Nervenkitzel in Mannheim: Berlin erzwingt 5. Spiel

Mannheim (dpa) - Die Eisbären um Matchwinner Travis James Mulock lagen sich in den Armen wie nach dem Titelgewinn - nur wenige Meter entfernt schlurften Mannheims Spieler mit hängenden Köpfen in die Kabine.

Dank einer atemberaubenden Aufholjagd in einem denkwürdigen Finalspiel haben die Eisbären Berlin einen Showdown gegen die Adler erzwungen und ihren Traum vom sechsten DEL-Titel am Leben erhalten. „Das war das beste Eishockey-Spiel, das ich je gespielt habe“, sagte Berlins Stürmer Florian Busch in Mannheim im Anschluss an ein hart erkämpftes 6:5 (1:2, 1:1, 3:2) in der Verlängerung, noch völlig euphorisiert vom Comeback nach 2:5-Rückstand im Schlussdrittel.

Innerhalb von nur wenigen Minuten hatten die Eisbären in der mit 13 600 Zuschauern ausverkauften SAP-Arena eine vorzeitige Mannheimer Meister-Party abgewürgt - die Hausherren hätten mit dem fast sicher geglaubten Sieg ihren ersten Titel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nach vier Jahren Durststrecke perfekt machen können. „Für uns war es frustrierend, aber wir dürfen jetzt nicht lange heulen. Berlin hat unsere Fehler gut ausgenutzt“, sagte Adler-Trainer Harold Kreis.

Mannheims Nationalstürmer Christoph Ullmann hatte mit zwei Toren (1./32. Minute) und einer Vorlage auf Adam Mitchell (12.) für die Hausherren vorgelegt. Als Ken Magowan (44.) und Craig MacDonald (46.) zum vermeintlich klaren Erfolg einnetzten, schien die Feier zum sechsten Mannheimer DEL-Titel ihren Lauf zu nehmen. Aber die Gäste aus Berlin hatten in einer herausragenden Schlussphase und mit den Toren von James Sharrow (7./47.), Mads Christensen (39.), Barry Tallackson (48.) und Tyson Mulock (54.) die Verlängerung erzwungen. „Das war ein Wahnsinnsspiel“, fand Berlins Manager Peter John Lee.

„Wir waren nach dem 2:5 nur kurz geschockt“, berichtete TJ Mulock, der mit seinem goldenen Stochertor in der Verlängerung für das fünfte Match im Duell der beiden DEL-Rekordchampions am Dienstagabend (19.30 Uhr) in Berlin gesorgt hatte. Kaum Worte für das Dargebotene fand sein Coach Don Jackson: „Es gibt Spiele, die sind schwer zu erklären. Ich kann nur sagen: Ich bin stolz auf die Mannschaft.“

In dem wohl rasantesten Spiel in dieser Finalserie schienen sich die Hauptstädter, die im Gegensatz zu Mannheim auf drei erfahrene Leistungsträger (Ustorf, Pederson, Rankel) verzichten mussten, besser auf den Gegner eingestellt zu haben als in den Spielen zwei und drei. In Punkto Effektivität blieben aber die Hausherren eine Klasse für sich. Trotz wesentlich weniger Torschüssen (24:55) ging von den Hausherren ständig Gefahr aus. Im Duell der beiden Top-Sturmreihen Ullmann-Magowan-Mitchell gegen die Berliner Olver-Tallackson-Busch hatten die Mannheimer bis ins Schlussdrittel hinein klar Oberwasser.

Nach den Treffern von Magowan und MacDonald stimmten die Anhänger bereits erste Meistergesänge an. Vor allem der fünfte Mannheimer Treffer schien ein Nackenschlag für die Gäste zu sein. „Scheiße... das war mein erster Gedanke“, sagte Busch über diesen Moment. „Wir waren klar die bessere Mannschaft“. Manager Lee berichtete beim fünften Gegentor von einem „komischen Gefühl, dass es noch nicht vorbei ist. Aber bei 2:5 traust du so einem Gefühl nicht.“

Er sollte Recht behalten: Sharrow, Tallackson in Überzahl und Tyson Mulock gelang tatsächlich noch der Ausgleich, ehe die Overtime entscheiden musste. „Ich bin stolz, dass ich in diesem Spiel mitmachen durfte“, sagte Berliner Routinier Sven Felski, der nun ausgerechnet am Dienstag sein 1000. Match für die Eisbären in der ersten deutschen Liga bestreiten wird. „Das ist einfach geil.“