Interview mit Lance Nethery: Ich habe nicht allzu viel falsch gemacht
Der Manager der Düsseldorfer EG blickt auf die laufende Saison und seine Arbeit zurück. An die Zeit danach denkt er noch nicht.
Düsseldorf. Lance Nethery lebt für den Eishockey-Sport. Seine Zukunft bei der DEG ist bekanntlich ungewiss, wenn der Verein im Mai einen neuen Weg beschreiten wird. Wir sprachen mit dem DEG-Manager über die Saison und seine und die Zukunft der Düsseldorfer EG.
Herr Nethery, wie erklären Sie sich die eher mittelmäßige Saison der Düsseldorfer EG?
Nethery: Wir haben die Saison schlecht angefangen, dann hatten wir eine Super-Serie, danach ging es wieder abwärts. Es gab also keine richtige Konstanz, und die Defensive ist nicht solide genug.
Sind einige DEG-Spieler zu alt und damit zu langsam?
Nethery: Da wir schon wesentlich besser verteidigt haben in dieser Saison und am vergangenen Wochenende auch nur drei Treffer kassiert haben, glaube ich nicht, dass es am Alter liegt. Aber an der Konzentration. Immer wieder sind individuelle Fehler passiert, die uns Punkte gekostet haben. Das zieht sich aber durch die ganze Mannschaft. Und wenn wir von den 13 Spielen nach Verlängerung oder Penaltyschießen nicht nur fünf für uns entschieden hätten, sähe es ohnehin viel positiver aus, und eine solche Diskussion würde es gar nicht geben.
Ist die Mannschaft denn keine kämpfende Einheit?
Nethery: Die Leistung stimmt nicht 100-prozentig. Zudem schleicht sich nach mehreren Niederlagen im Unterbewusstsein das mangelnde Vertrauen von der Abwehr gegenüber dem Sturm und andersherum ein. Letztlich ist es so: Wenn du defensiv gut stehst, kommt die offensive Stärke von allein zurück. Denn gute Stürmer haben wir allemal.
Spielen die sportliche Situation und der mittelmäßige Tabellenplatz eine Rolle bei der Suche nach neuen Sponsoren?
Nethery: Wir waren vergangenes Jahr Zweiter und es kamen da auch keine neuen Sponsoren. Natürlich helfen aber Erfolg und Anerkennung in der Öffentlichkeit. Ich kann es nicht erklären, warum es nicht ausreichend Unterstützung für die DEG gibt. Allerdings bin ich ja jetzt auch kein Geschäftsführer mehr.
Wie bitter war das für Sie, dass Ihnen zum Teil das Vertrauen entzogen wurde?
Nethery: Man muss das akzeptieren, wenn da jemand ist, der es anders machen will. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr solide gearbeitet. Sechs Mal standen wir in den Play-offs und waren ja auch zwei Mal Vizemeister. Der Profit von 1,8 Millionen Euro, den wir in dieser Zeit erzielt haben, ist auch nicht so schlecht. Also habe auch ich nicht allzu viel falsch gemacht.
Klingt also doch ein wenig Enttäuschung durch?
Nethery: Der Sport ist sehr emotional, ich habe viel erlebt und werde noch viel erleben. Ich habe noch genügend Feuer in mir.
Und wenn im Mai die Leute sagen, den Nethery brauchen wir noch, wie reagieren Sie dann?
Nethery: Wenn man mich fragt, bin ich gerne bereit, mit diesen Menschen zu reden. Und wenn sich für mich und den Verein eine Perspektive ergibt, würde ich gerne bleiben. Und wenn das nicht so ist, dann werde ich auch zufrieden sein und gehen.
Und was machen Sie, wenn Sie die DEG verlassen müssen?
Nethery: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich werde ganz sicher im Eishockey bleiben. Ob als Trainer oder Manager oder etwas anderes. Vielleicht mache ich auch erst einmal drei, vier oder sechs Monate Pause. Die jüngste Vergangenheit mit der Doppelbelastung als Manager und Geschäftsführer war schon sehr anstrengend.
Werden Sie sich persönlich ändern, nach Ihrer Zeit bei der DEG?
Nethery: Nein, ich werde immer offen und ehrlich bleiben und alles für meine Aufgabe geben. Es bleibt für mich eine Herausforderung.
Wie bewerten Sie in Prozent die Chance des Überlebens der DEG?
Nethery: Darauf kann ich keine Antwort geben. Man muss einfach abwarten, wie sich die ganze Sache entwickelt.