Störfeuer verschärft Fehlstart

Die Pinguine hinken hinter den Planungen her und machen unnötige Baustellen auf.

Krefeld. Der Kapitän brachte es auf den Punkt. "Das ist chaotisch - alles", sagte Herberts Wasiljews am Sonntagabend unmittelbar nach der 4:5-Niederlage im Penaltyschießen gegen die Frankfurt Lions. Und damit meinte der Lette nicht allein die sportliche Situation der Krefeld Pinguine, die in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit elf Punkten und Platz zwölf weit hinter den eigenen Ansprüchen zurückliegen.

So stößt vor allem die Entlassung der beiden Teamärzte Dr. Martin Wazinski und Dr. Dirk Niezold innerhalb der Mannschaft auf absolutes Unverständnis. Und deshalb besteht auch für Wasiljews Redebedarf. "Auch wenn das alles Politik ist und ich mich sonst nicht um solche Sachen kümmere, aber das muss geklärt werden", sagte der 33-Jährige, der keinen Hehl aus seinem guten Verhältnis gerade zu Martin Wazinski macht - wie das Gros seiner Mitspieler. Und nicht nur deshalb will auch das Team auf diesem Nebenkriegsschauplatz aktiv werden.

Die Aussichten auf Erfolg dürften indes weit geringer sein, als auf dem Eis noch einmal die Kurve zu kriegen. Auch wenn angesichts des personellen Störfeuers die Konzentration auf den eigentlichen Job nicht gerade leichter fällt. "Dieser ganze Streit darf aber keine Ausrede sein, auch wenn er selbstverständlich Unruhe ins Team reinbringt.

Jeder Spieler muss jetzt in den Spiegel schauen und sich fragen, ob er bisher alles gebracht hat", sagte der Kapitän, der sich zweifellos ebenfalls in der Pflicht nehmen muss. Nicht nur als Führungsspieler, auch als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer Martin Jiranek.

Der Coach gerät mit jedem Misserfolg mehr in die Kritik, auch wenn er für die Kaderzusammenstellung und die Größe nicht verantwortlich ist. "Die Situation ist in keiner Weise zufriedenstellend. Wir hinken unbestreitbar hinter den Erwartungen und Zielen hinterher. Die Zuschauerzahlen sind besorgniserregend, die Stimmung bei den Fans ist eher eine Enttäuschung", sagte Geschäftsführer Wolfgang Schäfer. Am Donnerstag sollen Gespräche mit Trainern, Manager und Spielern geführt werden. "Dann sehen wir weiter", so Schäfer.

Von einem Ultimatum an die Sportliche Führung wollte Schäfer nichts wissen. Mochte aber nicht dementieren, dass das nächste Wochenende richtungsweisend ist. Das sieht auch Wasiljews so: "Wir brauchen endlich mal ein gutes Wochenende." Zur Erinnerung: In der Saison 2004/2005 wurde Trainer-Neuling Mario Simioni nach zehn Spielen auf Platz zwölf entlassen.

Der enttäuschende Saisonverlauf sorgt für Sorgenfalten bei dem Finanzchef. Gegen Frankfurt fehlten erneut rund 1500 Zuschauer zum benötigten Durchschnitt von 4200 (in fünf Heimspielen durchschnittlich 3384). Da wird der Handlungsdruck deutlich: "Jedes Spiel reißt ein Loch in die Kasse, solche Defizite können wir uns nicht leisten.

Die Fans beklagen neben dem schlechte Tabellenstand vor allem mangelnde Leidenschaft, fehlendes Feuer. Das müssen wir ernst nehmen, die sportlich Verantwortlichen müssen darauf für unsere Anhänger erkennbar reagieren. Von unzufriedenen Fans können wir nicht leben", sagte Wolfgang Schäfer.

Da neben Rob Globke und David Cespiva möglicherweise auch Try-out-Verteidiger Stephen Wood nur "außerhalb des Etats" finanziert werden kann, muss Schäfer bei der DEL ein überarbeitetes Finanzierungskonzept vorlegen. Diese Zusatzausgaben aber angesichts der fehlenden Zuschauereinnahmen schlüssig zu argumentieren, dürfte schwer fallen.

Besonders bitter ist der Fehlstart auch in Sachen Sponsoren: Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die Großsponsoren für das nächste Jahr ihren Rückzug beziehungsweise eine deutliche Reduzierung angekündigt haben. "Ein erfolgreiches Jahr wäre überaus wichtig für uns", hatte Schäfer vor der Saison betont.