Der Fitmacher der Pinguine
Marian Bazany erzählt, warum sein Spitzname Eisenfaust eine Mär ist und wie er Mark Verstegen traf, den Klinsmann als Fitnesstrainer zur DFB-Auswahl holte.
Krefeld. In der Deutschen Eishockey Liga eilt ihm der Ruf voraus, einer der Besten zu sein, wenn es um die Fitness der Mannschaft geht. Die Berliner Zeitung titelte nach dem gewonnenen Viertelfinale der Eisbären Berlin gegen Mannheim: „Dieser Mann verleiht den Eisbären die Marathon-Fitness“. 3:2 hatte Mannheim in der Serie geführt, Spiel sechs und sieben entschieden die Eisbären in der Verlängerung für sich. Jetzt macht Co-Trainer Marian Bazany statt den Eisbären den Pinguinen Beine und erzählt, wie das gelingen kann.
Herr Bazany, die Mannschaft soll schneller, körperbetonter und härter spielen. Da passt ein Boxfan als Co-Trainer doch optimal.
Marian Bazany: Das ist mir neu. Wo soll das herkommen, dass ich Boxfan bin?
Ihr Spitzname: Eisenfaust. Vitali Klitschko wurde Dr. Eisenfaust genannt.
Bazany: Das wissen die Fans in Düsseldorf besser, wie das entstanden ist. Selbst bei der DEG konnte mir das aber niemand richtig sagen, wie das zustande gekommen ist.
Das ist kurios, die DEG-Fans haben bei Ihrer Verabschiedung aber skandiert: „Eisenfaust Bazany“.
Bazany: Genau, das haben sie lange Jahre sogar gemacht. Ich glaube, es war gleich am Anfang, wir haben da noch an der Brehmstraße gespielt — da gab es mal eine Rangelei.
Und Sie haben die DEG-Farben würdig vertreten?
Bazany: Wenn es mal notwendig war, hab’ ich mich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Eisenfaust hört sich größer an, als es bei mir war.
Andy Hedlund hat Ihnen sogar ein T-Shirt mit der Aufschrift Dr. Eisenfaust gemacht.
Bazany: Ich habe auch von Fans sogar ein paar bekommen. Andy hatte ‘ne Firma in Übersee mit Kumpels und T-Shirts bedruckt. Andere im Team hat er aber auch mit speziellen Shirts versorgt.
Sie packen die Pinguine also weniger hart an als es Ihr Spitzname vermuten lässt im Sommertraining?
Bazany: Ich benutze ungern den Begriff Sommertraining, ich nenne das spielfreie Zeit. Das Ziel muss sein, die optimalen Voraussetzungen zu schaffen, um erfolgreiches Eishockey zu spielen. Du musst den Grundstein legen, verletzungsfrei über diese Zeit zu kommen und auch gesund während der Saison zu bleiben. Das ist ein wesentliches Teil des Puzzles. Die physische Komponente ist eine Sache, aber zum erfolgreichen Eishockey gehören viele andere Aspekte.
Wie war es bei Ihnen in der spielfreien Zeit, die liebt doch kein Spieler wirklich?
Bazany: Das ändert sich in einer Karriere. Wenn man jung ist, ist man unerfahren, hat viel Kraft und Energie, steht alles durch und braucht anleitende Unterstützung. Mit der Erfahrung entwickelt man mehr Gefühl für den eigenen Körper und seine Bedürfnisse. Ich habe mich dann sehr intensiv damit beschäftigt. Zu Beginn meiner Karriere in der Tschechoslowakei war alles organisiert und gesteuert, wir waren zwölf Monate irgendwie immer im Training. Als ich nach Deutschland kam, habe ich angefangen, verschiedene Sachen auszuprobieren. Die letzten Jahre bei der DEG war ich oft in Los Angeles, habe bei Athletes Performance trainiert. Einer der Mitgründer ist Mark Verstegen, den Jürgen Klinsmann zur Nationalmannschaft holte als Fitness-Coach. Die Zeit hat mich am meisten geprägt. Nach der Karriere als Spieler habe ich mich dort noch weitergebildet, weil ich damit sehr gute Erfahrungen gemacht habe und mein Wissen vertiefen wollte. Diese Philosophie will ich weitergeben.
Was ist denn der praktische Nutzen für die Spieler?
Bazany: Es geht nicht nur ums Trainieren, es geht um eine ganzheitliche Ausrichtung bis zum gesamten Lebensstil. Dazu gehört zum Beispiel auch die Ernährung oder Schlafgewohnheiten, was auch ein wesentliches Element für Leistungssportler ist. Wie verhält man sich, wenn man nicht trainiert. Es ist nicht nur wichtig, hart und gezielt zu trainieren, sondern dem Körper die notwendige Zeit zur Regeneration zu geben. Wenn die oben genannten Punkte ineinander greifen, werden die optimalen Voraussetzungen für einen Leistungssportler geschaffen. Das braucht seine Zeit.
Wie ist Ihr Eindruck von der Fitness aktuell?
Bazany: Das Saisonende war Ende Februar, wir haben am 2. Mai angefangen. Dazwischen sind zwei Monate vergangen, das ist natürlich eine lange Zeit gewesen. Am Anfang war es für die Jungs sicherlich hart. Wir haben jetzt aber die unterschiedlichen Leistungsniveaus mehr zueinander geführt.
Wie haben Sie das gemacht?
Bazany: Wir hatten Fitnessdaten vom Ausgangstest am Ende der Saison, die wir verglichen haben mit unseren Eingangstests im Mai. Das sind die Eckdaten, mit denen ich dann arbeiten konnte. Wir haben die Vorbereitung in drei Phasen eingeteilt, die laufen dann jeweils vier Wochen, und zwischen den Phasen haben wir eine freie Woche. Der Aufbau ist klassisch: erst Hypotrophie, dann Maximalkraft und zuletzt Schnellkraft und Explosivkraft.
Wie sieht es denn bei Daniel Pietta aus, der lange mit seiner Schambeinentzündung zu tun hatte?
Bazany: Als ich kam, war er nicht einsatzfähig, noch in der Reha, an Training war nicht zu denken. Aktuell ist er wieder dabei und ist bei 90 Prozent Leistungsumfang.