Um Titel und Aufmerksamkeit: Meister München „guter Dinge“
München (dpa) - Don Jackson winkt ab. „Ich mag das Wort Druck nicht“, erklärt der Coach des EHC Red Bull München vor der in dieser Woche startenden neuen Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
„Sagen wir lieber Challenge.“
Nach dem souveränen Titelgewinn im Frühjahr stehen die Bayern also vor ihrer nächsten Herausforderung - und die scheint ungleich schwerer. Der vom österreichischen Brausegiganten auf hohem Niveau finanzierte Verein will sich dauerhaft an der Spitze etablieren. Das Selbstvertrauen dafür ist spätestens seit April da. „Du weißt, dass du gewinnen kannst. Du weißt, was es braucht, um Meister zu werden“, sagt Nationalspieler Frank Mauer. „Wir haben ein gutes Gefühl.“
Mit einem Auswärtsspiel am Freitag (19.30 Uhr) bei den Kölner Haien beginnt für den EHC die Mission Titelverteidigung und zugleich die nächste Runde im harten Kampf um den Stellenwert in der Fußball-Stadt München. „Wir sind guter Dinge, dass wir das hinkriegen“, verkündet Mauer. Der Stürmer kam 2015 aus der Eishockey-Hochburg Mannheim. „Als ich letztes Jahr hier her kam, war die Aufmerksamkeit nicht so groß wie jetzt“, sagt er.
Die Münchner haben einen rasanten Aufstieg zur Nummer eins in der DEL hinter sich: Im Mai 2012 schien das Ende des Vereins besiegelt, ein Verkauf der Lizenz nach Schwenningen Formsache. Dann aber stieg Red Bull als Finanzier ein. Nach Rang zwölf (2013), dem Aus in der ersten Playoff-Runde (2014) und der Niederlage im Viertelfinale (2015) erklomm die Truppe im Frühjahr 2015 den deutschen Eishockey-Thron. Und dort will der EHC bleiben.
Die Konkurrenz geht davon aus, dass München weiter das Team ist, das es zu schlagen gilt. In einer dpa-Umfrage sagten sieben von 13 Coaches, dass die Bayern ihren Titel verteidigen werden.
Der EHC könne gar längerfristig Primus in Deutschland bleiben, meint Uwe Krupp. „Ich glaube, dass man davon ausgehen kann, dass München eine dauerhafte und besonders mit der Unterstützung von Red Bull prominente Rolle in der DEL einnehmen wird“, sagt der ehemalige Bundestrainer und heutige Coach von Ex-Serienmeister Eisbären Berlin.
Das Engagement des österreichischen Konzerns wurde in der Szene weniger kritisch aufgenommen als etwa beim Fußballclub RB Leipzig. Konkurrenten waren gar erfreut, dass der Standort München erhalten blieb. „Eine so große Stadt, noch dazu in Bayern, braucht einen Eishockeyclub“, sagt Ingolstadts Sportdirektor Jiri Ehrenberger. „Das Zuschauerinteresse wird auch wegen der Erfolge steigen.“ Dies scheint auch die Dauerkartennachfrage zu belegen: Bislang verkaufen die Münchner laut eigenen Angaben 15 Prozent mehr als 2015.
Sportlich verändert sich in jedem Fall etwas in dieser Saison, denn das Team wird vom Jäger zum Gejagten. „Das wird noch intensiver“, sagt Kapitän Michael Wolf. „Man weiß, jeder will einen schlagen, will vor uns kommen und uns den Titel streitig machen. Wir müssen noch härter arbeiten.“ So sieht das auch Torhüter Danny Aus den Birken: „Der Druck ist höher, es wird mehr von uns erwartet.“
Zu Beginn gilt es indes, einige Ausfälle zu kompensieren. Stürmer Steve Pinizzotto und Verteidiger Richie Regehr fallen wegen nicht genauer definierten Beinverletzungen vier bis sechs Wochen aus, wie der Verein in dieser Woche mitteilte. Zudem fehlen Joachim Ramoser (Beinverletzung) und John Rogl (Oberkörperverletzung). Kurzfristige Neuverpflichtungen soll es aber nicht geben, verkündet Jackson. „Wir haben genug Spieler.“