Düsseldorfer EG DEG: Von allem fehlt ein bisschen
Die Düsseldorfer EG verliert das fünfte Viertelfinale gegen die Grizzlys Wolfsburg mit 1:4. Damit ist die Eishockey-Saison für sie beendet.
Wolfsburg. Als letztes kam der Trainer. Erst nickend und klatschend, dann den Kopf etwas zur Seite geneigt und mit ausgebreiteten Armen ging Christof Kreutzer auf den Gästeblock der kleinen Wolfsburger Eishalle zu. Zorn war nicht in seinem Gesicht zu sehen. „Wir haben alles versucht, es hat halt nicht gereicht“, sollten Gestik und Mimik den feiernden Fans mitteilen.
Das war eine ehrliche Analyse des fünften Spiels sowie der gesamten Play-off-Serie gegen die Grizzlys Wolfsburg. Beides ging für die Düsseldorfer EG am Donnerstagabend mit 1:4 zu Ende. Und damit auch ihre Saison in der Deutschen Eishockey Liga. Eine, in der die DEG zwischenzeitlich Tabellenführer war und das Wort Meisterschaft ohne vorgehaltene Hand gesagt werden durfte. Das war zwar weder Saisonziel noch sonderlich wahrscheinlich — erst recht nach dem schwachen Ende der Hauptrunde —, aber es wehte ein neuer Wind um den Verein. Aus dem Überraschungs-Halbfinalisten der Vorsaison war ein anerkanntes Mitglied der Spitzengruppe geworden, dem in dieser engen Liga grundsätzlich alles zuzutrauen ist. Auch Kreutzer sagte mehr als einmal, dass träumen erlaubt sei.
Dass es für ganz oben noch lange nicht reicht, war am Donnerstagabend noch einmal deutlich zu sehen. Zwar war die DEG auch im fünften Vergleich mit dem punktgleichen Tabellennachbarn aus der Hauptrunde nicht an die Wand gespielt worden, aber es fehlte wieder mal von allem ein bisschen: Präzision, Cleverness, Disziplin, Glück. „Die machen das, was man in den Playoffs machen muss, viel weniger zugelassen“, sagte Kapitän Daniel Kreutzer über die Wolfsburger. Was auch hieß: Sein Team hatte das nicht immer so konsequent gehandhabt.
Dabei starteten die Gäste auch in das dritte Auswärtsspiel der Serie ordentlich, bestimmten das erste Drittel und führten verdient durch Bernhard Ebner (10.). Spätestens mit Beginn des Mittelabschnitts übernahmen aber die Grizzlys die Kontrolle, ließen hinten gar nichts mehr zu und schnürten die DEG in Überzahl sowie bei Fünf-gegen-fünf ein. Das erste Tor wurde ihnen noch aberkannt. Doch das machte sie nur noch wilder. Kurz später brauchten sie nicht mal dreieinhalb Minuten, um aus dem 0:1 ein 3:1 zu machen. Ohne den erneut glänzenden Mathias Niederberger wäre das Spiel bereits weit vor der zweiten Pause entscheiden gewesen. 15:3 lautete das Schussverhältnis im zweiten Abschnitt.
Lange musste allerdings niemand warten. Ganze 19 Sekunden war das dritte Drittel alt, als Mark Voakes mit dem 4:1 alle Hoffnungen der Düsseldorfer begrub. Weil die nicht mehr aufwachten und ständig auf der Strafbank saßen — auch mehrere gleichzeitig —, bekam Niederberger zum Saisonabschluss noch mal ein Intensivtraining verpasst. 19 Schüsse feuerten die Grizzlys meist aus kurzer Distanz auf den 23-Jährigen ab. Er hielt die letzten 18 davon mit Bravour. Seine Vorderleute hatten in derselben Zeit ganz fünf Mal auf Felix Brückmann geschossen. Mit nicht annähernd gleicher Qualität.
Deswegen zweifelte hinterher niemand auf Düsseldorfer Seite an der Rechtmäßigkeit des Ausscheidens. Im Gegenteil: Trainer und Spieler überboten sich in Lobeshymnen auf den Gegner. Die Kompaktheit, die gegen null tendierende Fehlerquote, die taktische Disziplin, das variable Angriffsspiel. Für die Kreutzers stand ebenso wie für Manuel Strodel und Alexander Preibisch fest, dass die Grizzlys der Favorit auf die Meisterschaft sind.
Nun war der Auftritt der Wolfsburger bis auf den Auftakt (4:1 für die DEG) wirklich beeindruckend. Vom ebenso knochigen wie klugen Trainer Pavel Gross über den sensationellen Torwart Felix Brückmann und die konsequente Abwehr bis zu den ausgeglichenen Sturmreihen. Auch andere Mannschaft werden irgendwann genervt sein von dem wenigen Raum, den ihnen die Grizzlys gestatten und dem Druck, den sie in allen drei Zonen aufbauen.
Sämtliche Gründe für den schnellen Ausgang der Serie in Niedersachsen zu suchen, wäre aber zu einfach. „Wir können niemand verantwortlich machen außer uns selbst“, stellte der angefressene Tim Conboy klar. „Unser Powerplay war nicht gut. Wir haben zu wenige Tore geschossen“, sagte Norm Milley, was im ersten Moment banal klang, aber das Hauptproblem war. Defensiv standen die Düsseldorfer über weite Teile der Serie sicher. Bis auf das letzte Drittel beim 5:1 im dritten Spiel, als die DEG aufmachte, und den zweiten Abschnitt am Donnerstag ließ sie ebenfalls nicht viel zu. Selbst das gefürchtete Powerplay der Grizzlys — in der Hauptrunde mit 21,1 Prozent das beste der Liga — richtete weniger aus als erwartet: vier Tore, Quote: 14,8 Prozent. Doch wer selbst nur knapp 25 Schüsse pro Spiel aufs Tor bringt, von denen die meisten ungefährlich sind und in 310 Minuten nur acht Tore erzielt, der braucht sich nicht wundern, dass er dieses Jahr nicht im Halbfinale spielt.
So herrschte zwischen Kabinengang und Mannschaftsbus geteilte Stimmung. Unter die Anerkennung für den Gegner mische sich eine Menge Frust. „Niederschmetternd“, nannte Manuel Strodel den Abend. „Es ist nie schön, wenn die Saison vorbei ist.“ „Natürlich bin ich enttäuscht“, ließ Tim Conboy deutlich wissen, der im Gegensatz zu vielen anderen nicht gewillt war, die gesamte Saison als Schritt in die richtige Richtung zu sehen: „Du kannst auf nichts stolz sein, wenn du in der ersten Runde ausscheidest.“