Qualifikationsturnier Showdown in Bremerhaven: Eishockey-Frauen heiß auf Olympia
Bremerhaven · Die letzte Olympia-Teilnahme des deutschen Frauen-Eishockeyteams liegt lange zurück. In Bremerhaven warten drei unangenehme Gegner. Die Qualifikation für 2026 wäre wichtig.
Den Kinderschuhen ist das deutsche Frauen-Eishockey schon länger entwachsen. Nach jahrelanger Stagnation soll eine Olympia-Teilnahme 2026 nun auch endlich wieder einen Wachstumsschub bringen. Nötig ist dafür ein Erfolg beim am Donnerstag beginnenden Qualifikationsturnier in Bremerhaven. „Wir haben die internationale Schuhgröße 34/35“, sagt Sportdirektor Christian Künast vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) vor dem Turnierstart. „Bei den Männern haben wir 41/42.“
Die Männer-Nationalmannschaft von Bundestrainer Harold Kreis hat sich mittlerweile in der Weltspitze etabliert. 2018 holte sich die DEB-Auswahl sensationell Olympia-Silber, 2023 wurde sie Vizeweltmeister. Die Frauen von Coach Jeff MacLeod müssen dagegen noch einiges aufholen. Ein Olympia-Start 2026 in Mailand würde dabei helfen. Zuletzt war Deutschland 2014 im russischen Sotschi dabei. Es war nach Salt Lake City 2002 sowie vier Jahre später in Turin erst die dritte Teilnahme.
Förderplätze bei der Bundeswehr winken
Setzen sich die Spielerinnen um Kapitänin Daria Gleißner in der Eisarena in Bremerhaven gegen Österreich, Slowakei und Ungarn durch, winken weitere Sport-Förderplätze bei der Bundeswehr, dem wichtigsten Arbeitgeber im deutschen Spitzensport. Vom Eishockey allein kann hier keine Spielerin leben. Zwischen 100 und 200 Zuschauern kamen am letzten Spieltag vor der Länderspielpause in die Erstliga-Arenen. Auch an zahlungskräftigen Sponsoren fehlt es weiterhin.
„Es hat sich dennoch einiges getan“, erklärt Bundestrainer MacLeod. Mit der früheren Eishockeyspielerin Ronja Jenike wurde im vergangenen September eine Leistungssportreferentin beim DEB engagiert. „Dass das Frauen-Eishockey in Deutschland großes Potenzial hat, haben wir besonders in den letzten Jahren immer wieder gesehen“, sagt Jenike. Auch das mediale Interesse ist gewachsen. MagentaSport übertragt alle drei Olympia-Qualifikationsspiele live.
Beim Nationenturnier in Landshut, das 2023 und 2024 zeitgleich zum Deutschland Cup der Männer stattfand, kamen teilweise mehr als 3.000 Zuschauer zu den Spielen. Eine völlig neue Erfahrung für das deutsche Frauen-Team. Im vergangenen Jahr gelang erstmals der Turniersieg, unter anderem mit Siegen gegen die Slowakei (2:1) und Ungarn (3:1) - den Gegnerinnen am Samstag und Sonntag.
Torhüterin Abstreiter auf Weltklasse-Niveau
Die Weltspitze mit den USA und Kanada ist allerdings immer noch weit weg. In Sandra Abstreiter hat die DEB-Auswahl immerhin eine Torhüterin auf Weltklasse-Niveau. Die 26-Jährige ist bislang die einzige Deutsche, die in der 2023 gegründeten Professional Women's Hockey League (PWHL), dem Pendant zur NHL, aktiv ist. Beim Tabellenführer Montreal Victoire ist sie jedoch nur Ersatz. Dabei wurde sie bei der WM 2024 noch zur besten Torhüterin des Turniers ausgezeichnet. „Früher oder später ist es mein Ziel, irgendwo in der Liga die Nummer eins zu sein“, hatte sie der ARD-„Sportschau“ gesagt.
Auch Katharina Jobst-Smith (University of Minnesota Duluth), Lilli und Luisa Welcke (Boston College) hoffen auf eine Zukunft in der PWHL. Gemeinsam mit der in Schweden spielenden Emily Nix komplettierte das Quartett am Montag den deutschen Kader in Bremerhaven.
Zum Auftakt wartet am Donnerstag (19.00 Uhr/MagentaSport) Österreich als erster von drei unangenehmen Gegnern. Sportdirektor Künast weiß, worauf es unter anderem ankommt. „Ein gewisses Quäntchen Scheibenglück gehört dazu“, sagt der frühere Profitorhüter.
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