DEG sucht Lösungen gegen destruktive Freezers
Die Hamburger gehen personell am Stock und verlegen sich immer weiter aufs Kontern. Nun liegt es an den DEG-Trainern, ihrem Team den Weg aufzuzeigen, um die Serie am Dienstag zu Hause auszugleichen.
Düsseldorf. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie schnell sich die Vorzeichen im Sport ändern können. Knapp ein Jahr ist es her, da galt der Hauptrundenmeister Hamburg Freezers als das heißeste Team der Deutschen Eishockey Liga. Und obwohl in den Play-offs nach dem Halbfinale Schluss war, hatten es die Hansestädter nach zwölf Jahren DEL-Zugehörigkeit endgültig in die Riege der Topclubs geschafft.
Ganz anders die Düsseldorfer EG. Deren 67 Jahre ältere und entsprechend größere Historie wirkte nach einer erneuten Saison als chancenloser Tabellenletzter nur noch wie ausgedacht. Vor allem mit Blick auf die spielerische Qualität der Rot-Gelben.
Am Dienstag nun, wenn die DEG ab 19.30 Uhr im Rather Dome versucht, den 1:2-Rückstand in der diesjährigen Viertelfinalserie auszugleichen, sind die Rollen neu verteilt. Plötzlich sind es die wiederauferstandenen Düsseldorfer, die ein mutiges Forechecking spielen und im letzten Drittel bei Gleichstand auch auswärts auf den Siegtreffer drängen.
Die Freezers wiederum spielen unter Trainer-Neuling Serge Aubin mittlerweile weitaus unspektakulärer als unter dem im September entlassenen Benoit Laporte. Gehen sie in Führung — was bislang in jedem der drei Spiele passierte — lassen sie die DEG kommen und sparen Kräfte. Was vielleicht nicht schön, aber mit Blick auf die nicht enden wollende Flut an Ausfällen durchaus legitim ist.
Erst vor dem 3:2-Sieg am Sonntag hatte sich Verteidiger Brett Festerling abgemeldet — als aktuell sechster Langzeitausfall. Und als während des Spiels auch noch zwei Spieldauerstrafen hinzukamen, schien den nicht mal mehr mit drei Reihen spielenden Freezers endgültig die Luft auszugehen. Doch anstatt das Spiel nach der 2:0-Führung komplett aus der Hand zu geben, traf Thomas Oppenheimer kurz vor Schluss in Überzahl zum 3:2 und stellte den jüngeren Spielverlauf damit auf den Kopf.
Ihm selbst war egal, „wie der Sieg zustande gekommen ist“, viel wichtiger sei es gewesen, „dass wir nicht noch ein Drittel spielen mussten“, sagte Oppenheimer und fasste das ganze Dilemma der DEG damit zusammen.
Denn wohl selten war es in den vergangenen Jahren leichter, die Freezers auf deren Eis zu schlagen. Die DEG war personell im Vorteil, durch den Ausgleich und ihre 800 feiernden Fans auch moralisch. Und dann hatte sie zum Ende eine zweite Fünf-Minuten-Überzahl. Doch im Gegensatz zum 6:3 am Freitag zuhause blieb das Power Play dieses Mal kalt — stattdessen fing sich die DEG nach Ablauf der zweiten großen Strafe selbst das entscheidende Gegentor.
Weil „Hamburg in den entscheidenden Momenten vielleicht etwas mehr gearbeitet hat“, sagte Trainer Christof Kreutzer, während sein Kollege Serge Aubin, gewohnt nordamerikanisch-martialisch, gar eine „physische Schlacht“ gesehen hatte. Dass die ausgerechnet von dem Team gewonnen wurde, das in allen Belangen im Nachteil war, sollte der DEG zu denken geben.
Denn es lag nicht am fehlenden Kampf, dass sie am Dienstag unter dem Druck steht, nicht vorentscheidend mit 1:3 in Rückstand zu geraten. Sie versäumte es schlichtweg, sich über ihre körperliche Überlegenheit klarere Chancen herauszuspielen. Stattdessen brachte sie sich durch Ungenauigkeiten um aussichtsreiche Situationen, verstrickte sich zu häufig in unnötige Zweikämpfe an der Bande, bewegte sich in Überzahl zu wenig und fand deshalb selten Lücken für Schüsse.
Für ähnliche Situationen Lösungen zu finden, dürfte — neben dem Power Play und der Form des bislang fehlerhaften Tyler Beskorowany — nun die Hauptaufgabe für die DEG-Trainer sein. Kreutzer hatte schon nach dem Heimspiel gesagt, dass sein Team im Vorteil ist, „je länger die Serie dauert“. Dass die Hamburger aber nun schon im dritten Spiel am Stock gehen, war so nicht zu erwarten.
Zwar werden sie nicht jedes Spiel zwei Spieldauerstrafen bekommen, aber dass ihnen der Zwei-Tage-Rhythmus gefällt, darf bezweifelt werden. Aubin stellte seinen Mannen am Montag frei, ob sie zum Training kommen. Am Sonntag hätten sie die „Grenzen der Müdigkeit überschritten“. Vielleicht hat die Niederlage für die DEG auf längere Sicht doch noch etwas Gutes.