Eishockey Niki Mondts neue DEG: Nordeuropa statt Nordamerika
Düsseldorf · Ein schwedischer Verteidiger kommt — und ist nicht der erste Skandinavier, der zu den Düsseldorfer Eishockeyprofis wechselt. Manager Mondt mag die Spieler aus Nordeuropa. Das hat Gründe.
Niki Mondt ist am Dienstagmittag in ein Flugzeug gestiegen. Es ging nach Mallorca, wo sich die Sportlichen Leiter der 14 Teams aus der Deutschen Eishockey Liga zur zweitägigen Besprechung treffen. Da geht es um Organisatorisches für die nächste Saison, aber natürlich auch um die Aufreger der vergangenen Monate, die Schiedsrichter, den Disziplinarausschuss.
Nächste Woche ist Mondt erneut unterwegs, diesmal in Richtung Osten. Der DEG-Manager fliegt zur Eishockey-WM in die Slowakei. Ein paar Spieler beobachten und mit Beratern sprechen, Trainer und Funktionäre treffen, das Übliche zum Saisonabschluss.
Das werden noch mal hektische Tage, umso zufriedener ist Mondt, dass er einen großen Teil seiner Arbeit für die kommende Saison bereits erledigt hat. Der 40-Jährige hat sich nicht nur um einen neuen Kooperationspartner in der zweiten Liga gekümmert — Landshut ersetzt Bad Nauheim —, er hat auch seinen Kader nahezu beisammen. „Einen Verteidiger und zwei Stürmer“ sucht er noch, ansonsten steht das Gerüst. Was ihm nach den zahlreichen Abgängen von Leistungsträgern wie Philip Gogulla, Jaedon Descheneau oder Ryan McKiernan nicht jeder so schnell zugetraut hatte.
Mondt holte acht Skandinavier in zwei Jahren
Am Dienstag stellte die DEG den nächsten Neuen vor: Alexander Urbom kommt vom schwedischen Vizemeister Djurgårdens Stockholm. Was kein Zufall ist: Erstens war dort einst der ehemalige DEG-Stürmer Calle Ridderwall aktiv und hat seinem Landsmann Düsseldorf wärmstens empfohlen, zweitens setzt Manager Mondt vor allem auf Spieler aus Skandinavien. Urbom ist bereits der vierte Zugang aus Nordeuropa, vergangenen Sommer waren es ebenfalls vier.
Zwar ist davon nur noch der Norweger Ken-André Olimb unter Vertrag, während die Schweden Fredrik Pettersson Wentzel, Nichlas Torp und überraschenderweise auch Calle Ridderwall wieder weg sind, „aber ich brauche nicht verheimlichen, dass ich skandinavische Spieler mag, weil sie oft gut ausgebildet und komplette Spieler sind“, sagt Mondt, der aber auch ganz pragmatische Gründe kennt: Einen Europäer kann man leichter beobachten und treffen. Nach Schweden fliegt es sich deutlich schneller und günstiger als nach Kanada.
So verändert sich der Kader schrittweise: Vor gerade mal zwei Jahren trugen noch zehn Nordamerikaner, aber kein einziger Skandinavier das DEG-Trikot. Aktuell gibt es fünf Nordeuropäer, aber nur noch vier Spieler, die in Kanada oder in den USA geboren wurden. Und einer davon, Chad Nehring, hat einen deutschen Pass, ein weiterer, John Henrion, könnte noch gehen.
Durch Urbom soll die DEG robuster und präsenter werden
Neue aus Übersee sind nicht in Sicht: Vergangene Saison holte Mondt keinen einzigen Spieler aus Nordamerika, dieses Jahr zumindest einen (Stürmer Reid Gardiner). Alle anderen Kanadier oder US-Amerikaner, die verpflichtet wurden, spielten bereits in Europa. Ein nicht unwesentlicher Vorteil, so kennen sie den Alltag und vor allem die größere Eisfläche auf dem alten Kontinent.
Ein groß angelegter Plan stecke dennoch nicht hinter der neuen Einkaufspolitik: „Es waren Einzelentscheidungen, uns hat jeder Spieler so überzeugt, dass wir ihn für den richtigen Mann halten. Da spielt die Nationalität keine Rolle“, sagt Mondt. Neu-Verteidiger Urbom zum Beispiel spiele gar nicht wie ein typischer Schwede.
Nun sind die über Jahrzehnte üblichen Spielstile der einzelnen Nationen durch die Internationalisierung des Eishockeys seit Anfang der 1990er ohnehin nicht mehr so klar zu trennen. Trotzdem erinnere der 28-Jährige „eher an einen Kanadier“. Ein „Abwehr-Hüne“ sei er, schrieb die DEG in ihrer Mitteilung. Und in der Tat: Mit 1,93 Meter und 93 Kilogramm dürfte Urbom nicht zu übersehen sein, wenn er vor dem eigenen Tor aufräumt.
Neuer Verteidiger schien vor NHL-Karriere zu stehen
Genauso so einen Mann hatte die DEG gesucht. Vergangene Saison war doch mehrmals der Eindruck entstanden, sie könne robusten Gegnern nichts entgegensetzen. „Wir haben uns gesagt, die Mannschaft muss härter und körperlich werden“, sagt Mondt, und meint damit nicht etwa Faustkämpfe, „wir müssen präsent und stabil im eigenen Drittel und vor dem Tor sein, die gegnerischen Stürmer müssen merken, wo wie hinkommen“.
Dafür soll vor allem Urbom sorgen, der einst eine große Karriere in Nordamerika vor sich zu haben schien. Schon mit 19-Jahren schaffte er den direkten Sprung aus der Juniorenliga in die NHL. Doch als Stammspieler setzte er sich nicht durch. Nach drei Jahren zwischen New Jersey, Washington und deren Farmteams ging es zurück nach Europa. Erst nach Russland, dann nach Schweden — und nun nach Düsseldorf.