Deutschland nach Lettland-Pleite „unter Druck“
Stockholm (dpa) - Die deutschen Eishockey-Cracks verließen das Eis des Stockholmer Globens nach der ersten WM-Pleite gegen Lettland seit 14 Jahren wie geprügelte Hunde, nur aus Jakob Kölliker sprach der pure Trotz.
Für den Bundestrainer war die Sache nach der so unnötigen wie unglücklichen 2:3 gegen den direkten Konkurrenten um den angestrebten Viertelfinaleinzug schnell klar: Jetzt muss am Dienstag ein Sieg gegen die russischen Superstars her!
„Einen Sieg“, erwarte er gegen den Rekord-Weltmeister, verkündete der Schweizer - als sei es das normalste der Welt, die „Sbornaja“ um NHL-Topscorer Jewgeni Malkin zu stoppen. „Wir bereiten uns vor, um zu gewinnen. Uns erwartet eine Super-Truppe. Das soll aber eine große Herausforderung sein, dieser Mannschaft ein Bein zu stellen“, meinte Kölliker und erklärte, trotz unübersehbarer Defensivprobleme gegen Lettland „ein gutes Spiel“ gesehen zu haben.
Deutschland überzeugte kämpferisch und biss sich nach den Gegentoren von Miks Indrasis (12. Minute) und Mikelis Redlihs (24.) auch zurück ins Spiel - doch neben der Aufholjagd durch Treffer von John Tripp (25.) und Kai Hospelt (33.) fielen auch viele erschreckende Abwehrfehler und Unkonzentriertheiten auf. Das entscheidende Gegentor durch Aleksejs Sirokovs (53.) kassierten die Deutschen in Unterzahl. „Das sollten wir gegen Russland auf jeden Fall vermeiden“, mahnte Kapitän Marcel Goc. Der NHL-Star aus Florida warnte seine Mitspieler: „Das ist genau das russische Spiel, die lauern auf die Scheibenverluste und kontern.“
In der Tat dürfte den vielen deutschen Fans unter den 4162 Zuschauern beim Gedanken an Malkin und Co. Angst und Bange geworden sein. Die „Sbornaja“, gegen die Deutschland bei der vergangenen WM in der Slowakei den ersten WM-Sieg nach zuvor 37 Niederlagen in Serie gelandet hatte, fegte bislang Lettland mit 5:2 und Norwegen mit 4:2 vom Eis. „Die Russen haben eine brutale Mannschaft dieses Jahr“, stöhnte Torhüter Dennis Endras. Ausgerechnet jetzt, wo Deutschland nach der unerwarteten Niederlage gegen Lettland auf jeden Punkt zum Erreichen des Viertelfinals angewiesen ist, warten die vermeintlich schwierigsten Aufgaben gegen Russland und am Mittwoch gegen Gastgeber Schweden. „Wir sind jetzt unter Druck“, bekannte Endras.
Die Spieler und Kölliker waren sich aber einig, dass die Pleite gegen Lettland noch nicht das Ende der Viertelfinalträume gewesen sein soll. „Es sind erst zwei Spiele gespielt. Wir rechnen nach sieben Spielen ab“, kommentierte Kölliker trocken. Abwehrrecke Christoph Schubert sprach bewusst von „mindestens sieben Spielen“. Ein mögliches achtes wäre das Viertelfinale am 17. Mai.
„Wir müssen ehrlich zu uns sein und Vollgas geben“, forderte Hospelt. „Jetzt kommen zwei Spiele, wo wir nur gewinnen können. Vielleicht können wir den einen oder anderen Punkt klauen“, meinte der DEL-Spieler des Jahres. Um den fürs Viertelfinale mindestens notwendigen vierten Platz in der Gruppe B zu erreichen, muss das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) nun auch darauf hoffen, dass sich die direkten Konkurrenten Lettland, Dänemark und Norwegen gegenseitig Punkte abnehmen. „Die Gruppe ist sehr ausgeglichen“, erkannte Schubert, „die sogenannten Kleinen werden schon noch die Großen ärgern.“