Münchens Erfolg soll anders sein - Wolf: „Ära prägen“

München (dpa) - Über die Nachhaltigkeit ihres Triumphes machten sich die Eishockey-Profis vom EHC München bei ihrer Nonstop-Party überhaupt keine Gedanken. Ohne Pause feierten die EHC-Cracks seit dem Gewinn des ersten Meistertitels der Clubgeschichte in Wolfsburg einfach durch.

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„Man muss seinen Emotionen freien Lauf lassen, den Alkohol muss man fließen lassen. Das haben wir uns verdient“, befand Nationalstürmer Frank Mauer, der bereits im Vorjahr mit Mannheim Meister geworden war.

Für viele andere - allen voran Kapitän Michael Wolf, der 35 Jahre alt werden musste, um seine beeindruckende Karriere zu krönen - war es wie auch für den EHC der erste Titel. Entsprechend ausgelassen feierte das Team. Selbst am Montag geht es noch weiter. Dann folgt die offizielle Feier mit dem Empfang beim Oberbürgermeister und dem Eintrag ins „Goldene Buch“ der Stadt.

Dabei dürfte den Profis der Stellenwert des Eishockeys in München noch einmal vor Augen geführt werden. Mangels Fan-Masse wird es keine Jubelarien auf dem Rathausbalkon des Marienplatzes geben. „Es ist natürlich schwer in München für Eishockey“, bekannte Wolf.

Ein Blick in die Historie genügt: Meisterschaften in München waren bislang stets ein schlechtes Omen. Bereits 1922 kam mit dem MTV ein Meister aus München, 1994 gewann der EC Hedos den Titel, die Barons waren 2000 der letzte Vorgänger des EHC. Etabliert hat sich die Sportart ausgerechnet in der Hauptstadt des deutschen Eishockey-Mutterlandes Bayern nie. Hedos erkaufte sich die Meisterschaft teuer und war wenige Monate später pleite. Die Barons ließen die Probleme in München hinter sich und gingen mit der DEL-Lizenz nach Hamburg und spielen dort seitdem als Freezers.

Nun soll alles anders werden. „Natürlich wollen wir eine Ära prägen“, verkündete Wolf. Meistercoach Don Jackson meinte: „Alles ist möglich hier.“ Und Mauer fügte hinzu: „Ich hoffe, dass wir das Fundament gelegt haben. Wir leisten Pionierarbeit.“ Selbst DEB-Präsident Franz Reindl ist überzeugt von der Nachhaltigkeit des Projekts und der Unterstützung von Red Bull. „Das hat den Stellenwert des Eishockeys in München nach oben katapultiert. Das ist keine Eintagsfliege, da ist richtig Dampf dahinter“, meinte Reindl.

Entscheidend dürfte sein, wie lange der Atem von Red Bull ist. Der österreichische Brause-Gigant rettete den Club 2012 vor dem Rückzug aus der Deutschen Eishockey Liga, übernahm ihn danach quasi und baute ihn zum Etatkrösus der Liga auf. „Wir kriegen viele Sachen ermöglicht, die woanders nicht möglich sind“, meinte Nationalspieler Yannic Seidenberg. „Durch Red Bull müsste das eigentlich abgesichert sein, dass da nichts passiert.“

Der Geldgeber muss nun bei Laune gehalten werden, damit der EHC nicht so schnell von der Bildfläche verschwindet wie seine Vorgänger. „München ist eine sportbegeisterte Stadt. Ich bin fest davon überzeugt, dass auch Eishockey seinen Platz findet“, meinte Mauer und schob fast flehend hinterher: „Du brauchst nur Kontinuität. Das kann noch etwas dauern, es ist ein langer Weg.“

Kurzfristig dürfte sich nichts an den neuen DEL-Kräfteverhältnissen ändern. Im EHC ist ein neues Schwergewicht dabei, das mindestens auf einem Level mit den Großclubs aus Mannheim, Berlin und mit Abstrichen auch Köln kämpft. „Es sind jetzt mehrere Teams, die um den Titel mitspielen. Wir werden nächstes Jahr mit fast der selben Mannschaft auflaufen. Es haben fast alle verlängert“, berichtete Seidenberg.

Mittelfristig jedoch scheint sich vieles in der Stadionfrage zu konzentrieren. Die alte gut 6000 Zuschauer fassende Halle im Olympiapark bekam der EHC in dieser Saison nur in den Playoffs voll. Es gibt Pläne für eine neue Arena für 10 000 Zuschauer, rund 100 Millionen Euro teuer. Gespräche über eine gemeinsame Nutzung mit den Basketballern vom FC Bayern scheiterten. „Ich kann nur hoffen, dass man das Projekt durchzieht“, meinte Reindl nun.