Eishockey Krefeld Pinguine: "Wir verpflichten jetzt"

Aufsichtsrat-Boss Wolfgang Schulz hat zu viele Gegentore ausgemacht und zu wenige Verteidigertore. Und er bekräftigt, dass die sportliche Führung des Clubs vereint sei, nicht im Zwist.

Foto: Archiv Andreas Bischof

Krefeld. Personalien sind ein sensibles Thema — in der Politik, in Unternehmen, sogar in Proficlubs. Weil jeder eine Meinung dazu entwickelt und vor allem sie vehement begründen kann. Wie etwa bei den Krefeld Pinguinen in der Personalie Steve Hanusch. Der Verteidiger ist bereits freigestellt, soll sich einen anderen Club suchen.

Gewürzt hat die Debatte Trainer Franz Fritzmeier jüngst auf der Pressekonferenz nach der 3:5-Niederlage gegen Berlin. Mit einem Blick ins Innenleben des Clubs. In der Länderspielpause hätten Hanusch und Stürmer Norman Hauner bei anderen Clubs untergebracht werden sollen. Fritzmeier sagt: „Von einem Teil der sportlichen Führung. Mein Job war es, neue Spieler zu suchen.“

Da Teil eins nicht geschehen sei, seien nun Fakten geschaffen worden. In Abstimmung mit dem Aufsichtsrat und dessen Vorsitzendem Wolfgang Schulz. Ein Schelm, der in Fritzmeiers Botschaft einen Zwist zwischen ihm und dem sportlichen Berater Rüdiger Noack zu erkennen glaubt. Aufsichtsrats-Boss Wolfgang Schulz sagt: „Probleme in der sportlichen Führung gibt es nicht. Natürlich müssen wir Meinungen zusammenführen.“ Und die könnten auch mal unterschiedlich sein. Offenbar wie bei Hanusch und Hauner. Am Samstag hatten sich Schulz, Fritzmeier und Noack auf die Personal-Rochaden verständigt.

Ähnliches wie für Hanuschs Schicksal bei den Pinguinen steht auch für Norman Hauner in Aussicht. Und, wie beschrieben, springen die einen auf den Baum, es wird rauf und runter ideologisiert, Sympathie wie Abneigung verteilt. Wie berichtet stand Fritzmeier am Samstag nach dem 1:4 gegen Ingolstadt vor der Entlassung. Im Internet jedenfalls. Beinahe jede Spielzeit wird so getan, als sei es ein neues Phänomen, Personal auszutauschen. In einem Proficlub.

Was natürlich nicht stimmt. Weil im Sport Erfolg nur bedingt planbar ist, die Zusammenstellung eines Kaders ein bisschen einer Zirkusnummer auf dem Hochseil gleicht. Gerade im Eishockey. Sie kann gelingen, muss aber nicht. Bei über 22 Profis ist das immer so. Erinnert sei an die vergangene Saison — an Namen wie Szwez, Valentine, Hurtubise, die während der Spielzeit kamen und mit Saisonende wieder gingen. Oder an Weihager und Sofron die in der Saison gingen.

Nun wird bei den Pinguinen vollzogen, was sich längst andeutete — als Fritzmeier, ebenfalls auf der Pressekonferenz, Hanusch und Hauner vor Wochen öffentlich anzählte, mehr Leistung einforderte. Schulz sagt dazu: „Es hat doch niemand etwas davon, wenn Spieler auf der Tribüne sitzen. Sie sollen ihre Karriere woanders fortsetzen, statt vier Monate nicht zu spielen.“

Bisher gibt es noch keine Neuen bei den Pinguinen. Aber es wird so kommen. Schulz sagt dazu: „Wir verpflichten jetzt.“ Das ist unmissverständlich. Es gibt keinen Zeitaufschub mehr mit Blick auf das Budget, etwa bis ein Streichkandidat einen neuen Club gefunden hat. Schulz: „Wir schauen uns nach einem, eher nach zwei Verteidigern um. Ich hoffe, dass diese Woche noch Vollzug sein wird.“

Den Handlungsbedarf hat Schulz an zwei wesentlichen Merkmalen festgemacht: „Wir bekommen zu viele Gegentore, und unsere Verteidiger schießen zu wenig Tore. Wir verlieren zu oft knapp, statt knapp zu gewinnen.“ Die von ihm registrierten vier Verteidiger-Tore, meint Schulz, hätte Richard Pavlikovsky doch alleine gemacht. Ein bisschen Legendenbildung angesichts des gerade gefeierten 80. Geburtstags des Eishockeys darf’s immer sein. Wenn’s denn bald auch in der Wirklichkeit mehr Tore zu bejubeln gibt als Gegentore zu verkraften.