Eishockey Das DEG-Fazit: Gelungene Saison, unnötig frühes Ende

Düsseldorf · Seit Sonntag ist die Saison beendet, die DEG schied im Viertelfinale aus. Gänzlich unzufrieden ist niemand, dafür war das Jahr zu erfolgreich. Doch das Aus wäre zu verhindern gewesen.

Der Moment der Entscheidung: Nach der Schlusssirene in Augsburg war Trainer Harold Kreis und den DEG-Spielern die Enttäuschung anzusehen.

Foto: Birgit Haefner

Auf den Pressekonferenzen nach Spielen der Deutschen Eishockey Liga wird normalerweise nicht viel gefragt. Meist geben die Trainer ihre dreieinhalb Standardsätze zum gerade Gesehenen ab, richtig gesprochen wird hinterher in kleiner Runde. Selbst nach dem entscheidenden siebten Viertelfinale am Sonntag gab es kaum Fragen an die Herren auf dem Podium. Augsburgs Pressesprecher wollte die Runde bereits abmoderieren, da ergriff Harold Kreis das Wort: „Ich habe noch eine Frage“, sagte der DEG-Trainer und erkundigte sich nach dem Ergebnis im Parallelspiel zwischen Köln und Ingolstadt (3:2). Er sei ja nicht nur Fan von DEG und AEV, sondern generell vom deutschen Eishockey, leider habe er in der Kabine aber keinen Handyempfang gehabt, um selbst nachzuschauen.

Den letzten Lacher des Tages hatte der 60-Jährige damit auf seiner Seite. Das Problem für den Eishockey-Fan Kreis ist nur, dass er die ganze heiße Phase der DEL-Saison nicht mehr aus nächster Nähe erleben darf. Seine DEG schied nach der 1:2-Niederlage im siebten und entscheidenden Play-off-Viertelfinale gegen Augsburg aus. Kreis wird wie der Rest des Teams in den kommenden Tagen noch ein paar interne Gespräche führen, dann folgt die Abschlussfeier, ehe es in den langen Sommer geht.

Laut Trainer Kreis war gegen Augsburg „mehr drin“

Äußerlich blieb der DEG-Coach zwar gewohnt gelassen, aber natürlich war er alles andere als glücklich mit dem Saisonende. Gerade mal ein Tor fehlte seiner Mannschaft, um zumindest in die Verlängerung des siebten Spiels zu kommen. Was umso bitterer war, da sie im zweiten Drittel eine lange Fünf-gegen-Drei-Überzahl ungenutzt ließ und „zwei merkwürdige Tore“ (Kreis) kassiert hatte: eins aus spitzem Winkel, eins unglücklich abgefälscht. „Es war mehr drin“, sagte der Trainer.

Auch Manager Niki Mondt war weit davon entfernt, Niederlage und Saisonaus als unaufhaltsames Schicksal zu definieren: „Enttäuscht und verärgert und traurig“ sei er. „Objektiv betrachtet war die Saison sehr gut, trotzdem haben wir der Mannschaft intern mehr zugetraut.“ Was nicht bloß für die konkrete Serie gegen Augsburg galt, sondern grundsätzlich für eine Saison, die mit sieben Siegen in Folge und dem Sprung an die Tabellenspitze so überragend begonnen hatte. Bis weit ins neue Jahr gehörte die DEG zu den Topteams der Liga, einige Fans träumten schon von der neunten Meisterschaft. Das war natürlich unrealistisch, und dennoch bleibt das Gefühl, dass hier eine Mannschaft beisammen war, die nicht zwingend gegen Augsburg hätte ausscheiden müssen.

Das lag vor allem daran, dass nur wenige Spieler an ihre Bestform heranreichten. Namen wollten die Verantwortlichen nicht nennen, aber ganz verschweigen konnten die den Umstand nicht: „Die Punkte haben sich nicht so verteilt“, drückte es Kreis noch diplomatisch aus, dass offensiv nur seine erste Reihe mit Alexander Barta (3 Tore/7 Vorlagen), Philip Gogulla (1/4) und dem überragenden Jaedon Descheneau (5/8) funktionierte. Die nominell zweite Topreihe  mit Ken-André Olimb, Calle Ridderwall und John Henrion traf in den sieben Play-off-Spielen nur einmal — beim 4:1 im zweiten Spiel ins leere Tor, als das Spiel längst entschieden war.

Auch in der Verteidigung gab es zu viele Formkrisen

„Einige Spieler haben es nicht geschafft, ihre Bestleistung abzurufen, das war der Grund“, sagte auch Manager Mondt, der ebenfalls auf konkrete Namen verzichtete. Aber man darf davon ausgehen, dass damit auch die Verteidiger Bernhard Ebner, Marco Nowak und Alexandre Picard gemeint waren. Offensiv blieben sie nahezu wirkungslos, defensiv wirkten sie nicht immer stabil, hinzu kamen diverse Fehlpässe und unerklärliche Fouls, die ihr Team immer wieder schwächten.

Ebner, der ab Mitte Januar knapp einen Monat mit einer Gehirnerschütterung ausfiel, wirkte, als habe er die extrem unangenehme Verletzung nicht komplett überwunden. Er kam danach nicht im Ansatz an seine Form zuvor heran, als er einer der besten Verteidiger der Liga gewesen war. Seinen letzten Scorerpunkt machte er im Dezember. Ihn selbst wird das am meisten ärgern. Auch andere schleppten sich angeschlagen durch den letzten Teil der Saison, wie beispielsweise Ken André Olimb (Schulter).

Das grundsätzliche Saisonfazit falle dennoch nicht negativ aus, waren sich alle Beteiligten einig. Die DEG war seit langem mal wieder im Gespräch in der Stadt. Weil sie an der Spitze stand, das Winter Game gewann und fast nur positive Schlagzeilen machte. Und man darf ja nicht vergessen, dass sie zuletzt zweimal in Folge die Play-offs verpasste.

Nicht umsonst sprach Kapitän Alexander Barta von „Fortschritten“ im Vergleich zu den Vorjahren, auch Trainer Kreis sagte: „Wenn ich mir anschaue, wo die DEG herkam, hat die Mannschaft einen großen Schritt gemacht.“ Was die Zuschauer zurecht angenommen hätten, der Schnitt stieg um mehr als zehn Prozent. „Wir haben ein gutes Produkt aufs Eis geschickt, die Jungs haben von Tag eins an hart gearbeitet und haben ihre Rollen angenommen. Mannschaft und individuelle Spieler haben Fortschritte gemacht“, fasste Kreis zusammen.

Das sieht Manager Mondt ähnlich „Wenn wir sehen, dass wir rein wirtschaftlich Achter sind, ist das Erreichen der Top-Sechs super. Aber es bleibt ein fader Beigeschmack, wenn man lange Dritter war, ein Viertelfinale auf Augenhöhe spielt und das siebte Spiel mit nur einem Tor verliert.“