigen Strukturen will die Stadt nicht mehr helfen. Ihr strebt das „Iserlohner Modell“ vor: 20 bis 30 Personen, die jeweils zwischen 50 000 und 200 000 Euro pro Jahr einzahlen. Das will Ponomarev verhindern, weil er die Macht nicht weiter aufteilen will. Anstalten, seinen Platz zu räumen, macht er ebenfalls nicht. Was wiederum kleinere Investoren abhält, bei der DEG einzusteigen.
Die Zukunft des achtfachen Deutschen Meisters ist also unklarer denn je. Manche vergleichen die Situation schon mit der nach dem Metro-Ausstieg 2012. Vielleicht geht der Club nun gar in die Insolvenz und startet in Oberliga neu. Laut einem Insider sei das „zwar nicht das einzige Szenario, aber ein denkbares“.