Trainingsauftakt bei der DEG: Neue Eiszeit — neues Tempo

Trainer Mike Pellegrims bat am Mittwoch zum Trainingsauftakt an die Brehmstraße. Nicht nur Walter Köberle war beeindruckt.

Neun neue Spieler und drei neue Trainer stellten sich am Mittwoch beim Trainingsauftakt der DEG zum obligatorischen Foto auf.

Foto: Birgit Häfner

Düsseldorf. Nach knapp 100 Minuten ist alles vorbei. Trainer und Zugänge stellen sich zum obligatorischen Foto auf, der Rest schießt noch ein paar Mal auf die leeren Tore oder verschwindet bereits in die Kabine. Während die jüngeren Fans die ersten Selfies schießen und die älteren ihre Autogrammsammlungen komplettieren, nickt Walter Köberle anerkennend. „Gutes Tempo“, sagt das Urgestein der Düsseldorfer EG. Kein Zweifel, Köberle gefällt, was er gesehen hat.

Offiziell war es am Mittwoch die erste Trainingseinheit der neuen Eishockey-Saison. Die erste nach dem Trainerwechsel von Christof Kreutzer zu Mike Pellegrims. Aber eben nur offiziell. Bereits Anfang der Woche war der komplette DEG-Kader in der kleinen Halle an der Brehmstraße versammelt und drehte erste Runden über das frische Eis. Obwohl die „Eisgewöhnung“ freiwillig war.

Aber was heißt schon freiwillig, wenn die Vorsaison ohne Play-offs endete und nun ein neuer Trainer da ist? Und überhaupt: Die Saisonvorbereitung eines Eishockey-Teams beginnt traditionell viele Wochen vor der ersten Einheit in natürlicher Umgebung — in T-Shirt, Shorts sowie Turnschuhen in Krafträumen und auf Laufbahnen.

Stolze neun Wochen lang ließ Pellegrims seine Mannen in der Leichathletikhalle an der Arena mit dem neuen Athletik-Trainer Danny Beckers schuften. Was durchaus zu etwas Unmut geführt haben soll. Als Eishockey-Profi ist man es gewohnt, im Sommer mehrere Monate frei zu haben. Doch bei der sich gerade mal wieder neu erfindenden DEG sind sie nun der Meinung, dass ihre prominentesten Angestellten ruhig zwölf Monate im Jahr arbeiten dürfen — sie werden ja auch zwölf Monate lang ordentlich bezahlt. Was nicht nur innerhalb des Teams, sondern auch in den Medien und unter den Fans diskutiert wurde.

Pellegrims hat die öffentliche Debatte über seine erste Maßnahme sehr wohl registriert. Nicht umsonst bezeichnete er das ungewöhnlich lange Trockentraining gestern noch mal als „normale Sommervorbereitung, die überall auf der Welt passiert“. Das stimmt zwar nicht, gerade in Nordamerika wird zwischen den Saisons monatelang individuell oder in kleinen Gruppen über die Vereinsgrenzen hinweg trainiert. Aber das sollte wohl so viel heißen wie: Ausruhen gibt es bei mir nicht, gewöhnt euch dran.

Das harte Fitnesstraining als reine Disziplinierungsmaßnahme zu begreifen, wäre aber falsch. Pellegrims will ein neues Spielsystem etablieren, es gehe nun darum, „deutlich laufintensiver zu spielen, wir wollen den Gegner überall unter Druck setzen“, sagt der Sportliche Leiter Niki Mondt. Das ist gleich bei der ersten Einheit zu sehen. Trainingskiebitz Köberle ist nicht der einzige, dem das hohe Tempo auffällt. Auch dass Spieler wie der baumlange Verteidiger Henry Haase deutlich schmaler und beweglicher wirken, wird wohlwollend registriert. Nicht zuletzt von Gesellschafter Stephan Hoberg.

Pellegrims selbst gibt sich nach der ersten Einheit zurückhaltender. Er ist kein Freund von Zufriedenheit. Auf lediglich „80 bis 90 Prozent“ taxiert er den Reifeprozess seiner neuen Mannschaft. Und das hohe Tempo? „Es war ok.“

So reserviert er sich im Gespräch gibt, so gibt er sich auch in den ersten Minuten auf dem Eis. Während Co-Trainer Tobias Abstreiter die Aufwärmphase moderiert, steht sein neuer Chef an der Mittellinie und beobachtet. Hin und wieder verschiebt er mal ein Hütchen, mehr nicht. Erst später greift er ein, bläst in seine Pfeife, gibt Anweisungen. „Ihr müsst immer wissen, was um euch herum los ist, bevor ihr den Puck habt.“ Oder: „Wenn der Torwart den Puck sieht, hält er ihn auf Flipflops, da braucht er nicht mal Schlittschuhe. Nehmt ihm die Sicht.“

Je länger das Training dauert, desto mehr spricht Pellegrims. Auch mal minutenlang an der Taktiktafel. „Es gibt immer Sachen zu korrigieren, wir müssen an den Kleinigkeiten arbeiten“, sagt er.

Um kurz nach 11.30 Uhr hat er genug gesehen. Am Abend gibt es ja noch eine zweite Einheit. Auch am Donnerstag sind es zwei, danach wird vor allem vormittags trainiert. Aber freie Tage gibt es erst mal nicht. „Wir trainieren jetzt erstmal zehn Tage durch.“ So sieht sie aus, die neue Eiszeit bei der DEG.