Straubing setzt nach Pleitenstart auf Neu-Coach
Straubing (dpa) - Eine Saisonhälfte zum Vergessen, ein drohender Negativ-Rekord und der Spott der gegnerischen Fans: Für die Straubing Tigers kommt es aktuell in der Deutschen Eishockey Liga knüppeldick - und eine ganze Region leidet mit.
Vor zweieinhalb Jahren noch die Überraschung der Liga rangieren die Tigers aktuell weit abgeschlagen am Ende der Tabelle. Die ganze Hoffnung ruht nun auf Larry Mitchell: Der neue Trainer soll die Straubinger mittelfristig wieder zu Erfolgen führen. Am Sonntag gibt er sein Debüt im Heimspiel gegen Meister Ingolstadt - eine Demütigung wie voriges Wochenende soll es dann nicht noch einmal geben.
Es war der Tiefpunkt eines an Negativ-Erlebnissen reichen Herbstes: 2:7 unterlagen die Tigers im heimischen Stadion am Pulverturm gegen Tabellenführer EHC München. Auf dem Eis ein Klassenunterschied, auf den Rängen sangen die Fans des ungeliebten Landeshauptstadt-Rivalen schadenfroh: „Ihr seid Letzter, jeder weiß warum.“
Straubing steht dort, wo die Konkurrenz den Club aus der 45 000-Einwohner-Stadt seit seinem Aufstieg 2006 sieht: ganz unten in der Tabelle. Nur Weißwasser, Kaufbeuren, Garmisch-Partenkirchen und Wedemark waren in 20 Jahren DEL kleinere Standorte. Der Verein wurde jahrelang belächelt. Das änderte sich erst 2012, als Straubing ins Halbfinale einzog und ein Jahr später das Viertelfinale erreichte.
Aber diese Zeiten sind vorbei. Angesichts von mickrigen 15 Punkten nach 26 Spielen werden die Tigers die Saison wohl erstmals als Letzter beenden. Die Straubinger wären froh, den DEL-Negativ-Rekord der Füchse Duisburg aus der Saison 2006/07 mit 35 Punkten nicht zu unterbieten. Dabei stehen noch neun Spieler aus dem Halbfinal- und 13 Akteure aus dem Viertelfinal-Team im aktuellen Kader.
In dieser Saison lief jedoch alles schief. Verletzungen, schwache Zugänge, Pech in den ersten Spielen, Leistungsträger außer Form, der schwächste Goalie der Liga - der Katastrophenstart mit nur drei Siegen kostete Mitte November dem vor der Saison geholten Trainer Rob Wilson den Job. Doch trotz der Pleitenserie kommen weiter mehr als 4000 leidensfähige Zuschauer zu den Partien. „Das ist unglaublich“, sagt Kapitän Laurent Meunier.
Fans und Verein setzen nun auf Coach Mitchell. Seit Dienstag ist der 47-jährige Deutsch-Kanadier offiziell in Straubing. Vorher arbeitete der Ex-Stürmer sieben Jahre in Augsburg und machte sich dort einen exzellenten Namen - nicht nur als Coach, sondern auch als Talentscout. Immer wieder gelang es ihm, unbekannte Spieler zu Stars zu formen. Die Fast-Krönung: 2010 führte er die finanziell ähnlich klammen Augsburger bis ins DEL-Finale.
„Es ist möglich, dass man auch mit wenig Geld eine schlagkräftige Truppe zusammenstellt“, sagt Mitchell. „Auch wenn es immer schwerer und die Kluft zwischen den Großen und den Kleinen in der Liga immer größer wird.“ Mit Manager Jason Dunham grübelt er schon jetzt über das Team für die kommende Saison. Dann soll auch wieder die Qualifikation für die Playoffs erreicht werden.