Korbinian Holzer: Gast aus einer anderen Welt

Korbinian Holzer trainiert sechs Wochen bei der DEG und kehrt dann nach Toronto zurück.

Düsseldorf. Ein schwerer Gang steht Korbinian Holzer am Freitag kommender Woche bevor. In einem Trikot des TSV 1860 München wird der Verteidiger der Toronto Marlies aus der nordamerikanischen Eishockey-Liga AHL in der Düsseldorfer Arena sein, um seinen Fußball-Lieblingsverein beim Zweitligaspiel zu unterstützen.

„Diesmal gewinnen wir 5:0, nachdem ich mir im vergangenen April beim 0:2 so einiges anhören musste“, sagt Holzer. Damals stand er in seinem blauen Shirt mitten im Fortuna-Block, doch Holzer geht nie den Weg des geringsten Widerstandes. Der Lohn dafür war, dass er den 2:1-Sieg seiner „Löwen“ im September verpassen durfte.

Zu diesem Zeitpunkt nämlich trainierte Holzer in Kanada. Durch seine guten Leistungen bei der Düsseldorfer EG holte ihn der NHL-Klub Toronto Maple Leafs zur Saison 2010/11 an den Lake Ontario.

Auch wenn der 23-Jährige zunächst für das in der Ausbildungsliga AHL spielende Farmteam Toronto Marlies vorgesehen war, bedeutete dies für Holzer den Sprung in eine andere Welt. „Diese Lebenserfahrung war für mich ungeheuer wichtig. In der AHL muss ein junger Spieler für das arbeiten, was er in Deutschland als selbstverständlich ansieht.“

Das fängt mit den eigenen vier Wänden an und geht mit den Busreisen zu Auswärtsspielen weiter. „Ich werde mir jetzt erstmal eine neue Wohnung suchen. Die jetzige ist mit ihren 60 Quadratmetern zwar sehr schön, kostet aber 2500 Dollar“, sagt Holzer. Was die Hälfte seines Monatsverdienstes ist. Holzer verzichtet für den Traum von der NHL-Karriere auf rund die Hälfte des Geldes, das er bei der DEG bekam und muss sich dafür bei der Fahrt zu Auswärtsspielen anstelle einer bequemen Polsterbank im Doppeldecker mit einem engen Sitz begnügen. „Da kannst du kaum vernünftig schlafen“, sagt er.

Das ist eine andere Eishockey-Welt, aber alles andere als das Schlaraffenland. Bis zu den Geldtöpfen der NHL ist es ein harter, steiniger Weg und viele Jung-Profis schaffen es nicht, ihn zu Ende zu gehen. „Du musst mental unglaublich stark sein und einiges verkraften. In den Augen der Trainer bist du nur einer von vielen, auf deren Zettel nur eine Nummer“, sagt Holzer. Um für diese Herausforderung besser gerüstet zu sein, versucht sich Holzer einen Vorsprung zu verschaffen und trainiert nun sechs Wochen bei der DEG mit.

Holzer besitzt noch einen Vertrag für die kommende Saison, ob er danach in Nordamerika bleibt, lässt er offen. „Ich werde dann Bilanz ziehen. Ich hoffe natürlich, dass ich den Durchbruch schaffe, aber wenn es nicht vorwärts geht, dann muss man eben auch einen Schlussstrich ziehen können.“ Holzer aber wird kämpfen. Wie ein Münchener Löwe eben.