2:1-Sieg gegen Russland Deutsche Eishockey-Frauen kämpfen erstmals um WM-Medaille

Plymouth/USA (dpa) - Im Februar waren sie noch zu Tode betrübt, jetzt schweben sie auf Wolke 7: Die deutschen Eishockey-Frauen greifen bei der Weltmeisterschaft in Plymouth erstmals nach einer Medaille.

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Nach dem sensationellen 2:1 (0:1, 1:0, 1:0)-Erfolg über Russland bildeten die Deutschen einen riesigen Freudenknäuel und genossen ausgiebig den Einzug in das WM-Halbfinale gegen Gastgeber USA. „Das ist ein Riesenerfolg nicht nur für die Nationalmannschaft, sondern für das ganze deutsche Fraueneishockey“, meinte die Memminger Stürmerin Manuela Anwander.

Dass der bislang größte Erfolg der meist im Schatten der Männer stehenden Damen nach dem fünften Platz bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin zugleich das 500. Länderspiel in der fast 30-jährigen Historie des deutschen Frauen-Eishockeys war, setzte den i-Punkt auf eine großartige Leistung des erst im Vorjahr wieder in die A-Gruppe aufgestiegenen Teams.

Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), zeigte sich überwältigt. „Mit den tollen Siegen gegen große Eishockeynationen und dem historischen, sensationellen Einzug ins WM Halbfinale hat das Team Überragendes geleistet“, sagte der olympische Bronzemedaillen-Gewinner von 1976. „Ein wirklich großer Tag für das deutsche Eishockey und natürlich besonders für unseren Frauen-Eishockeysport. Wir sind unglaublich stolz.“

Siegtorschützin Marie Delarbre warf nach ihrem Treffer in der 50. Minute gleich einen Blick voraus. „Das Spiel am Donnerstag gegen die USA wird Schwerstarbeit, aber wir werden wie in jedem bisherigen Spiel alles geben.“Sie spielt für das Merrimack College in den USA und gehört damit zu den sieben Spielerinnen des 23-köpfigen deutschen WM-Kaders, die im Ausland aktiv sind.

Den Ausgleichstreffer hatte Kerstin Spielberger vom ESC Planegg vor gähnend leeren Rängen in der USA Arena nach 35 Minuten erzielt. Einen wichtigen, ganz anderen Job hatte ihre Teamgefährtin Ronja Jenike zu übernehmen. Während ihre Teamgefährtinnen noch feierten, setzte sich die Verteidigerin an ihren Laptop und formulierte im Stil einer Pressesprecherin den Spielbericht für die DEB-Homepage.

Noch nicht einmal zwei Monate ist es her, da erlebte das Team die schwärzeste Stunde in der knapp dreijährigen Amtszeit von Bundestrainer Benjamin Hinterstocker: Beim Qualifikations-Turnier in Japan verpasste die Mannschaft durch ein 1:3 gegen die Gastgeber die Tickets für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Doch in Plymouth hatte das Team schon in der Vorrunde mit Siegen über Schweden und Tschechien seine Fortschritte bewiesen. „Unsere Tore sind zum richtigen Zeitpunkt gefallen. Jetzt bin ich unheimlich glücklich und stolz auf das Team“, sagte Stürmerin Andrea Lanzl, als das bislang beste WM-Abschneiden perfekt war. Bisher hatten die deutschen Frauen 2001, 2005 und 2013 jeweils Platz fünf bei Weltmeisterschaften erzielt. Bei drei Olympia-Teilnahmen verbuchten sie neben Platz fünf 2006 die Ränge sechs in Salt Lake City 2002 und sieben 2014 in Sotschi verbucht.