Eishockey Amüsantes Schauspiel auf den Rängen
Düsseldorf · Eine Play-off-Serie ist immer auch ein Duell der Fans. Bislang sind die Augsburger klar vor denen der DEG.
Sie waren vorbereitet. Als Ryan McKiernan am Sonntag das Eis im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion betrat, schlug dem DEG-Verteidiger von den Tribünen nicht bloß der verbale Hass entgegen, die AEV-Fans hatten sogar Dutzende Schilder vorbereitet. „#58 Diver“ stand drauf. 58, das ist McKiernans Rückennummer, Diver bedeutet so viel wie Schauspieler oder Schwalbenkönig. Und wann immer McKiernan ins Spiel eingriff, wurde er gnadenlos ausgepfiffen. Erst recht, als er in einer Spielunterbrechung am TV-Mikrofon stand und interviewt wurde.
Man muss das nicht sonderlich ernst nehmen, die Fans sind in den Play-offs der Deutschen Eishockey Liga stets wild. Doch was während der ersten fünf Spiele der diesjährigen Viertelfinalserie abging, ist schon speziell. Hinter jeder Entscheidung wittern die Augsburger eine Verschwörung. Die Schiedsrichter? Sind entweder von der DEG gekauft oder werden vom Ligabüro angehalten, gegen den AEV zu pfeifen, weil die Düsseldorfer die größere Halle und den größeren Namen haben. Die DEG-Spieler? Provozieren, lassen sich fallen und foulen dreckig — haben aber Erfolg damit, denn, siehe oben, die Schiedsrichter sind ja gekauft.
Stören kann das alles trotzdem kaum jemanden, weil das Drumherum dieser Play-off-Serie ein zu amüsantes Schauspiel ist. Selbst die Düsseldorfer haben nichts als Lob übrig für die Stimmung der AEV-Fans, die teilweise wie ein siebter Mann wirken. Das Gesangsduell mit den Anhängern der DEG gewinnen sie bislang um Längen. Sei es, wenn sie mit 1000 Leuten per Sonderzug nach Düsseldorf fahren, sei es im heimischen Stadion — dem schönsten der Liga wohlgemerkt.
Ryan McKiernan findet das alles großartig. Man hört das ja immer wieder von Sportlern, dass es sie anstachelt, wenn sie gehasst werden. „Das ganze Stadion wird gegen uns sein, was Schöneres gibt es nicht“, sagte einst Fußball-Torwart Oliver Kahn. Auch DEG-Legende Daniel Kreutzer war ein Meister darin, die gegnerischen Fans zu provozieren und die Reaktion für sich zu nutzen. So macht es nun auch McKiernan: „Jetzt bin ich mehr im Spiel, ich höre das, das gibt mir Energie. Vielen Dank“, sagte er am Sonntag während des TV-Interviews. Kurze Zeit später stand es 1:0 für die DEG. Torschütze: Ryan McKiernan, der den Treffer angemessen provokant feierte. Am Ende jubelten dennoch die Augsburger über das 4:3 nach Verlängerung und ein 3:2 in der Serie. Beim Siegtreffer flog fast das Hallendach weg.