Scorpions im DEL-Keller - Trainer fest im Sattel
Hannover (dpa) - Selbst acht Heimniederlagen in Serie können Toni Krinner nichts anhaben. Der Coach von Ex-Meister Hannover Scorpions sitzt fest im Sattel. Dabei stellte der Champion von 2010 beim 3:5 gegen die Adler Mannheim den Negativrekord vor eigenem Publikum aus der Saison 2004/2005 ein.
„Dies ist für uns alle sehr schwer. Es ist sehr frustrierend, bei dem Aufwand, den wir betreiben“, sagte Krinner nach der erneuten Heimpleite. Beim Versuch, ein neues Team aufzubauen, ist Hannover 20 Monate nach der unverhofften ersten Meisterschaft unter Krinners Vorgänger Hans Zach in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) fast ganz unten angekommen. Nach 32 Vorrundenspielen sind die Scorpions Vorletzter und haben bei einem Spiel mehr sieben Punkte Rückstand auf Platz zehn, der zumindest zur Playoff-Quali genügen würde.
Die Verantwortlichen haben sich längst mit der schwierigen Situation abgefunden. Nun scheinen auch die Fans den Umbruch akzeptiert zu haben. Die Scorpions wurden nach dem Spiel minutenlang gefeiert, als hätten sie soeben die zweite Meisterschaft geholt. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, bekannte Krinner. „Die Fans haben ein feines Gespür“, sagte Manager Marco Stichnoth.
Vor einer Woche beim 0:4 gegen München hatten sie noch gepfiffen und Krinners Rauswurf gefordert. Daraufhin war Stichnoth zu einem Fantreffen gefahren und hatte den immer weniger werdenden Anhängern die Situation beim abgestürzten Meister erläutert. „Die Fans haben verstanden, dass es nichts bringt, gegen den Trainer zu krakeelen“, berichtete Stichnoth. Zum einen könnten sich die klammen Niedersachsen einen Rauswurf Krinners angesichts dessen noch bis 2013 laufenden Vertrages wohl gar nicht leisten. Zum anderen versicherte Stichnoth glaubhaft, mit der Arbeit des Tölzers zufrieden zu sein.
Gegen Mannheim spielte Hannover in der Tat nicht wie ein Team, das mit dem Trainer nicht zurecht kommt. Die Mannschaft kämpfte bis zum Umfallen, probierte bis zum Ende alles, schoss aus allen Lagen - umsonst. „Wenn man so eine harte Saison hat wie wir, ist einem das Scheibenglück nicht hold“, sagte Krinner, der immer neue personelle Ausfälle zu kompensieren hat. Für Ersatz ist kein Geld da.
Vor der Saison gingen zahlreiche Leistungsträger, das Meisterteam von 2010 zerbrach endgültig. Stichnoth musste den Etat kürzen, weil er die Scorpions unabhängiger vom Eigner Günter Papenburg machen wollte. Der wird es offensichtlich leid, beständig die finanziellen Löcher eines defizitären DEL-Clubs zu stopfen. Noch hängen die Scorpions aber am Tropf des Bauunternehmers. Seit der Meistersaison 2009/2010 sank der Zuschauerschnitt um fast 1000 Besucher pro Spiel.
Gegen München waren es weniger als 3000, am Mittwoch kamen immerhin 4379 - allerdings gegen den Tabellenführer. Zum Vergleich: 4608 Zuschauer besuchten den bei den Hannoveranern beliebteren Zweitligisten Indians gegen Ravensburg.
Eine Ausstieg Papenburgs ist laut Stichnoth nicht zu befürchten: „Wir haben die Perspektive, auf dem Niveau weiterzumachen.“ Ein derzeit überschaubares Niveau. „Wir werden im neuen Jahr weiter versuchen, Spiele zu gewinnen“, versprach Krinner tapfer. Im ersten Heimspiel 2012 kommt am 10. Januar Meister Eisbären Berlin. Eine weitere Pleite, und der Negativ-Heimrekord wäre perfekt.