Start der neuen DEL-Saison Die DEL kämpft um ihr Ansehen
Freitag startet die neue Saison im deutschen Eishockey. Alle Spiele überträgt die Telekom live.
Düsseldorf. Gernot Tripcke hat in den vergangenen Tagen viel Zeit vor dem Fernseher verbracht. Und was der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga da so sah, machte ihm richtig Spaß: „Bei Sport 1 läuft ja glaube ich nur noch Eishockey, das finde ich gut“, erzählte der regelrecht vergnügt wirkende Liga-Boss in Düsseldorf zum heutigen Saisonstart.
Im deutschen Mannschaftssport fühlen sich ja 99 Prozent medial als Bürger zweiter Klasse. Der allmächtige Fußball lasse ihnen kaum Möglichkeiten, den Menschen zu zeigen, dass auch ihre Disziplinen sehenswert sind. Selbst die Drei aus den großen Hallen - Eishockey, Hand- und Basketball - sind zu regionalen Phänomenen verkommen. Werberelevante Bilder sind bundesweit kaum von ihnen zu sehen.
Daher konnten die Worte nicht groß genug sein, mit denen Tripcke die neuen TV-Verträge mit der Telekom anpries. Die überträgt ab Freitag jedes der mehr als 400 DEL-Spiele live übers Internet, etwa 40 davon hat sie an den Free-TV-Sender „Sport1“ verkauft. „Das beste Medien-Setup aller Zeiten“ sei das für die Liga, jubelte Tripcke. Und überhaupt: Wenn er die neue Liga-Homepage betrachte und sehe dort die Logos mehrerer Dax-Konzerne und von „Sport1“, „da muss man sich nicht grämen“. Im Detail gehe es immer besser, „aber strategisch sind wir gut ausgerichtet“.
Das sehen nicht all so. Vor allem die Journalisten vom WDR-Magazin „Sport Inside“. Am Abend vor der Pressekonferenz in Düsseldorf lief dort ein Beitrag, in dem Tripcke und die DEL weniger gut wegkommen. Ihre Hilflosigkeit bei der Insolvenz der Hamburg Freezers diesen Sommer wird ebenso vorgeführt wie die Tatsache, dass immer wieder Clubs verschwinden, weil die Liga am Tropf des Steuerzahlers und reicher Gönner hängt. Tripcke hatte dem WDR ein Interview verweigert — aber den Beitrag natürlich gesehen. Tief bewegt schien ihn das nicht zu haben. Der Film zeige nichts Neues, sagte er. Dass es schwer sei, einen teuren Sport wie Eishockey zu finanzieren, habe er nie bestritten. Dass es vielerorts nicht ohne öffentliche Zuschüsse gehe, ebenfalls nicht.
Aber dann setzte er doch zu einer Gegenrede an. In welchem Sport laufe es denn anders? „In Amerika werden die Stadien von den Kommunen verschenkt. Wer hat hier drei Viertel der WM-Stadien gebaut?“ Und dass es so wenig TV-Geld gebe, liege ja auch am WDR selbst. „Wie viel gibt er dem Fußball, wie viel gibt er uns, Basketball und Handball? Nicht mal ein Promille davon.“
Auch für die vorerst geplatzte Wiedereinführung von Auf- und Abstieg musste er sich rechtfertigen, weil Wirtschaftsprüfer den interessierten Zweitligisten vor einigen Wochen die finanziellen Voraussetzungen abgesprochen hatten. Was Funktionäre aus dem Unterhaus zu öffentlichen Vorwürfen gegen die DEL verleitete. Die „mächtigen Herren“, sagte Ralph Bader vom SC Riessersee, „wollen diesen Auf- und Abstieg einfach nicht“.
Zu Tripckes Lieblingsthemen gehört die Wiedereinführung wirklich nicht. Eine gesunde Liga mit Planungssicherheit für Investoren ist ihm wichtiger als vermeintliche Gesetze der hiesigen Sportkultur. An manchen DEL-Standorten würde ein Abstieg das Ende des Vereins bedeuten. Trotzdem verwahrte er sich des Eindrucks, die DEL „baue Mauern um sich herum. Wir haben Regeln, damit es nachher funktioniert“, sagte der DEL-Chef, der doch so gern über das Positiv sprechen wollte. Die geglückte Olympia-Qualifikation der Nationalmannschaft zum Beispiel. Die Siege der DEL-Clubs gegen schwedische Topteams in der Champions League. Die erneuten Zuschauer- und Umsatzrekorde der DEL. Den neuen TV-Vertrag und den neuen Liga-Sponsor. Und das „Riesen-Eishockey-Jahr“ im Allgemeinen. Im Januar steigt das nächste große Freiluftspiel, das Winter Game im Sinsheimer Fußballstadion. Im Frühjahr folgen die Play-offs. Und zur Krönung kommt im Mai die Heim-WM. Das waren die Geschichten, die Tripcke erzählen wollte.
Dafür hatte er sich Unterstützung besorgt. Dirc Seemann, Chefredakteur „Sport 1“, der die Übertragungen aus den Eishallen als „Monster-Recht“ bezeichnete. Das entscheidende Quali-Spiel der Nationalmannschaft hätte jüngst eine halbe Million Zuschauer vor den Fernseher gelockt. An einem heißen Sonntag im Sommer. Der Sender verspreche sich viel von der neuen Zusammenarbeit. Und will selbst helfen, das Eishockey wachsen zu sehen. „Wir tun uns alle einen Gefallen, wenn wir einen starken Sport neben dem Fußball positionieren.“ Rick Goldmann, Ex-Nationalspieler und TV-Experte, sah im Eishockey „viele Dinge, die in den letzten Jahren in die richtige Richtung gelaufen sind“.
Nur hat dieser Sport das Pech, dass die draußen meist nicht so ankommen wie die vielen Probleme.