Schweizer Eishockey-Märchen - Russland gedemütigt
Stockholm/Helsinki (dpa) - Das Schweizer Eishockey-Märchen bei der Weltmeisterschaft in Stockholm geht weiter - für Russland ist das Turnier nach einem Horror-Nachmittag dagegen vorbei.
Dank eines 2:1 (1:0, 1:0, 0:1)-Erfolges über Tschechien stehen die Eidgenossen sensationell im WM-Halbfinale. Das war den Schweizern zuletzt 1998 gelungen. Nach dem achten Sieg im achten Spiel trifft die Mannschaft des früheren DEL-Coaches Sean Simpson in der Vorschlussrunde am Samstag auf die USA, die zuvor Titelverteidiger Russland mit einem vernichtenden 8:3 (2:1, 2:0, 4:2) aus dem Turnier geworfen hatten. Für die „Sbornaja“ war das die höchste WM-Pleite seit 58 Jahren.
Am Abend schien sich auch das Match von Co-Gastgeber Finnland zu einem Drama zu entwickeln, als die Suomi gegen die Slowakei eine nur scheinbar komfortable 3:0-Führung aus der Hand gaben. Dank des Tores von Juhamatti Aaltonen in der 49. Minute feierten die Hausherren aber doch einen 4:3 (3:0, 0:2, 1:1)-Zittersieg gegen den Vize-Weltmeister.
Für die Schweden war der Erfolg über Kanada ebenfalls ein hartes Stück Arbeit. Nicklas Danielsson per Doppelpack (46./50.) jeweils nach Vorlage der Sedin-Zwillinge sowie Fredrik Pettersson im Shootout sorgten für das 3:2 (0:0, 0:1, 2:1) nach Penaltyschießen. Im Halbfinale kommt es nun zum Duell zwischen den beiden WM-Gastgebern.
Im Stockholmer Globen musste am Nachmittag der Schweizer Trainer Simpson bangen, bis der historische Erfolg feststand. „Die ganze Schweiz sollte stolz auf diese Mannschaft sein“, sagte der Coach im Schweizer Fernsehen. Nun haben die Eidgenossen am Wochenende die Chance auf ihre erste WM-Medaille seit 1953. Denis Hollenstein (6.) und Roman Josi (34.) trafen zum historischen Erfolg - noch nie waren den Schweizern bei einer WM acht Siege gelungen. „Hammer, historisch, heldenhaft“, titelte das Boulevard-Blatt „Blick“.
Das Anschlusstor von Zdenek Kutlak (46.) reichte den Tschechen, die zuletzt dreimal in Serie eine WM-Medaille gewonnen hatten, nicht mehr. Am Abend flogen auch die Slowaken aus dem Turnier - damit ist keiner der letztjährigen drei Medaillengewinner im Halbfinale dabei.
Am krachendsten war dabei die Niederlage der Russen, die auch NHL-Star Alexander Owetschkin bei seinem Turnier-Debüt mit einem Tor und einem Assist nicht hatte verhindern können. „Ich habe alles versucht, aber wir haben einen Fehler nach dem anderen gemacht“, meinte der Stürmer. „Zu viele Individualisten sind auch nicht gut“, sagte Coach Sinetula Biljaletdinow. „Eishockey ist ein Mannschaftsspiel - da helfen starke Einzelspieler nicht immer.“
„Das passiert nicht allzu oft“, kommentierte der amerikanische Kapitän Paul Stastny den Coup gegen die „Sbornaja“. Mit zwei Toren und zwei Vorlagen hatte der Stürmer, der wegen des NHL-Lockouts im vergangenen Winter für einige Wochen beim EHC München gespielt hatte, entscheidenden Anteil am Erfolg. „Sonst haben wir gegen die Russen meist das schlechtere Ende für uns“, erinnerte der US-Profi.
Die Amerikaner feierten den ersten Halbfinal-Einzug bei einer WM seit 2009, den erst dritten in den vergangenen zehn Jahren und den höchsten Sieg über die Russen. Paul Stastny (12./51. Minute), TJ Oshie (13.), Nate Thompson (26.), Alex Galchenyuk (38.), Ryan Carter (43.), Jacob Trouba (49.) und David Moss (50.) erzielten die Tore.