Freezers und Roosters: Erfolg dank NHL-Erfahrung?

Iserlohn (dpa) - Mitten im Training nimmt sich Serge Aubin Stürmer David Wolf zur Seite. Er hat sich im Laufe der Jahre ein paar Tricks beim Bully angeeignet, und die will er dem jungen Teamkollegen von den Hamburg Freezers verraten.

Mit der Erfahrung von 396 Spielen aus der nordamerikanischen Profiliga NHL kam Aubin in dieser Saison nach Hamburg - und die Verpflichtung des Mittelstürmers scheint sich auszuzahlen. Nach Jahren der Erfolglosigkeit mischen die Freezers bislang in der Spitzengruppe der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit, ebenso wie die Iserlohn Roosters. Die Gemeinsamkeit: Beide Vereine haben im Sommer Spieler mit NHL-Vergangenheit zu sich gelockt.

Vor allem die Sauerländer haben kräftig eingekauft: Allein das Trio Jassen Cullimore (847), Mike York (585) und Jeff Cowan (423) bringt es zusammen auf 1855 Spiele in der NHL - und damit fast ebenso viele wie alle Spieler der besten vier Vorjahresteams aus Berlin, Wolfsburg, Düsseldorf und Krefeld zusammen. Hinter den Iserlohnern haben die Hamburg Freezers am zweitmeisten NHL-Erfahrung aufzuweisen.

Auch wenn Iserlohn nicht bewusst auf das Wörtchen „NHL“ in den Lebensläufen der Profis geachtet hat, wie Karsten Mende einräumte, weiß auch der Roosters-Manager: „In unserem Sport hat die NHL einen hervorragenden Namen. Dort gespielt zu haben, zählt.“

Die Leistungen auf dem Eis ließen bislang zwar vor allem von Cowan und Cullimore zu wünschen übrig, und dennoch sei der Wert der beiden nicht zu unterschätzen, betonte Manager Mende: „In erster Linie ist die Erfahrung dieser Spieler in der Kabine wichtig. Wenn unsere ehemaligen NHL-Spieler den Mund aufmachen, hören die anderen zu.“

In Hamburg hat sich Aubin neben den ebenfalls schon in Nordamerika aktiven Patrick Traverse und Kapitän Christoph Schubert schnell zum Führungsspieler entwickelt. Garrett Festerling etwa profitiert klar von Aubins Hinweisen - in der Kabine sitzen beide nebeneinander. „Es ist doch selbstverständlich, dass ich versuche, meine Erfahrung, die ich in der NHL gesammelt habe, an die jungen Spieler weiterzugeben“, meinte Aubin, dem bislang drei Tore und sieben Assists gelangen.

Außerdem zeigt der ehemalige kanadische Nationalspieler, was nordamerikanische Härte ist: In der Saisonvorbereitung erlitt der 36-Jährige einen Kieferbruch, dachte aber nicht ans Pausieren und warf sich weiterhin in die gegnerischen Schüsse. So etwas macht Eindruck und verhalf den Hanseaten auf den vierten Tabellenrang.

Einen Rang besser platziert ist Iserlohn, der neue Schwung macht sogar die schwierige Eingewöhnungsphase von Cullimore und Cowan wett. Erfahrung allein ist nämlich auch nicht alles: Beide haben Probleme mit der europäischen Eisfläche - die größer ist als in der NHL. „Ihre Körperlichkeit spielte in der NHL eine andere Rolle“, sagte Trainer Doug Mason. In der DEL muss das Duo noch beweglicher werden.

Die Konkurrenz ist nicht erst seit dem Saisonstart vor den beiden vermeintlichen Underdogs gewarnt. Dass die NHL-Haudegen der Schlüssel zum Erfolg sind, hält etwa Berlins Manager Peter John Lee für möglich: „Wenn man Spieler wie jene in Iserlohn holt, ist automatisch Erfahrung im Team. Man braucht aber vor allem eine gesunde Mischung, etwa starke deutsche Profis wie Michael Wolf und Robert Hock. Alles zusammen - wie in Iserlohn und Hamburg - kann funktionieren.“