Die DEG vor dem Saisonstart Gefürchtet wie seit Jahren nicht

Düsseldorf · Am Freitagabend geht es los, die DEG startet in die neue Eishockey-Saison. Trotz zahlreicher Abgänge haben die Düsseldorfer den stärksten Kader seit langer Zeit. Glaubt man den Prognosen, können sie es weit bringen.

Ein jubelnder DEG-Kapitän Alexander Barta war in der vergangenen Saison keine Seltenheit. So soll es ab heute Abend weitergehen.

Foto: Birgit Haefner

Gut ein Jahr ist es her, da blickte die DEG auf zwei düstere Saisons mit mehr Trainerwechseln als Play-off-Spielen zurück. Ihr Ansehen in Nah und Fern hatte gehörig gelitten. Nun, vor dem Start am Freitagabend (19.30 Uhr/Dome) in die neue Saison gegen Bremerhaven, hört man ganz andere Töne: Plötzlich wird die DEG in nahezu allen Prognosen weit oben angesiedelt, sie sei sogar ein Kandidat fürs Halbfinale, heißt es von Fans wie Beobachtern. Das passt zwar nicht zu ihrer Position in der Budget-Tabelle der Deutschen Eishockey Liga (Platz sechs oder sieben), aber selbst ausgemachten Pessimisten dürfte nicht entgangen sein, dass der Kader verheißungsvoll ist.

Einen „hervorragenden Job“ hätten DEG-Manager Niki Mondt und sein Assistent Daniel Kreutzer im Sommer gemacht, sagt Christian Winkler, Manager beim Spitzenteam EHC Red Bull München und selbst kein unbegabter Kaderplaner. Von 2016 bis 2018 war der EHC dreimal Meister, im Februar stand er im Finale der Champions League. Und auch wenn Winkler derzeit eifrig bemüht ist, gegen den vermeintlichen Zweikampf um den Titel zwischen seinem Team und Meister Mannheim anzureden, darf man das Lob ernst nehmen.

Dabei sprach vor ein paar Monaten nicht viel dafür, dass die DEG nun in der Lage ist, ihre überraschend starke Vorsaison zu wiederholen. Der Viertelfinaleinzug des damaligen Außenseiters hatte die üblichen Begehrlichkeiten bei der zahlungskräftigeren Konkurrenz geweckt. Philip Gogulla, Jaedon Descheneau und Ryan McKiernan waren nicht zu halten, hinzu kamen zwölf weitere Abgänge. Da wurden die Stirnfalten im DEG-Umfeld wieder tiefer, der Höhenflug schien ein ebenso netter wie kurzer zu sein.

Nur noch sieben Spieler aus Kreutzer-Tagen

Doch weit gefehlt: Die Sportliche Leitung hat es nicht nur geschafft, die prominenten Abgänge zu kompensieren, „ich sehe uns sogar stärker als letztes Jahr“, sagt Manager Mondt. Was allerdings auch sein Anspruch sein muss, schließlich ist die neue DEG nun ein echtes Mondt-Team. Nach drei Transferphasen als Manager stehen nur noch sieben Spieler im Kader, die Vorgänger Christof Kreutzer verpflichtet hatte: die Torjäger Alexander Barta und Max Kammerer, die Niederberger-Brüder, die Nationalverteidiger Bernhard Ebner und Marco Nowak sowie der junge Verteidiger Johannes Huß.

Der Rest? Neu. Meist lange beobachtet und vor Ort bei ihren damaligen Klubs im In- und Ausland besucht. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist im Eishockey aus finanziellen Gründen keine. Doch Mondt und Kreutzer, die mit einem Computer-Fachmann eine eigene Spieler-Datenbank aufgebaut haben und durch halb Europa flogen, legen besonderen Wert drauf. Sie wissen, dass die DEG nur dann mit der Oberschicht konkurrieren kann, wenn sie besonders geschickt scoutet.

„Wir werden viel Freude an der Mannschaft haben“

In diesem Sommer scheint ihnen das gelungen zu sein. Das Viertelfinale ist ein realistisches Ziel. Dafür sorgen Alte wie Mathias Niederberger, Bernhard Ebner, Marco Nowak, Alexander Barta oder Ken-André Olimb, aber auch Neue wie Alexander Urbom, Nicholas Jensen, Luke Adam, Chad Nehring, Max Kammerer oder Victor Svensson. „Wir werden viel Freude an der Mannschaft haben“, sagt Trainer Harold Kreis, der meist selbst für gute Laune sorgt. Dass er seinen Vertrag diese Woche bis 2022 verlängerte, passt ins Bild. Genauso lang gelten die Arbeitspapiere von Geschäftsführer Stefan Adam und Manager Niki Mondt — das Trio will langfristig etwas aufbauen.

Harold Kreis hat seinen Vertrag bis 2022 verlängert.

Foto: dpa/Marius Becker

Ob die DEG bereits jetzt ein Halbfinal-Team ist, kann niemand mit Gewissheit sagen. Zu viele Unwägbarkeiten liegen in einer Eishockey-Saison. Und man darf ja nicht vergessen, dass die DEG in den vergangenen sieben Jahren nicht einmal unter die Top-Vier kam und genau eine Play-off-Serie gewann.

Manager Niki Mondt hebt den mahnenden Zeigefinger

Daran ändern auch die guten Testspielergebnisse nichts. Zuletzt gab es drei klare Siege gegen Schweizer Erstligisten. Was Mondt gleich den Zeigefinger heben ließ: „nicht überbewerten“, „nicht überheblich werden“. Dafür gibt es auch keinen Grund. Die Erfolge von Mannheim, München und Augsburg in der Champions League zeigen, dass die DEG nicht das einzige Team in ansprechender Frühform ist. Auch aus Köln, Berlin und Nürnberg gibt es forsche Töne. Ingolstadt nicht zu vergessen, Wolfsburg will das schwache Vorjahr vergessen machen. Die Luft ist dünn hinter dem Topduo aus Mannheim und München. Ein paar Verletzungen und Formkrisen, und schon findet man sich in der unteren Tabellenhälfte wieder.

Dort wird gemeinhin der erste Gegner aus Bremerhaven einsortiert. Was den Underdog nicht daran gehindert hat, in jedem seiner drei DEL-Jahre in die Play-offs einzuziehen. „Schwierig auszurechnen“ seien die Norddeutschen, sagt Kreis vor dem Spiel. Am Sonntag (16.30 Uhr) geht es gleich beim Spitzenteam aus München weiter. Die passenden Spiele, um eine Ahnung davon zu erhalten, ob all das Lob für die neue DEG berechtigt ist.