„Land unter“ bei den Eisbären Berlin
Berlin (dpa) - Bei den Eisbären Berlin herrscht vor der Länderspielpause Krisenstimmung. Das deprimierende 0:8 am Sonntag bei den Grizzly Adams Wolfsburg hat den Meister in eine Schockstarre versetzt.
Schnellschüsse, die Trainer Jeff Tomlinson ein schnelles Aus bescheren könnten, sind jedoch nicht zu erwarten. Eine höhere Niederlage in der Deutschen Eishockey Liga kassierten die Berliner zuletzt in der Spielzeit 1995/96, als sie bei den Kölner Haien mit 3:12 untergingen. Dennoch bleibt Manager Peter John Lee unaufgeregt: „Wir werden viel reden, machen uns Gedanken. Aber kurzfristige Personalentscheidungen stehen nicht zur Diskussion“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Noch vor dem Match hatte Tomlinson nur ein Ziel geäußert: „Mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause gehen.“ Daraus wurde nichts, nach der desaströsen Pleite konnte er nur mit dem Kopf schütteln. „Es ist schwer, über so ein Spiel zu reden“, rang Tomlinson nach der höchsten Eisbären-Niederlage seit 17 Jahren nach Worten, „das war einfach peinlich.“
Kapitän André Rankel schämte sich richtiggehend für den Auftritt des Titelverteidigers. „Das ist nicht zu akzeptieren“, schimpfte der Stürmer, „heute waren wir vom ersten bis zum letzten Mann alle schlecht.“ Das Kopfzerbrechen wird die Hauptstädter nun in den kommenden Tagen begleiten.
Lange musste man zurückdenken, um sich ähnlich hohe Niederlagen ins Bewusstsein zu rufen. Den Fans fällt dabei sofort das deprimierende 0:12 von 1990 im Bundesliga-Lokalderby daheim gegen den BSC Preussen ein. Gleichfalls knüppeldick kam es für den EHC auch in der Saison 1994/95, als es mit 2:9 gegen Düsseldorf, 0:8 gegen die Preussen und 4:13 gegen Krefeld gleich drei verheerende Heimniederlagen setzte.
Für die Aufarbeitung des schwachen Saisonstarts in der Gegenwart haben die Berliner jetzt einige Tage Zeit. Aufgrund der Länderspielpause bekam die Mannschaft bis zum Sonntag frei. Lediglich Rankel und Frank Hördler sowie der Däne Mads Christensen reisen zu ihren Nationalmannschaften. Tomlinson spielt mit dem Gedanken, nach den freien Tagen sein Team härter im Training zu fordern.
Eisbären-Manager Peter John Lee ist nun gezwungen, über eventuelle Verstärkungen nachzudenken. Vielleicht aber auch über den Trainer selbst, der mit seinem Latein am Ende zu sein scheint. Denn anders ist Tomlinsons Aussage nach dem Wolfsburg-Debakel nicht zu deuten: „Bedanken möchte ich mich auch bei Grizzly-Trainer Pavel Gross für diese Klatsche, die hoffentlich ein Weckruf für uns sein wird.“ Anscheinend schafft es der Berliner Trainer selbst nicht mehr, sein Team wachzurütteln.