Hamburgs Oppenheimer ist Deutschlands Hoffnungsträger
Hamburg (dpa) - Er gilt als einer der komplettesten Stürmer der DEL mit einem der härtesten Schüsse aller deutschen Eishockey-Cracks - Thomas Oppenheimer hat sich bei den Hamburg Freezers vom Ausnahmetalent zum Führungsspieler entwickelt.
Mit 69 Toren steht er auf Position vier der ewigen vereinsinternen Torschützenliste. Im letzten Spiel des Jahres traf Oppenheimer zwar nur den Pfosten statt ins Tor. Mit dem souveränen 4:1 gegen die Nürnberg Ice Tigers behaupteten der Stürmer und sein Team aber den zweiten Tabellenplatz.
Oppenheimers Erfolgsgeheimnis ist harte Arbeit. Jedes Jahr nutzt der 26-Jährige die Sommerpause, um in der bayerischen Heimat mit Fitnesstrainer Wolfgang Filsner Extra-Einheiten einzulegen. „Eine Saison ist anstrengend. Ich kann nur in jedem Spiel meine Leistung abliefern, wenn ich topfit bin“, erklärt er mit einer geradezu vorbildlichen Einstellung.
Seine ersten vier DEL-Spielzeiten verbrachte er bei den Frankfurt Lions. Nach deren Lizenzentzug endete 2010 sein Arbeitsverhältnis in Hessen: „Das war ein Schock, weil niemand damit gerechnet hatte. Plötzlich erfuhren wir per Mail und Telefon, dass es nicht mehr weitergeht“. Als er daraufhin nach Hamburg kam, zählten die Hanseaten noch zu den Schlusslichtern der Liga. Inzwischen gelten die Freezers, die vergangene Saison das Halbfinale erreichten, als Titelanwärter. „Wir müssen darauf hinarbeiten, dass wir in den Playoffs die beste Form haben. Dann ist alles möglich“, sagt Oppenheimer.
Auch wenn der Flügelstürmer aus Oberbayern stammt, fühlt er sich im hohen Norden heimisch. Sein privates Glück fand er in Freundin Susanne, die er in diesem Sommer geheiratet hat. Überhaupt hat er nicht nur auf dem Eis, sondern auch als Persönlichkeit eine tolle Entwicklung genommen. Sein Status als Co-Kapitän unterstreicht das. War er einst schüchtern und zurückhaltend, ist er nun ein Wortführer, der Mitspielern und sogar auch schon mal Trainern verbal Kontra gibt.
„Ich sage den Leuten geradeaus, was ich denke. Wenn ich Tipps geben kann, mache ich das. Genauso gern höre ich mir auch Ratschläge meiner Mannschaftskameraden an“, erklärt er. Kapitän Christoph Schubert sagt: „Oppi ist ein echter Bayer. Er hat seine guten und seine schlechten Tage. Wenn er einmal sauer ist und etwas sagt, hat das einen guten Grund - und alle hören hin“.
Nicht nur bei den Hamburg Freezers, wo er bis 2017 unter Vertrag steht, sondern auch in der deutschen Nationalmannschaft genießt Oppenheimer hohe Anerkennung. Als Weltmeisterschafts-Debütant war er 2014 in Weißrussland gleich der Top-Scorer der Deutschen. Auch wenn letztlich nur ein enttäuschender 14. Rang heraussprang, ist er von der Qualität der DEB-Auswahl überzeugt: „Wir haben gute Spiele abgeliefert. Nur gegen Finnland waren wir chancenlos. Man muss einfach Geduld haben, dass die Mannschaft sich weiterentwickelt“.
Trotz der Erfolge ist Bescheidenheit seine wichtigste Tugend geblieben. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Topcracks spricht Oppenheimer nicht davon, irgendwann die nordamerikanische Profiliga NHL erobern zu wollen. Wohl auch, weil er gar kein Mega-Star sein möchte. Dass Ruhm auch seine Schattenseiten hat, sieht er an seinem einstigen Mitschüler und besten Freund, dem Fußball-Nationalspieler Thomas Müller. „Ab und zu tut er mir etwas leid“, sagt Oppenheimer. „Natürlich ist es toll, was er sich erarbeitet hat. Aber ich würde ihm und seiner Frau manchmal etwas Ruhe gönnen. Ich persönlich finde es gut, dass ich mich ungestört in der Öffentlichkeit bewegen kann.“