Düsseldorfer EG Trainingslager: Gegentor-Flut stimmt nachdenklich

Experimente in der Defensive führen bei der DEG derzeit noch zu Fehlern und Problemen.

Foto: Birgit Häfner

Düsseldorf. Auf den ersten Blick klang das Urteil des Chefs fast vernichtend. Lediglich bei 50 Prozent seines Potenzials sei das Team der Düsseldorfer EG derzeit, sagte Christof Kreutzer. Was allerdings nicht als harsche Kritik verstanden werden sollte, wie der Trainer gleich anfügte: „Wir haben defensiv etwas umgestellt. Noch sind viele Dinge nicht so, wie wir uns das vorstellen. Da passieren Fehler, da kassieren wir Tore. Aber deswegen haben wir ja elf Vorbereitungsspiele.“

Vier davon sind nun Geschichte, nach dem 5:3 zum Auftakt beim Drittligisten aus Essen kamen auf der Tour in die Alpen am Wochenende weitere drei in drei Tagen hinzu: Das 1:5 gegen den schweizerischen Topverein EV Zug, das 5:6 nach Verlängerung gegen dessen Ligakonkurrenten HC Ambri-Piotta und am Sonntag der 3:2-Erfolg bei den alten Freunden aus Rosenheim (siehe Extra-Bericht).

Dass rund einen Monat vor dem Saisonstart der Deutschen Eishockey Liga längst nicht alles rund laufen kann, überraschte weniger. Doch die Flut an Gegentoren sowie die minutenlangen Aussetzer, die sich die Rot-Gelben in jeder Partie gönnten, stimmten nachdenklich. Zwar habe „jedes Spiel seine eigene Geschichte gehabt“, wie Co-Trainer Tobias Abstreiter sagte, aber auch er war wenig angetan von der Schlussphase gegen Zug, als sich die DEG durch „Disziplinlosigkeiten“ (Abstreiter) selbst schwächte und vier Tore kassierte. Auch die Phase im zweiten Drittel gegen Ambri, als die Düsseldorfer drei Tore in nicht mal zwei Minuten schlucken mussten, hatten den Trainern weniger gefallen. „Das darf uns nicht passieren“, sagte Kreutzer.

Die Gründe dafür hatten auch Abstreiter sauer aufgestoßen, schließlich war die DEG bis dahin das klar bessere Team: „Wir dachten, dass wir das Spiel jetzt entscheiden. Aber das sind Gedanken, die darfst du nicht haben“, sagte Abstreiter, der aber durchaus auch gute Sachen gesehen hatte. Die ersten 45 Minuten gegen Zug zum Beispiel, oder die Reaktion auf die drei schnellen Gegentreffer gegen Ambri. Anstatt sich wie im ersten Spiel in ihr Schicksal zu ergeben und sich am Schiedsrichter zu reiben, schüttelten sich die Düsseldorfer kurz und drehten wieder auf. Aus dem 2:4 wurde in wenigen Minuten ein 5:4. Ein „gutes Signal“ sei das gewesen, befand Abstreiter, der umso zufriedener mit der Offensive war. Die hatte bereits gegen Zug genügend Chancen. Gegen Ambri nutzte sie diese dann auch.

Die reinen Ergebnisse seien aber nicht entscheidend. Es war viel mehr die Tatsache, dass die DEG gegen starke Schweizer „vom Spielerischen und Läuferischen her mithalten konnte. Auf diese Säulen können wir aufbauen.“ Das sah auch Christoph Gawlik so, der der Belastung von drei Spielen an drei Tagen trotz seiner einjährigen Verletzungspause stand hielt und vom Niveau der Testspiele angetan war: „Wenn starke Mannschaften und Einzelspieler aufeinandertreffen, kann man sich nur verbessern.“

Dass im Gegenzug Training und Regeneration etwas zu kurz kamen, störte Gawlik, der mit Alexander Barta und Norm Milley die neue Paradereihe bildet, weniger. Auch Eduard Lewandowski, Alexej Dmitriev und Manuel Strodel deuteten an, dass die Chemie zwischen ihnen stimmen kann. Zugang Daniel Weiß überzeugte als Unterzahlspezialist. Die Verteidiger, im neuen System mit mehr offensiven Freiheiten ausgestattet, trugen sich mehrfach in die Torschützenliste ein. Und als Mathias Niederberger nach seinem starken Auftritt gegen Zug gegen Ambri schwächelte, kam Felix Bick ins Tor und präsentierte sich als starker Rückhalt.

So konnte Chefcoach Kreutzer am Ende doch ein positives Fazit ziehen. Und das nicht nur, weil sich Einnahmen und Kosten auf der Tour die Wage hielten: „Generell war es wieder gut. Das ist eine gute Umgebung mit sehr guten Gegnern, da können wir immer von lernen.“ Das ist auch dringend nötig.