Schwieriges Kölliker-Debüt: Dietrich-Tod belastet
München (dpa) - Der angepeilte Titel-Hattrick beim Deutschland Cup wird zum schwierigen Unterfangen. Kurz vor der Bundestrainer-Premiere von Jakob Kölliker hat die deutsche Eishockeynationalmannschaft die Tragödie um den tödlich verunglückten Robert Dietrich eingeholt.
Beim ersten Auftritt ohne den Anfang September beim Flugzeugabsturz in Russland gestorbenen Nationalspieler ist Kölliker als Psychologe gefragt, muss einige Verletzte ersetzen und sieht sich mit starken Gegnern konfrontiert.
„So brutal das ist, das Rad wird sich weiter drehen. Ihn müssen wir ersetzen, da können wir nichts mehr machen“, sagte Kölliker in München der Nachrichtenagentur dpa vor dem Auftakt zum 22. Deutschland Cup. Der 58 Jahre alte Schweizer übte im Vorfeld des Vier-Nationen-Turniers einen schwierigen Spagat: Das Andenken an den toten Verteidiger wahren und gleichzeitig das Team motivieren.
In der Kabine ließ Kölliker ein Bild Dietrichs aufhängen. „Ich halte das für eine gute Geste“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), Franz Reindl. Doch Kölliker begibt sich auf einen schmalen Grad. „Es ist eine schwierige Situation. Wir wollen uns nicht hemmen lassen“, sagte etwa Stürmer Kai Hospelt.
Auch um den emotionalen Druck auf die Spieler nicht zu groß werden zu lassen, verzichtet der DEB am Rande des Deutschland Cups auf weitere Aktionen zu Ehren Dietrichs. „Das Thema ist mit der Trauerfeier in Kaufbeuren und den Gedenkminuten in den Stadien zum Saisonbeginn in der DEL erledigt“, sagte Reindl.
Doch innerhalb der Mannschaft wurde seit der ersten Zusammenkunft immer wieder auch an den toten Kameraden gedacht. „Natürlich sprechen wir darüber“, sagte Hospelt. Torhüter Jochen Reimer, der eng mit Dietrich befreundet war, spielt in dieser Saison mit dessen Nummer 20 und dem Schriftzug „Didi“ auf seinem Helm. „Er wird immer Teil der Mannschaft sein“, sagte Teammanager Klaus Merk.
Bei aller nach wie vor vorhandenen Trauer erwartet Kölliker bei seiner Premiere einen professionellen Umgang mit dem Thema. „Die Spieler haben das sicher verarbeitet. So hart das ist, so brutal das ist. Das ist einfach Business“, sagte der Schweizer. Der dritte Titel in Folge und damit ein Einstand nach Maß für Kölliker soll trotz allem her: „Wir wollen das Turnier wieder gewinnen.“
Bereits zum Auftakt am Freitag wird es auch für ihn heikel. Gegen sein Heimatland soll Kölliker das deutsche Eishockey als Nachfolger von Uwe Krupp in eine neue Ära führen. „Ich denke nicht, dass ich mich da zurückhalten muss. Ich bin im Moment auf Deutschland getrimmt. Das ist jetzt meine Mannschaft. Alles andere verdränge ich“, sagte Kölliker zum besonderen Einstand.
Auch die beiden übrigen Gegner Slowakei am Samstag und die USA am Sonntag haben es in sich. Beide Teams müssen zwar ebenso wie Deutschland ohne die Cracks aus der NHL auskommen, rekrutieren sich aber ausnahmslos aus Europas Top-Ligen in Russland, Schweden, Finnland und Tschechien. Bei den Amerikanern steht zudem unter anderem der frühere NHL-Veteran Chris Chelios an der Bande.
Nicht nur deshalb wünscht Reindl dem neuen Bundestrainer „Glück“. Kölliker muss gleich auf fünf eigentlich nominierte Spieler verzichten, zudem trat Routinier Daniel Kreutzer im Sommer aus dem Nationalteam zurück. Geht der Einstand beim Deutschland Cup schief, dürfte die Diskussion um den von vielen nur als Übergangslösung angesehenen Schweizer schnell an Fahrt aufnehmen.
Das deutsche Aufgebot für den Deutschland Cup:
Torhüter: Danny aus den Birken (Kölner Haie), Dimitri Pätzold (Hannover Scorpions), Jochen Reimer (EHC München)
Verteidiger: Christopher Fischer, Benedikt Kohl, Benedikt Schopper (alle Grizzly Adams Wolfsburg), Nikolai Goc, Dennis Reul (beide Adler Mannheim), Frank Hördler (Eisbären Berlin), Kevin Lavallee (Kölner Haie), Felix Petermann (EHC München), Christoph Schubert (Hamburg Freezers)
Stürmer: Simon Danner, Patrick Reimer (beide DEG Metro Stars), Jerome Flaake (Hamburg Freezers), Phillip Gogulla (Kölner Haie), Thomas Greilinger (ERC Ingolstadt), Patrick Hager, Daniel Pietta (beide Krefeld Pinguine), Kai Hospelt (Grizzly Adams Wolfsburg), Marcus Kink, Frank Mauer (beide Adler Mannheim), Andre Rankel (Eisbären Berlin), Michael Wolf, Tobias Wörle (beide Iserlohn Roosters)