„Wirklich brutaler“ Start Nach Auftakt in DEL-Finals steht Revanche in Wolfsburg an
München (dpa) - Die Münchner Kufen-Überstundler wussten, warum sie vor dem Duell um die deutsche Meisterschaft so vor Wolfsburg gewarnt hatten.
Von einer ausgelassenen Feier nach dem Auftakterfolg im längsten Finalspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) war beim EHC Red Bull daher keine Spur. Zu sehr hatten die mehr als 96 Minuten beim 3:2-Sieg in der zweiten Verlängerung in den Knochen gesteckt, außerdem war es ja erst der erste von vier notwendigen Erfolgen. Unmittelbar nach dem Heimmatch galt es beim Titelverteidiger, den Fokus auf Spiel zwei am Dienstag (19.00 Uhr) in Wolfsburg zu legen. „Da wird es dann noch aggressiver“, prognostizierte Dominik Kahun.
Der Nationalspieler war mit seinem Tor in der Overtime zum gefeierten Mann geworden. Mehr als ein kurzer Teamjubel auf dem Eis und ein paar Schulterklopfer in der Kabine gab es aber nicht für den 21 Jahre alten Stürmer. „Das war das anstrengendste Spiel, das ich jemals gespielt habe. Das war wirklich brutal“, resümierte Kahun. Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze berichtete er im Kabinengang des Olympia-Eisstadions: „Ich hatte nicht mal mehr die Kraft zum Jubeln.“
Das Duell Red Bull gegen die Grizzlys Wolfsburg schickt sich an, viel spannender und umkämpfter zu werden als noch die Endspielserie vom Vorjahr, als München ein 4:0 gelungen war. „Wir leben für solche Momente“, sagte Verteidiger Florian Kettemer am Sonntagabend nach dem späten Münchner Happy End im achtlängsten Spiel der DEL-Historie.
Wolfsburgs Trainer Pavel Gross bemühte sich, den so späten Gegentreffer schnellstmöglich abzuhaken. Psychologisch sei dieses 2:3 nicht schlimmer als eine Niederlage nach regulärer Spielzeit, sagte er. „In den Playoffs ist es egal, ob du 9:1 verlierst oder nach Overtime. Natürlich arbeitet und ackert man und wird nicht belohnt.“
Die finale Marschrichtung der Wolfsburger als Außenseiter wurde schon in Spiel eins der Serie deutlich. Mit aufopferungsvollem Kampf wollen sie die spielerischen und individuellen Defizite wettmachen - genauso wie ihnen das schon im Halbfinale gegen Nürnberg gelungen war. „Die hören einfach nicht auf zu laufen“, erkannte auch Münchens Kahun.
Disziplinlosigkeiten und daraus resultierend zwei Gegentore in Unterzahl brachten die Grizzlys aber um den möglichen Erfolg. „Wir haben viel zu viele Strafzeiten mit dem Schläger genommen, das darf nicht passieren und muss besser werden“, erkannte Gross.
Dass die Wolfsburger durch die achte Niederlage in ihrem insgesamt achten Spiel einer DEL-Finalserie geschwächt werden, glaubt auch Münchens Coach Don Jackson nicht. „Starke Teams wissen, wie man so eine Niederlage aus dem Gedächtnis löscht“, sagte er. Und Wolfsburg sei eine starke Mannschaft, „die hängen sich voll rein“.
Die entscheidende Frage wird sein, ob Wille und Leidenschaft allein gegen die Münchner Klasse reichen. Die Statistiken von Spiel eins waren deutlich: München gab 106 Schüsse ab, 54 davon auf das Tor. Bei Wolfsburg waren es 41 Abschlüsse insgesamt, und nur 26 davon musste Nationaltorhüter Danny aus den Birken entschärfen.
Auch wenn sich die Grizzlys in der Rekord-Overtime von München am Ende kaum noch aus der eigenen Hälfte befreien konnten, soll das Finale nicht über die Kondition entschieden werden. „Kraft ist immer ein Faktor“, sagte Gross. „Aber wir haben noch höchstens 14 Tage, da müssen wir einfach unseren Tank entleeren und alle Kräfte hineinwerfen.“