Wenn die Musikschule fast unbezahlbar wird
Kinderreiche Familien zahlen bis zu 1.000 Euro im Jahr mehr — Lösung scheitert am Kämmerer.
Krefeld. Die Kinder von Elke Pipka-Schneider gehen gern in die Musikschule, der älteste bereits seit zwölf Jahren. Doch mit der jüngsten Gebührenerhöhung ist der Unterricht für die dreifache Mutter fast unbezahlbar geworden. Für sie entstehen Mehrkosten von 978,36 im Jahr. „Ich war entsetzt, als der Brief kam“, sagt Pipka-Schneider. „Mit einer familienfreundlichen Stadt ist das nicht vereinbar.“
Die enorme Summe entsteht nicht allein durch die zehnprozentige Gebührensteigerung, die für alle Kulturinstitute Krefelds beschlossen wurde. Schuld ist der Abbau von Ermäßigungen: Für Geschwisterkinder wurden sie deutlich verringert. Außerdem wird für diese Kinder nicht zusätzlich ein Rabatt gewährt, wenn sie mehrere Instrumente lernen. All dies ergibt horrende Summen von mehreren hundert Euro.
Laut Johannes Koch, Vorsitzender des Elternbeirats, sind über 300 Kinder von den Änderungen betroffen. Anfang April hat Koch sich in einem Brief an Oberbürgermeister Gregor Kathstede gewendet, der gern die Familienfreundlichkeit Krefelds betont. „Unstimmig und ungerecht“ nennt Koch die Neuregelung.
Er fordert Kathstede auf, „die eklatante Benachteiligung von kinderreichen Familien“ rückgängig zu machen. Zunächst sah es dafür gut aus, zumal Musikschulchef Ralph Schürmanns sich auf die Seite der Eltern stellte. Doch sein Lösungsvorschlag scheiterte jetzt am Nein des Kämmerers — nach WZ-Informationen wegen einer vierstelligen Summe.
Kulturdezernent Roland Schiffer will sich dennoch bemühen, eine „tragfähige Lösung für die Musikschule und die Eltern“ zu finden: „Ich werde noch mal das Gespräch mit dem Kämmerer suchen“, erklärt er auf Anfrage.
Elke Pipka-Schneider hat allerdings schon erste Konsequenzen gezogen — und eins ihrer drei Kinder bei der Musikschule abgemeldet.