Eishockey-WM Russland ist eine Nummer zu groß

Vor allem im Überzahlspiel zeigt der Rekordweltmeister, wie groß der Unterschied zum deutschen Team ist. Die DEB-Auswahl steigert sich im letzten Drittel, verliert am Ende mit 3:6.

Torwart Thomas Greiss schaut dem Puck hinterher, der zum 0:3 Gegentreffer im Tor landet.

Foto: Marius Becker

Köln. Erst einmal hatte eine deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft eine Begegnung gegen Russland siegreich beendet. Der 29. April 2011, als die DEB-Auswahl in Bratislava sensationell mit 2:0 gewann, wird in den Geschichtsbüchern noch für eine Weile einzigartig bleiben. Montagnachmittag unterlag der WM-Co-Gastgeber in seinem dritten Gruppenspiel verdient mit 3:6 (0:3, 0:2, 3:1). „Wir haben ihnen zu viel Raum gegeben und sind immer einen Schritt zu langsam. Russland hatte gefühlt 90 Prozent Puckbesitz“, fasste Stürmer Felix Schütz das Geschehen zusammen.

Der 29-Jährige aus Erding spielte von 2013 bis 2015 in der russischen Eliteliga KHL und kennt das russische Eishockey aus dieser Zeit noch bestens. „Dort wird ganz anders gespielt als in Schweden oder in den USA. Die Russen spielen noch mehr mit dem Puck, kreuzen unheimlich viel. Dazu brauchst du natürlich auch die Leute. Aber die haben sie. Das haben wir heute genauso erlebt“, sagte Schütz.

Der Rekord-Weltmeister ließ von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, dass für die DEB-Auswahl an diesem Nachmittag nichts zu holen ist. Bereits nach 64 Sekunden überwand Vadim Shipachyov zum ersten Mal Torhüter Thomas Greiss, der anders als beim 2:1 gegen die USA und ähnlich wie beim 2:7 gegen Schweden nicht seinen besten Tag erwischt hatte.

Es dauerte eine Weile bis der Gastgeber seine Scheu verlor und aktiv an diesem Eishockeyspiel teilnahm. Doch auf Touren kam der Motor bei der Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm, der erstmals Kapitän Christian Ehrhoff aufbieten konnte, nur äußerst selten. In der defensiven Zone ließ die deutsche Mannschaft dem Gegner wie schon in den ersten beiden Partien des Turniers zu viel Platz, vorne fehlte das Tempo gegen eine russische Abwehr, die trotz ihres unbestrittenen Talents nicht zu den besten bei diesem Turnier zu zählen ist.

„Wir haben einige dumme Strafen genommen, davon konnten wir uns nicht erholen“, analysierte Sturm die zweite Niederlage im dritten Gruppenspiel, die angesichts der nun anstehenden Begegnungen gegen die vermeintlich leichteren Gegner die Chancen auf ein mögliches Viertelfinale dennoch nicht geschmälert hat. „Das Turnier fängt für uns jetzt neu an“, sagte Sturm folgerichtig. Morgen trifft Deutschland auf die Slowakei.

Hager wird nach seiner großen Strafe mindestens ein Spiel fehlen

Die „Sbornaja“ agierte vor 18734 Zuschauern in der erneut ausverkauften Kölnarena überlegen, ohne jedoch durchgehend ihr bestes Eishockey zu zeigen. Ein dummes Foul von Stürmer Patrick Hager hatte früh eine Spieldauer-Disziplinarstrafe sowie eine nach Ablauf der zeitgleich verhängten russischen Strafzeit dreiminütige Überzahl zur Folge. In dieser war es erneut Shipachyov und nur 65 Sekunden später Sergei Plotnikov, die damit bereits nach etwas mehr als 18 Spielminuten jedwede vage Hoffnung auf eine Sensation zunichtemachten. v „Diese Undiszipliniertheiten sind vielleicht auch etwas übermotivierte Aktionen“, sagte Sturm mit Blick auf sein Team und deren Wunsch, es bei der Heim-WM besonders gut machen zu wollen. Hager wird mindestens im Spiel gegen die Slowakei fehlen, vielleicht sogar auch am Freitag gegen Dänemark. Fraglich ist zudem der Einsatz von Tobias Rieder. Der Stürmer wurde nach einem Check im ersten Drittel zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. „Gut sah es nicht aus“, befand der Bundestrainer.

Nach dem zwischenzeitlichen 0:5-Rückstand drohte das deutsche Team auf ein Debakel zuzusteuern. Doch im Schlussabschnitt korrigierten Brooks Macek, Philipp Gogulla und Dominik Tiffels das Resultat gegen dann nachlassende Russen. „Da haben wir ordentlich mitgespielt“, sagte Felix Schütz. „Das nehmen wir mit. Ab jetzt gilt es.“