DEG-Trainer Nethery im Interview: "Wir wurden fast ignoriert"
Zwar sind es noch zweieinhalb Monate bis zum Beginn der neuen Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), doch die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Wir trafen uns mit Lance Nethery, dem Manager der Düsseldorfer EG, in seinem Büro an der legendären Brehmstraße. Der 53-jährige Kanadier über die Auswirkungen deutscher Erfolge in Nordamerika, das Produkt DEL sowie die Aussichten der DEG.
Herr Nethery, zu wem haben Sie denn im Endspiel um den Stanley-Cup gehalten? Vancouver oder Boston?
Nethery: Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ein Lieblingsteam haben, aber ich freue mich für Dennis Seidenberg. Er hat im Trikot der Boston Bruins eine ganz starke Final-Serie gespielt.
Und sich nach Uwe Krupp zum erst zweiten deutschen Titelträger in der NHL gekrönt. Bekommt das deutsche Eishockey dadurch einen Schub?
Das glaube ich eher nicht, allerdings können wir uns positiver darstellen. Zwei Deutsche im Endspiel und noch einige mehr in anderen Klubs erhöhen den Stellenwert des deutschen Eishockeys schon.
Und warum färbt dies nicht auf die heimische Liga ab?
Weil die Spielpause dazwischen liegt. Nach drei Monaten ist Seidenbergs Triumph zu weit weg. Deshalb glaube ich übrigens auch nicht daran, dass der Erfolg von Dirk Nowitzki einen Basketball-Boom auslösen wird.
Was könnte dem Eishockey denn dann zu mehr Zugkraft verhelfen?
Die Weltmeisterschaft müsste im September stattfinden. Wenn Deutschland erfolgreich wäre, gäbe es eine Euphorie, die sich in der direkt im Anschluss beginnenden Saison mit höheren Zuschauerzahlen bemerkbar machen würde. Zudem könnten wir die Play-offs im attraktiveren Modus „Best-of-seven“ bis Ende Mai spielen und so unsere Sommerpause etwas verkürzen.
Interessante Ansätze, die aber sicher nicht so schnell in die Tat umzusetzen sind. Wie kann die Liga ihre Attraktivität kurzfristig erhöhen?
Darüber haben wir uns am Montag (20. Juni) auf der Gesellschafterversammlung in Köln Gedanken gemacht. Es war eine sehr positive Sitzung, in der gut diskutiert wurde, aber zu Details möchte ich mich nicht äußern, da über Entscheidungen noch verhandelt werden muss.
Die Fans fordern einen transparenteren Spielplan...
...und haben Recht. Da die Europäer nun einmal sehr auf die Tabelle achten, sollte nur Freitag sowie Sonntag gespielt werden und kein Verein mehr als ein ausgetragenes Spiel Differenz zu anderen Teams aufweisen. Ich denke, mit dem neuen Spielplan werden die Fans zufrieden sein.
Der aber noch nicht veröffentlicht ist, weil Zweitliga-Meister Ravensburg den Aufstieg einklagen will...
Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird, denn der internationale Sportgerichtshof in Lausanne hat uns vergangenes Jahr Recht gegeben, dass unsere Liga nicht mehr als 14 Vereine umfassen muss. Zudem erfüllt Ravensburgs Halle nicht die Bedingungen für eine Zulassung. Sie haben dort zwar bauliche Maßnahmen angekündigt, doch die Zeit dafür ist viel zu knapp und wir haben mit solchen Plänen 2005 in Wolfsburg schon einmal Schiffbruch erlitten.
Dennoch verlangen die Fans Auf- und Abstieg...
Das steht ja auf einem anderen Blatt. Zwar muss für ein attraktives Produkt ein Konzept mit klaren Strukturen beibehalten werden, aber kleinere Änderungen sind immer möglich. Die Fußball-Bundesliga hat vor drei Jahren zum Beispiel die Relegation wieder eingeführt und ein ähnliches Modell würde bei der DEL auch gut passen.
Würde die DEL dann auch für das Fernsehen interessanter?
Der Vertrag mit „Sky“ läuft noch eine Saison. Die machen das ja auch gut, aber dass die dritten Programme ihr Recht auf Übertragungen nicht nutzen, ärgert mich. Frei empfangbarer Sport steigert den Wert der Veranstaltung überall, egal ob bei Zuschauern oder Sponsoren. Nehmen Sie den Fussball. Fortuna Düsseldorf hat in der zweiten Liga im Mittelfeld der Tabelle gespielt und in den letzten vier Heimspielen ging es um gar nichts mehr. Trotzdem sind die Leute hingegangen, während wir mit attraktivem und erfolgreichem Erstliga-Eishockey fast ignoriert wurden.
Was sich bald bitter rächen könnte, zumal auch ihr Hauptsponsor sein Engagement nicht verlängern wird. Fürchten Sie sich um die DEG?
Den Nachwuchs wird die „Metro“ auch weiterhin unterstützen. Zudem gab es für die kommende Saison einen kleinen Abschiedsbonus, so dass wir ohne jedes Risikio in die neue Spielzeit gehen werden. Wir haben nun zehn Monate Zeit, um auf Sponsorensuche zu gehen. Ich bin da vorsichtig optimistisch, denn die DEG ist ein gutes Produkt. Vielleicht muss mittelfristig aber auch über den Einstieg eines Investors nachgedacht werden. Dies haben Köln und Nürnberg ja auch getan und das obwohl sie verschuldet sind. Die DEG hat bundesweit einen mindestens ebenso guten Namen und ist zudem schuldenfrei. Das heißt, das ein möglicher Interessent nur in die Zukunft investieren müsste und nicht auch noch in die Vergangenheit.
Der Kader ist bis auf drei Positionen komplett. Allerdings wird Torhüter Mathias Niederberger die DEG in Richtung Kanada verlassen, um dort in der Ontario Hockey League bei den Barrie Colts zu spielen. Wie bewerten sie den Wechsel von Mathias Niederberger mit seinen gerade 18 Jahren?
Er hat gerade sein Abitur mit guten Noten bestanden. Wenn Mathias nun nach Kanada geht, dann soll er das in jedem Fall machen. Es ist ein Erlebnis und eine Riesenchance für seine Entwicklung. Wir werden ihm keine Steine in den Weg legen.
Ihr Vertrag läuft ebenso wie der von Trainer Jeff Tomlinson nach der Saison 2011/2012 aus. Bei den Spielern ist nur der Vertrag von Daniel Kreutzer bis 2013 dotiert. Was kommt danach?
Mein Vertrag ist ganz bewußt mit dem Metro-Ausstieg gekoppelt. Wenn ein neuer Besitzer kommen würde, soll der keine Abfindung zahlen müssen und selbst entscheiden, was wird. Ich bin gerne hier, aber nur wenn es erwünscht ist.