DEG-Stürmer DEG-Stürmer Descheneau empfiehlt sich für höhe Aufgaben

Düsseldorf · Der DEG-Stürmer spielte erst eine starke Hauptrunde, dann sogar überragende Play-offs. Manager Niki Mondt trifft sich dieser Tage mit seinem Berater und wird alles versuchen, aber Descheneau dürfte kaum zu halten sein.

 Jaedon Descheneau jubelt im sechsten Spiel gegen Augsburg, ein gewohntes Bild in dieser Eishockey-Saison.

Jaedon Descheneau jubelt im sechsten Spiel gegen Augsburg, ein gewohntes Bild in dieser Eishockey-Saison.

Foto: dpa/Marius Becker

Gewisse Dinge muss man sich als Sportler erarbeiten, die fallen einem nicht zu, wie die Zuneigung des eigenen Publikums oder der Groll des gegnerischen. Aber man muss schon etwas Außergewöhnliches leisten, damit Beobachter und Gegner einen als Unterschiedsspieler über Sieg oder Niederlage definieren. Jaedon Descheneau hat das in den vergangenen Wochen so gut gemacht wie kaum ein anderer in der Deutschen Eishockey Liga. Vor und nach den Spielen war der DEG-Stürmer nicht nur in Düsseldorf Thema, sondern vor allem bei den Augsburger Panthern.

„Wir müssen eine Lösung für Descheneau finden", sagte AEV-Verteidiger Henry Hase vor dem entscheidenden Spiel des Viertelfinals am Sonntag öffentlich. Das klappte nur so halb, auch im siebten Duell sammelte der 24-Jährige wieder einen Scorerpunkt. Am Ende der Serie waren es 13, also fast zwei pro Spiel. Kein DEL-Spieler ist bislang besser in den Play-offs. Und dennoch finden die nun ohne die DEG statt, die die Serie mit 3:4 verlor und in den Sommerurlaub geht.

Descheneaus Traum heißt Nordamerika

Ob Descheneau danach noch im DEG-Trikot zu sehen sein wird, ist unwahrscheinlicher denn je. Auch Niki Mondt ist skeptisch: „Er hat eine sehr starke Hauptrunde gespielt und in den Play-offs noch mal eine Schippe draufgelegt. Es wird jetzt noch schwieriger, ihn zu halten“, sagt der Manager, der dennoch nicht aufgibt und zu einer großen Gehaltssteigerung bereit ist. Dieser Tage kommt es endlich zu den entscheidenden Gesprächen zwischen Verein und Spielerseite. „Ich bin selber drauf gespannt“, sagt Mondt, „offiziell sind wir im Rennen.“

Ob das auch inoffiziell so ist? Descheneaus Traum heißt Nordamerika, wie er offen sagt. Den hat bekanntlich jeder Eishockeyprofi, in seinem Fall aber auch aus ganz pragmatischen Gründen. Deschenau stammt aus Leduc im kanadischen Alberta, eine 30 000-Einwohner-Stadt vor den Toren Edmontons.

Wie üblich in Kanadas Nachwuchssystem zog er bereits als 16-Jähriger durchs weite Land, um für eine der zahlreichen Talentschmieden aus den drei berühmten Juniorenligen zu spielen. Er tat das die meiste Zeit herausragend, war einer der besten Stürmer der Western Hockey League: 272 Scorerpunkte in 265 Spielen. 2014 sicherte sich das NHL-Team der St. Louis Blues die Rechte, doch in der Millionenliga kam Descheneau nie an, nach nur einem Profi-Jahr in der zweiten und dritten Liga ging er nach Europa. Reichlich früh, als gerade mal 22-Jähriger, „aber sie haben mir drüben nichts gegeben, ich hatte keine andere Option“, sagt Descheneau.

64 Scorerpunkte in 59 Spielen

Nun hofft er auf eine neue Option. Weil er es auf dem zweiten Bildungsweg geschafft hat, die Scouts von Profiteams für sich zu begeistern. Zunächst in der zweiten Schweizer Liga und dann erst recht bei der DEG, wo er nach 59 Spielen auf 24 Tore und 40 Vorlagen zurückblicken kann. Er hat das Tempo, die Übersicht und die Schusstechnik, um in Europa zu dominieren.

Ob das für Nordamerika reicht? Es wird schwierig. Natürlich müsste er sich was Sprache, Kultur und kleine Eisfläche angeht nicht umgewöhnen. Natürlich sind die NHL-Teams so reich, dass sie ihn einfach mal für ein Jahr verpflichten könnten, das per Tarifvertrag festgelegte Mindestgehalt in der nächsten Saison beträgt 700 000 Dollar pro Spieler. Für DEL-Vereine ein Vermögen, in der NHL Kleingeld. Es wäre also keine Sensation, wenn Descheneau zumindest einen so genannten „show me contract“ bekommt. Zeig mal, was du kannst. Ein Jahr Mindestlohn, bewährst du dich, gibt’s richtig was aufs Konto.

Andererseits ist die NHL – im Wortsinn – eine andere Liga. Dort fließen ja nicht umsonst Millionen, dort ist alles drei Nummern intensiver: Training und Spiele mit und gegen die besten Spieler der Welt, die vielen und weiten Reisen über einen ganzen Kontinent, der Zirkus drumherum mit Millionen Fans und aufgeregten Medien.

Interesse aus Schweden, der Schweiz und Deutschland

Vielleicht bleibt er also auch in Europa. Aus Schweden gibt es sehr konkretes Interesse. Auch in der Schweiz haben sie in den vergangenen Tagen noch mal genauer hingeschaut. Und warum sollten deutsche Schwergewichte wie Meister München nicht mal bei seinem Berater anrufen?

Einen Trumpf, den Mondt in den Verhandlungen spielen wird: Descheneau fühlt sich wohl in Düsseldorf. Er mag die Stadt, die für einen 24-Jährigen mit Tagesfreizeit und einigermaßen Geld sicher nicht die schlechteste ist. Und er mag es bei der DEG, wo er eine prominente Rolle in der ersten Reihe und im Powerplay sicher hätte.

Seine Reihe war zuletzt vielleicht die stärkste der Liga, und er hat zahlreiche persönliche Erfolge gefeiert. Exemplarisch stehen seine Siegtreffer im ersten Derby gegen Köln und in der Verlängerung des sechsten Play-off-Spiels gegen Augsburg, den nannte er selbst „das größte Tor meiner Karriere“. Danach genoss er es sichtlich, sich von den Fans feiern zu lassen, die sogar ein eigenes Lied mit seinem Namen singen. Auch das muss man sich erst mal erarbeiten.