Abgestürzte Mannheimer hofft auf Ablenkung in Davos

Mannheim (dpa) - Eigentlich ist die Teilnahme am traditionsreichen Spengler Cup zum Jahreswechsel in Davos eine Ehre für jedes Eishockey-Team. Für den deutschen Meister Adler Mannheim ist es in diesem Jahr eine riesige Bürde.

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Nach der achten Niederlage am Stück reist aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) der Krisen-Club schlechthin zur 89. Auflage des Cups, der am zweiten Weihnachtstag beginnt. Mit dabei ist auch noch Trainer Greg Ireland, der das schwere Erbe von Meistercoach Geoff Ward im Sommer antrat und arg unter Druck geraten ist. „Er wird auf jeden Fall dabei sein. Wir halten zusammen“, sagte Manager Teal Fowler der Deutschen Presse-Agentur nach der 0:3-Pleite in Düsseldorf am Abend zuvor.

2013 und 2014 fehlte ein deutsches Team in der Teilnehmerliste; die Adler hätten sich ihre Rückkehr nach Davos und ihre achte Teilnahme auch diesmal insgeheim wohl gerne verkniffen, auch wenn Fowler sagt: „Das gibt uns die Gelegenheit, die Köpfe frei zu bekommen.“

In der Liga, die zeitgleich dreimal spielt, wird Mannheim weiter an Boden verlieren. Wegen des Spengler Cups wurden einige Adler-Partien bereits vorgezogen, die mitten in der sportlichen Krise verloren wurden. „Die vorgezogenen Spiele wegen des Spengler Cups haben uns viel Kraft gekostet“, bekannte Fowler.

In der Tat fehlen dem Team derzeit einige Leistungsträger arg: Die Ausfälle von Jamie Tardif, Glen Metropolit, Marcel Goc und Denis Reul sind nicht einfach zu kompensieren. Dennoch steht immer noch viel Qualität auf dem Eis, wenn die Adler spielen. „Wir haben unsere Ausfälle nie als Ausreden gelten lassen, aber sie helfen uns natürlich auch nicht“, meinte Fowler.

Trotz drei Spielen mehr als Tabellenführer Berlin und der Zweite Düsseldorf sind die Adler inzwischen auf Rang fünf abgerutscht und haben bereits sieben Zähler Rückstand auf die Spitze. Bis zum Jahreswechsel könnten es 16 Punkte sein und die Adler nur noch auf Rang zehn stehen. Der Club muss ernsthaft um die erneute Playoff-Teilnahme bangen - eigentlich undenkbar für den stolzen siebenmaligen Meister. „Jede Niederlage ist für uns alle eine physische und mentale Belastung. Schon das Frühstück schmeckt nicht mehr“, sagte Fowler.

Trainerrauswürfe zum Jahreswechsel hatten im vergangenen Jahrzehnt in Mannheim fast schon Tradition. Greg Poss wurde am 22. Dezember 2007 geschasst, Doug Mason musste Mitte Januar 2010 gehen und Harold Kreis am Silvestertag 2013. Noch zieren sich die Adler diesmal aber.

„Es gibt nicht die eine Person, die schuld daran ist, was derzeit passiert“, meinte der Manager, bemerkte aber auch: „Wir sind Teil eines Sports, in dem man an Ergebnissen gemessen wird.“ Der 45-Jährige benennt vielmehr „mentale Probleme“ als Hauptursache für die Misere: „Unser Problem ist derzeit einfach, Tore zu schießen.“

Viel wird also darauf ankommen, ob es Ireland schafft, bei der prestigeträchtigen, aber sportlich zweitrangigen Veranstaltung in Davos wieder für Lockerheit zu sorgen. „Wir suchen nach Lösungen und sind überzeugt, dass wir als Team die Wende schaffen können. Natürlich stehe ich als Trainer im Fokus und tue mit meinem Stab alles dafür, um erfolgreich zu sein. Sollte jemand das anders sehen, muss ich das akzeptieren“, meinte Ireland, der als herausragender Fachmann gilt. Sein Vorgänger Ward schaffte es, die mentale Stärke der Spieler konstant hoch zu halten.