Arbeitsloser NHL-Profi bringt die Pinguine wieder auf Kurs
Nach der Zitterpartie im Kampf um die Lizenz erleben die Pinguine mit NHL-Star Christian Ehrhoff einen unverhofften Aufstieg.
Krefeld. Als Achterbahn — so lässt sich wohl am besten die Fahrt der Pinguine in den vergangenen 365 Tagen beschreiben. Vor einem Jahr wollten nur 5330 Zuschauer den 5:4-Sieg gegen die Eisbären beim letzten Spiel des alten Jahres im König-Palast sehen. Damals krebsten die Pinguine rund um den Playoff-Strich herum, die Fans wurden zunehmend kritischer. Ein Jahr später schwebt der Pinguine-Anhang auf „Wolke sieben“.
Dabei waren die Startvoraussetzungen spannenderweise genau spiegelverkehrt. In der Spielzeit 2011/2012 hatten die Pinguine nach dem überraschenden Halbfinaleinzug der Vorsaison den Blick nach oben gerichtet, eine eingespielte Mannschaft eigentlich nur verstärkt — und dann kam die große Krise.
In der aktuellen Spielzeit war die Krise schon im Sommer, zehn Spieler mussten gehen, die DEL-Lizenz wurde nur mit großen Anstrengungen ergattert, kaum namhafte Zugänge und Berater Rüdiger Noack konterte aufkeimende Kritik beim Saisonstart mit: „Wir müssen doch alle froh sein, dass wir überhaupt spielen.“
Und dann wurden die Pinguine ab November zur Mannschaft der Stunde in der Deutschen Eishockey-Liga. Zehn Spiele in Folge ungeschlagen — Vereinsrekord eingestellt. Selbst scheinbar verlorene Partien drehten sie noch mit einem bis unter die Hallendecke spürbaren Selbstbewusstsein.
Und obwohl Eishockey ein Mannschaftssport ist, muss man doch Wandel und Aufschwung an einem Spieler festmachen: Christian Ehrhoff. Der 30-Jährige, wegen des Arbeitskampfes der NHL in Nordamerika arbeitslos, „arbeitete“ dann lieber „zu Hause“ in Krefeld. Dass monatlich allein 20 000 Euro für Ehrhoffs Versicherung von den Pinguinen aufgebracht werden müssen, macht deutlich, welche Welten zwischen Profi-Eishockey in Europa und Nordamerika liegen. Eishockey-Experten quer durch Deutschland halten ihn mittlerweile für den mit Abstand wertvollsten NHL-Streik-Import.
Dass die Pinguine auch abseits des Eises für Schlagzeilen sorgten, ist Tradition. Dieses Mal war es Wilfrid Fabel; weniger, weil er Anfang des Jahres als Aufsichtsratschef zurücktrat, sondern weil er erstmals öffentlich den zermürbenden Machtkampf mit „Freund“ und Vorgänger Wolfgang Schulz einräumte.
Um einen größeren Streit zu verhindern, mache er Platz für Schulz, so Fabel. Damit gestand der Vater und Geburtshelfer der Pinguine nach der Beinahepleite von 1995 auch sein Scheitern ein. Denn er hatte damals einen zwölfköpfigen Kreis um sich geschart, damit die Pinguine gerade eben nicht in die Abhängigkeit eines einzelnen Geldgebers geraten sollten. Das Geld war wohl erneut Zankapfel. Fabel konstatierte zum Jahreswechsel bereits ein Minus von über 200 000 Euro.
Geschäftsführer Robert Haake, Vertrauensmann von Schulz, sah den Verein noch Wochen später voll im Plan. Wieder Wochen später gestand dann Jörg Hellwig, von Wolfgang Schulz an die Aufsichtsratsspitze gehievter Chef des Jugendvereins KEV 81, quasi als erste Amtshandlung ein deftiges Minus (später mit rund 400 000 Euro beziffert) ein. 30 Tage später war Hellwig bereits wieder unter kuriosen Begleiterscheinungen zurückgetreten.
Hochrote Köpfe und hektische Betriebsamkeit verdeutlichten in den folgenden Wochen, dass der Kampf um die DEL-Lizenz auf Messers Schneide geführt wurde — entgegen allen Verlautbarungen der Pinguine-Führung. Umso erstaunlicher, wie dann auf dem Eis zum Jahresende 2012 der Weg nach oben gelang.