8:1-Eisgala: Seidenbergs Bruins melden sich zurück
Boston (dpa) - Die Fäuste flogen, die Fans flippten aus, und am Ende einer grandiosen Eisgala meldeten sich die Boston Bruins um Dennis Seidenberg mit einem historischen Sieg im Stanley-Cup-Finale zurück.
Im Titelkampf der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL demütigte und düpierte das Traditionsteam von der Ostküste Christian Ehrhoffs Vancouver Canucks mit 8:1 (0:0, 4:0, 4:1) und verkürzte in der Serie „Best of Seven“ auf 1:2. „Das war ein Statement. Dieser Sieg fühlt sich richtig gut an“, sagte Seidenberg im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Nationalmannschaftskollege Ehrhoff hingegen versuchte, nach dem denkwürdigen Debakel nach vorn zu schauen. „Wir sind eingebrochen, zum Schluss war jeder Schuss ein Treffer. Aber die Höhe der Niederlage spielt ja keine Rolle. Wir führen in der Serie immer noch 2:1“, sagte der Verteidiger. Am Mittwochabend muss das beste Team der Vorrunde im vierten Match erneut in Boston ran.
Dort hatten die Fans 21 lange Jahre auf ein Finalheimspiel warten müssen. Die Geduld hat sich gelohnt, wenngleich die Partie mit einer Schrecksekunde begann: In der fünften Minute wurde Bruins-Stürmer Nathan Horton von Canucks-Verteidiger Aaron Rome brutal gecheckt und musste auf einer Trage vom Eis gebracht werden. Horton, der schon acht Playoff-Tore schoss, fällt mit einer Gehirnerschütterung für die restlichen Finalspiele aus. Seidenberg erklärte nach dem Match: „Wir haben uns in der Drittelpause gesagt, dass wir das Ding für Nathan gewinnen - das hat uns noch mehr motiviert.“
Und wie! Mit Beginn des Mitteldrittels legten die Bruins los: Andrew Ference eröffnete nach elf Sekunden das Schützenfest. Mark Recchi erhöhte im Überzahlspiel, Brad Marchand in Unterzahl - und David Krejci traf vor der Drittelpause sogar noch zum 4:0. Die mit 17 565 Fans gefüllte Halle kochte, Boston spielte wie im Rausch. „Die Stimmung war unglaublich, es hat richtig Spaß gemacht. Ich freue mich jetzt schon auf's nächste Spiel“, sagte Seidenberg.
Im Schlussabschnitt der Partie, in der trotz der vielen Tore vor allem Bruins-Goalie Tim Thomas mit 40 parierten Schüssen herausragte, fielen nicht nur fünf Treffer, sondern flogen auch viele Fäuste. Sogar Seidenberg, der keineswegs als Schläger gilt, mischte mit: Nach einer kurzen Prügelei mit Stürmer Ryan Kesler kassierte der 29-Jährige eine Spieldauer-Disziplinarstrafe. „Als ich meinen Helm abnahm und ihm gegenüberstand, habe ich mich selbst ein wenig erschrocken und nur gedacht: Was machst du eigentlich hier?“, meinte Seidenberg lachend.
Während der Abwehrspieler den Rest der Partie in der Kabine verfolgte, trafen Daniel Paille, erneut Recchi, Chris Kelly und Michael Ryder für die Gastgeber. Jannik Hansen hatte zwischendurch den Ehrentreffer für die verprügelten Canucks zum 5:1 erzielt.
Der Kantersieg war der höchste Finalerfolg seit dem 6. Juni 1996. Auf den Tag genau vor 15 Jahren hatte Uwe Krupp mit seiner Colorado Avalanche das zweite Finalspiel gegen die Florida Panthers ebenfalls mit 8:1 gewonnen. Für die Bruins ist es der erste Final-Heimerfolg seit Mai 1978. Und den weiß Seidenberg richtig einzuordnen: „Für uns war es trotzdem nur ein Sieg und für Vancouver nur eine Niederlage.“