Niederlage gegen USA: DEB-Team braucht Schützenhilfe

Helsinki (dpa) - Jetzt sind Deutschlands Eishockeyspieler bei der WM auf Schützenhilfe angewiesen. Deshalb verabschiedete Pat Cortina seinen Trainerkollegen Joe Sacco mit einem sehnlichen Wunsch.

„Hoffentlich sehen wir uns hier in Helsinki noch einmal“, sagte der Bundestrainer nach dem 0:3 (0:2, 0:0, 0:1) gegen die USA und ergänzte: „Jetzt haben wir das Schicksal nicht mehr in der Hand.“ Durch die Niederlage verpasste die Nationalmannschaft einen womöglich entscheidenden Schritt Richtung K.o.-Runde - wo Cortina seinem US-Kollegen gern noch einmal gegenüberstehen würde.

Die erste Voraussetzung dafür trat bereits am Sonntagabend ein, als die Slowakei Rekordweltmeister Russland 1:3 unterlag. Verliert die Vorjahresfinalist auch zum Vorrundenabschluss am Dienstag gegen Tabellenführer USA, kann die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes mit einem Erfolg gegen Frankreich das Viertelfinale perfekt machen.

Nur 20 Stunden nach dem 2:0-Erfolg über Lettland stemmte sich das deutsche Team tapfer gegen die Nordamerika-Stars, verpasste aber vor allem wegen der Anfangsphase die Überraschung. Rein mathematisch ist sogar noch der Abstieg möglich - praktisch aber unwahrscheinlich.

Für das 0:3 übernahm Cortina die Verantwortung: „Ich habe dem Team gesagt, dass die Amerikaner mit viel Druck aus der Kabine kommen werden und dass wir deshalb mit unseren Kräften sparsam umgehen wollen. Die Folge war, dass die Spieler merkten, dass sie müde sind. Wir haben darauf geachtet, was der Gegner macht und uns nicht auf uns konzentriert. Das war mein Fehler und hat uns den Erfolg gekostet.“

Bobby Butler (3. Minute) und Paul Stastny (5.) ließen sich die frühen Chancen nicht entgehen, im letzten Drittel traf Stephen Gionta (52.) zum Endstand. Die USA lösten ihr Ticket für das Viertelfinale. Dorthin kann Deutschland nur folgen, wenn Russland oder die Slowakei Zähler abgeben und Cortinas Mannschaft im letzten Vorrundenmatch am Dienstag gegen Frankreich gewinnt. „Gegen Frankreich wird es für uns ein Riesenspiel“, sagte Torhüter Dennis Endras.

Nach dem frühen Rückstand war es für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) schwer, zurückzukommen. „Dann hat natürlich die Kraft ein wenig gefehlt“, erklärte Kapitän Christian Ehrhoff. „Aber wir werden selbstbewusst bleiben. Was jetzt in den anderen Spielen passiert, können wir nicht kontrollieren.“

Das Aufeinandertreffen mit den US-Stars stand personell unter keinem guten Stern: André Rankel (Quetschung des Außenmeniskus), Frank Mauer (Knochenödem) und Jens Baxmann (Pferdekuss) liefen wegen Verletzungen aus dem Lettland-Spiel erst gar nicht auf.

Auch Stürmer Philip Gogulla war angeschlagen, vor dem Spiel wurde eine Kieferverletzung behandelt und eine Platzwunde genäht. Kurios: Der Kölner zeigte anschließend eine seiner besten Leistungen in Finnland bislang. „Ein paar Zähne standen nicht so, wie sie sollten“, berichtete Gogulla von seiner Blessur, „aber ich habe mich genauso gefühlt wie in den andern Spielen auch.“ Einen Extra-Gesichtsschutz verwendete er nicht. „Dann hätte ich ja nur gezeigt, dass ich angeschlagen bin. So ist das, Eishockey ist ein Männersport.“

Auch für Goalie Endras war der Nachmittag nicht einfach. Er hatte Rob Zepp im Kasten abgelöst, dem beim gegen Lettland der historische zweite WM-Shutout in Serie gelungen war - zuletzt brachte das ein deutscher Keeper vor 77 Jahren bei Olympia in Garmisch zustande. Der Schlussmann parierte etliche Male bärenstark. „Alle drei Tore waren Rebounds“, meinte Verteidiger-Ass Ehrhoff und übte Selbstkritik: „Da braucht er bessere Hilfe von uns. Er hat einen Super-Job gemacht.“

Am Samstag hatte noch Rob Zepp die Lobeshymnen abbekommen, als er von den Letten nicht zu überwinden war. Der Erfolg über die aggressiven Balten hatte bei der deutschen Mannschaft die Hoffnung auf das Viertelfinale wachsen lassen, „jetzt glauben wir wieder mehr“, hatte Cortina gemeint. Die Niederlage gegen die Amerikaner war dann ein Dämpfer - aber wie dem auch sei: „Jetzt wollen noch ein Top-Spiel gegen Frankreich machen“, fand Ullmann. Und vielleicht folgt danach ja doch noch das erhoffte Viertelfinale gegen die USA.