„Chaotisch“: Scorpions-Zukunft ungewiss

Hannover (dpa) - Nur zwei Jahre nach dem sensationellen Meistertitel unter Trainer Hans Zach sind die Hannover Scorpions ganz unten angekommen.

Nach dem Ende der DEL-Vorrunde, die der Meister von 2010 erstmals in der Geschichte als Tabellenletzter abschloss, weiß niemand so recht, wie es nach der Trennung von Trainer Toni Krinner und dem Rücktritt von Geschäftsführer Marco Stichnoth weitergeht. In Krefeld, München und Nürnberg steht ebenso Großreinemachen an - auch dieses Trio hat die Playoffs der Deutschen Eishockey-Liga verpasst.

Für das größte Chaos sorgten die Scorpions. Zwar ist die DEL-Lizenz auch für die kommende Saison längst beantragt. Aber wie hoch ist der künftige Etat? Welche Spieler bleiben? Wer wird Trainer und wer Sportlicher Leiter? Alles ungeklärt. Zunächst soll - mal wieder - über Strukturen gesprochen werden. „Die Hannover Scorpions müssen zwingend neu aufgestellt werden“, befand Stichnoth nach dem sportlich wertlosen 5:0 im Niedersachsenderby gegen Wolfsburg am Sonntag.

Der große Schnitt soll her, auf einer Aufsichtsratssitzung im April Weichen gestellt werden. Vorher werde kein Krinner-Nachfolger kontaktiert. Zehn Spieler haben noch einen Vertrag, der Rest hängt in der Luft. „Wir hätten früher reden müssen. Dass es so weit gekommen ist, ist nicht gut“, räumte der 73 Jahre alte Haupt-Gesellschafter Günter Papenburg in der „Neuen Presse“ (Montag) selbstkritisch ein.

Baulöwe Papenburg quälte das Umfeld - abgesehen davon, dass er die defizitären Scorpions seit Jahren mit einem regelmäßigen Griff in die Privatschatulle finanziell am Leben hält - zuletzt mit fragwürdigen Entscheidungen. Er beließ Krinner im Amt, obwohl sich die Mannschaft früh offen gegen den Coach ausgesprochen hatte und die Fans vehement Krinners Ablösung forderten. Nach einem wochenlangen Spießrutenlauf für den Tölzer knickte Papenburg schließlich ein.

Stichnoth warf er öffentlich Fehlentscheidungen vor und schwächte damit dessen Position bei den Sponsoren. Die Folge: Stichnoth trat als Geschäftsführer zurück und will nun nur unter bestimmten Bedingungen als Sportlicher Leiter weitermachen. „Wir brauchen hier neue Strukturen, damit nicht alles von der Entscheidung eines Mannes abhängig ist“, polterte Stichnoth.

Weiter bei der Planung ist der Vorrunden-Vorletzte Nürnberg. Der dortige Papenburg heißt Thomas Sabo, ist Schmuck-Unternehmer und entschied früh, den Etat zur kommenden Saison aufzustocken. Einige Spieler aus Düsseldorf werden das Team aufrüsten - womöglich kommt Jeff Tomlinson als Coach gleich mit nach Franken. Dass Noch-Trainer Peter Draisaitl nicht weitermachen darf, ist ein offenes Geheimnis.

Auch das Traditionsteam der Krefeld Pinguine muss sich womöglich nach einem neuen Übungsleiter umsehen. Rick Adduono ist für viele der Hauptverantwortliche der Pleitensaison. Für diesen Dienstag ist eine Pressekonferenz anberaumt, auf der die Trennung von dem Kanadier - der noch ein Jahr unter Vertrag steht - bekanntgegeben werden könnte. Die Pinguine wollen sich künftig auf den eigenen Nachwuchs besinnen.

Beim EHC München wird der Kader ebenfalls durchgewirbelt: Mehr als ein halbes Dutzend Stars steht vor dem Abschied, mit Kapitän Stephane Julien wird am Dienstag verhandelt. Der Routinier liebäugelt mit dem Karriereende. EHC-Manager Christian Winkler hofft auf eine bessere Zukunft und kündigt eine Revanche im Herbst an: „Manchmal muss man einen Schritt zurückmachen, um den nächsten zu nehmen.“