DEL-Standort München vor dem Aus
München (dpa) - Kein Geld, keine Unterstützung, keine Perspektive - wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird der Standort München in Kürze zum dritten Mal von der Landkarte der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verschwinden.
Nach den Maddogs 1994 und den Barons 2002 steht nun der erst vor zwei Jahren aufgestiegene EHC vor dem wirtschaftlichen Aus. „Die Gesellschafter sehen zurzeit nur noch die Option eines Umzugs des Clubs, gegebenenfalls in Verbindung mit einem Eigentümerwechsel. Eine Entscheidung hierüber steht unmittelbar bevor“, teilte der Tabellen-Elfte der zurückliegenden Saison in einer Erklärung mit.
Dabei handelt es sich um den Zweitligisten Wild Wings Schwenningen, der 2003 aus der DEL abgestiegen war. Bis zum Abgabetermin der Lizenzierungsunterlagen am 24. Mai bei der Ligazentrale in Köln müsste dieser Vorgang abgeschlossen sein. Die Schwarzwälder müssten alle 16 laufenden Spielerverträge übernehmen, ebenso wie die von Trainer Pat Cortina, Manager Christian Winkler und des Geschäftsstellenpersonals. Anschließend müssten bei einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung drei Viertel der anderen DEL-Clubs dem Ortswechsel zustimmen.
Seit dem Verpassen des Play-off-Runde Anfang März wurde der EHC vom Unheil regelrecht überrollt: Zunächst erklärte mit Waldemar Jantz einer von drei Gesellschaftern seinen Ausstieg. Die verbliebenen Geldgeber Michael Phillips und Jürgen Bochanski waren nicht bereit, die Last ohne weitere Unterstützung zu stemmen. Anschließend wurde vom Stadtrat der Bau einer dringend benötigten neuen Spielstätte auf unbestimmte Zeit verschoben.
Zwei Rettungsversuche schlugen fehl. Verhandlungen mit dem Münchner Immobilienhändler Rainer Beck als neuen Investor und damit Jantz-Nachfolger erwiesen sich rasch als Übernahmeversuch. Beck ist seit 1. Mai auch Alleingesellschafter des nicht aufstiegsberechtigten Zweitliga-Meisters Landshut Cannibals. Beck ließ durchblicken, dass er den Münchner Club künftig in Landshut spielen lassen wolle.
Am Montag scheiterten dann auch Gespräche mit der Stadt München über eine umfangreiche Werbekooperation mit den Stadtwerken. Die Rathaus-Mehrheit lehnte die Unterstützung des Profi-Clubs ab. Der EHC hoffte vergeblich darauf, wie viele der 14 DEL-Clubs finanzielle Unterstützung durch die örtlichen Stadtwerke oder Energieversorger zu erhalten. „Wir haben es neun Jahre versucht bei der Stadt, jetzt muss man wohl attestieren: Es interessiert hier keinen“, klagte Gesellschafter Bochanski in der „Abendzeitung“.